Liebe Leserinnen und Leser,
es wäre auch zu schön gewesen! Anfang des Jahres gingen in ganz Deutschland Tausende auf die Straßen, um gegen Faschismus zu demonstrieren. Da waren auch Erzieher:innen, Familien, Kinder. Es schien, als keime Hoffnung auf, braune Machtfantasien verhindern zu können. Aber klar: Mit ein paar Mal Demonstrieren ist nicht zerstört, was über Jahre gewachsen ist. Die Wahlen in Sachsen und Thüringen haben das gezeigt – dort, wo viele Menschen eine zumindest in Teilen rechtsextreme Partei gewählt haben. An Fahrlässigkeit ist dieses Wahlverhalten nicht zu überbieten und mit Protest hat das auch nicht mehr viel zu tun.
Willkommen in der neuen Realität, möchte man sagen. Doch so neu ist die natürlich nicht, wie uns Kita-Leiterin Elke Posner aus dem Südwesten Sachsens erzählt. Seit Jahren schon rücken Hetze und Ausländerfeindlichkeit immer näher an ihren Kita-Alltag heran, immer lauter werden diese Stimmen. „Dem wollten wir als Team nicht unwidersprochen zusehen“, schreibt sie in ihrem Erfahrungsbericht (Seite 10/11), der uns tief bewegt hat. Mut und Kraft brauche es dafür, sagt sie. Doch sie erklärt auch: Jede Kita kann im Kleinen etwas verändern.
Damit wären wir schon beim Schwerpunkt dieser Ausgabe, die alle Infos gebündelt hat, wie Sie als Leitung mit rechtsextremen Bemerkungen, Kolleg:innen und Eltern umgehen können. Und zwar nicht nur in Sachsen oder Thüringen.
Herzliche Grüße aus Freiburg
Thilo Bergmann, Chefredakteur
bergmann@herder.de
Neues Präventionsprogramm soll Burnout verhindern
Um das Lebensgefühl ganzheitlich zu verbessern, bietet die Deutsche Rentenversicherung speziell für Berufstätige das kostenfreie Trainingsprogramm „RV Fit“ an. Es wurde von Ärzt:innen entwickelt, findet in kleinen Gruppen statt und enthält Elemente zu Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung. Unter www.rv-fit.de lässt sich anhand der Postleitzahl der nächstgelegene Trainingsort finden. Teilnehmen können alle, die aktiv berufstätig sind, seit mindestens sechs Monaten arbeiten und erste Zipperlein wie Rückenschmerzen oder Schlafprobleme spüren.
Fachkräfteverband schreibt an Kita-Spitzen
In Rheinland-Pfalz hat sich der Fachkräfteverband mit einem Schreiben an die kirchlichen und kommunalen Trägerverantwortlichen der Kita-Spitzen gewandt. Darin macht er auf Probleme aufmerksam, von denen Kitas in der Zusammenarbeit mit dem Träger immer wieder berichten. Bemängelt werden vor allem keine oder häufig wechselnde Ansprechpartner:innen für die Leitung. Zum Gremium der Kita-Spitzen gehören übergeordnete Trägerverbände auf kirchlicher und kommunaler Ebene sowie Bildungsministerium, Gewerkschaften, Landesjugendamt und Landeselternausschuss. Der Fachkräfteverband selbst ist in den Kita-Spitzen nicht vertreten.
Bund macht wieder 4 Milliarden Euro locker
Mitte August hat das Bundeskabinett das „Dritte Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Teilhabe in der Kindertagesbetreuung“ beschlossen, das 2025 in Kraft treten soll. Damit will der Bund finanziell zur Verbesserung frühkindlicher Bildung beitragen und die Länder auch die nächsten beiden Jahre mit vier Milliarden Euro unterstützen. Der Fokus liege dabei auf der Fachkräftegewinnung und -sicherung, weil die Verlässlichkeit der Kitas daran hänge, so Bundesfamilienministerin Lisa Paus. Daher führt der Bund die Vorgabe ein, dass jedes Land mindestens eine Maßnahme zur Gewinnung und Sicherung von Fachkräften ergreifen muss. Zu den sieben Handlungsfeldern für mehr Qualität zählt außerdem wieder die Stärkung der Leitung.
Datenbank listet Fortbildungen zu sexualisierter Gewalt
Unter www.fortbildungsnetz-sg.de bietet die „Deutsche Gesellschaft für Prävention und Intervention gegen Kindesmisshandlung, -vernachlässigung und sexualisierter Gewalt e.V“ in Kooperation mit der „Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung“ eine Datenbank für Fortbildungsangebote zu sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend. Sie sieht sich als Antwort auf den zunehmenden Bedarf an qualifizierten Fortbildungen in Schulen, Kindertageseinrichtungen, Jugendarbeit und Einrichtungen der Erziehungs- und Eingliederungshilfe. Ein Qualitätssicherungsverfahren gewährleistet, dass sich nur kompetente Anbieter:innen in der Datenbank registrieren.
Leitungskongresse finden auch 2025 statt
Der Deutsche Kitaleitungskongress (DKLK) findet 2025 über das Jahr verteilt an sieben Terminen in sieben verschiedenen Städten statt: am 18./19. März in München, am 25./26. März in Düsseldorf, am 28./29. April in Leipzig, am 3./4. Juni in Stuttgart, am 23./24. September in Wiesbaden, am 29./30. September in Hamburg und am 20./21. Oktober in Berlin. Referent:innen sind unter anderem Prof. Dr. Armin Schneider, Ursula Günster-Schöning und Lutz Herkenrath.