Welche Instrumente kommen für Kitas infrage?

Trommeln, Rasseln, Streichen – Musizieren gehört in jede Kita. Aber müssen es auch teure oder möglichst viele Instrumente sein? Unsere Expertin gibt Tipps zu sinnvollen Anschaffungen, die praxistauglich und zugleich bezahlbar sind.

Welche Instrumente kommen für Kitas infrage?
© Dizfoto – shutterstock

Gemeinsames Musizieren in der Kita erreicht alle Kinder – nicht nur diejenigen, deren Eltern ein musikalisches Freizeitangebot finanzieren können und wollen. Beim Blick in den Instrumentenschrank fällt allerdings immer wieder auf, dass manche Anschaffungen zwar gut gemeint sind, aber nicht am wirklichen Bedarf orientiert getätigt wurden. Das führt häufig dazu, dass teure Instrumente ungenutzt verstauben.

Bestimmte Instrumente sollten als Gruppensatz angeschafft werden

Bei Klanghölzern, Stabglöckchen, Rasseln und einfachen Handtrommeln (ohne Stimmschrauben) empfiehlt es sich, sie für ganze Gruppen1 zu bestellen. Diese vier Instrumente lassen sich vielfältig einsetzen und sind günstig im Preis. Bei den Rasseln lohnt es sich, auf unterschiedliche Formen, Klänge und haptische Materialien zu achten. Runde Rasseln können rollen, eckige Rasseln aufeinander gestapelt werden. Handtrommeln wiederum verwandeln sich mit etwas Fantasie in einen Teller, einen Hut oder einen Regenschirm. Sie können zugerollt, mit der Hand oder einem Schlägel angespielt werden. Ebenso kreativ lassen sich Klanghölzer verwenden. Neben ihren verschiedenen Anschlagmöglichkeiten können sie auch zum Löffel, Kamm, Haus oder zu Hasenohren werden. Diese Instrumente müssen also nicht immer korrekt bespielt werden, sondern laden zum kreativen Explorieren ein. Mit Ausnahme der Handtrommeln kann eine kleine Auswahl dieser Instrumente im Gruppenraum zum freien Spiel bereitliegen und auch zum Bauen oder Formenbilden „zweckentfremdet“ werden.

Jedes Instrument hat seine eigenen Einsatzbereiche

Mit Stabspielen wie Xylophon, Glockenspiel, Boomwhackern und klingenden Stäben lassen sich Lieder leicht begleiten, wenn man sich auf zwei Töne pro Tonart beschränkt. Harmonische Grundlage für viele Kinderlieder bietet hier die sogenannte Bordunquinte, die sich aus dem ersten und fünften Ton einer Tonleiter zusammensetzt (Beispiel D-Dur: Töne D + A).
Bei jüngeren Kindern hat sich besonders der Einsatz von Klangbausteinen oder auf Töne gestimmten Glocken bewährt. Sie lassen sich am Platz oder in Bewegung spielen und die einzelnen Töne sind gut zu greifen. Ihr entscheidender Vorteil liegt darin, dass keine abnehmbaren Klangplatten herunterfallen können. Um mit einer Gruppe von zehn Kindern zu musizieren, reicht je ein diatonischer2 Satz Klangbausteine und Glöckchen aus. Für noch größere Klangvielfalt sorgt dann die Anschaffung von zwei einzelnen Xylophon-Klangbausteinen (Holzklangplatten) in der Lieblingstonart. Erhält beim Verteilen nur jedes zweite Kind im Sitzkreis einen Klangbaustein, sorgt dies für angenehmere Lautstärke und gleichzeitig werden Kompetenzen wie Abwarten und Weiterreichen gefördert. Bekommen die anderen Kinder ein kleineres Instrument oder Material an die Hand, wird das Spiel abwechslungsreicher und alle bleiben beschäftigt.
Glockenspiele, Metallophone oder Xylophone können von den Kindern auch spielerisch kreativ genutzt werden, indem sie beispielsweise Kastanien, Nüsse oder kleine Bälle auf ihnen herunterpurzeln lassen. Klangplättchen alter Glockenspiele können an einem Band aufgehängt und mit einem Schlägel zum Tönen gebracht werden. Ihr Klang erinnert an Sonnenstrahlen, Wassertropfen oder Schneeflocken.
Auch ein diatonischer Satz Boomwhacker kann Einzug in die Kita halten. Die bunten Kunststoffröhren machen fast alles mit, können mit dem Körper oder mit Schlägeln gespielt und mithilfe der Basskappen zur großen Rassel umfunktioniert werden. Kleine Glöckchen, Eggshacker oder Naturmaterialien kullern wunderbar durch die Röhre und laden zum Explorieren und freien Spiel ein.
Prinzipiell nicht zu empfehlen ist die Anschaffung von Blasinstrumenten. Eine Ausnahme bildet dabei allerdings das Kazoo aus Kunststoff. Sein Ton entsteht durch Hineinsingen und erinnert an den Klang eines Saxophons. Ältere Kinder kommen damit gut zurecht und haben Spaß, den lauten Ton zu erzeugen. Aufführungen mit einem Kazoo-Orchester machen das Sommerfest und die Verabschiedung aus dem Kindergarten unvergesslich. Bunte Kazoos aus Kunststoff sind preisgünstig, bruchsicher und haben mittlerweile meistens eine wasserresistente Membran, sodass sie sich vorsichtig reinigen lassen.

Ausgefallene Klänge wecken die Aufmerksamkeit der Kinder 

Triangel, Chimes, Zimbel, Klangschale, Becken und Gong sind lang nachschwingende Instrumente, die große Faszination auf Kinder ausüben. Gerade deshalb ist es wichtig, sie dezent und gezielt einzusetzen. Sie eignen sich ideal als Ritualtöne zum Beginn oder Ende einer Stunde, Foto S. 22: © Dizfoto – shutterstock lassen sich aber auch für Achtsamkeitsübungen wie Lauschen und nonverbale Kommunikation nutzen oder mit Hörübungen verbinden. So werden etwa Schwingungen in Klangschalen, die mit Wasser gefüllt sind, sicht- und fühlbar. Für Instrumente dieser Art gilt: Wer Investitionen plant, setzt hier besser auf Vielfalt und Einzelanschaffungen anstatt auf Gruppensätze. Zu empfehlen ist auch eine kleine Auswahl an Effektinstrumenten: Regenmacher, Cabasa und ThunderDrum können beispielsweise Klanggeschichten untermalen und Bilderbücher zum Klingen bringen. Alternativ dazu erinnern Alltagsmaterialien wie Wellpappe oder präparierte Konservendosen an den Klang eines Guiro („Ratschgurke“). Eine Meerestrommel oder Ocean Drum kann von einer umgedrehten Handtrommel imitiert werden, in der Reis oder Bohnen kreisen.

Instrumente führen Kinder auch zu Ruhe und Achtsamkeit

Sinnvoll ist immer die Anschaffung einer Kalimba (Daumenklavier) und einer kleinen Auswahl an Windspielen (Koshi). Abgesehen von ihrem zauberhaften Klang und Material sind sie robust und für jüngere Kinder geeignet. Das Daumenklavier kann auch in einem offenen Ruhebereich zum freien Spiel zur Verfügung stehen. In der Waldorfpädagogik sind pentatonisch gestimmte Kantelen, also Kinderleiern, fester Bestandteil musischer Erziehung. Sie können ohne musikalische Vorkenntnisse gespielt werden, ihr zarter Klang übt einen besonderen Zauber aus. In der Neuanschaffung sind sie allerdings recht teuer, weshalb sich ein Blick auf den Gebrauchtmarkt lohnt. Fällt übrigens der Begriff Pentatonik, sollten musisch interessierte Erzieher:innen stets aufhorchen. Eine pentatonische Tonleiter besteht aus fünf Tönen, die im Zusammenspiel immer harmonisch klingen. Mit solchen Instrumenten können Kinder schon sehr früh kurze Melodien improvisieren. Viele einfache Kinderlieder kommen mit der Fünfton-Reihe aus: „Backe, backe Kuchen“ oder „Laterne, Laterne“ sind nur zwei Beispiele dafür. Auch Stabspiele lassen sich pentatonisch nutzen, wenn sie entsprechend umgebaut werden. Derzeit erfreuen sich pentatonisch gestimmte Mini Steel Drums großer Beliebtheit. Mit ihrem Klang führen sie zu Ruhe und Entspannung.

Zusätzliche Materialien unterstützen und steigern das Klangerlebnis 

Um das vorhandene Instrumentarium sinnvoll zu ergänzen, dürfen Naturmaterialien wie Steine, Nüsse, Kastanien, Muscheln, Bucheckern, Hölzer oder getrocknete Bohnen ebenso wenig fehlen wie Murmeln, verschiedene Papiersorten, Pinsel (zum Streichen über Handtrommeln), Luftballons und Krepppapierband. Materialien wie diese laden zum konzentrierten Hinhören ein und sensibilisieren das Ohr für Alltagsklänge.

Richtige Aufbewahrung lässt die Instrumente länger leben 

Durchsichtige Stapelboxen haben sich für die Aufbewahrung der kleineren Instrumente und Materialien bewährt. Zeitweise können ausgewählte Instrumente auch mal ästhetisch in einem Weidenkorb präsentiert werden. Stabspiele gehören nach dem Gebrauch jedoch immer in den Schrank und sollten möglichst nur unter Anleitung zum Einsatz kommen. Um den achtsamen Umgang mit den Instrumenten spielerisch zu trainieren, können Impulse wie „Wir schaffen es doch bestimmt, alle Instrumente ohne Geräusch wieder zurück in den Korb zu legen“ hilfreich sein. Denn auch das macht die Anschaffungen nachhaltig: ein Gespür für die Einzigartigkeit der Instrumente zu entwickeln.

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