"Ist es sinnvoll, im Team ein „Codewort“ zu vereinbaren?"Frage & Antwort

Ist es sinnvoll, im Team ein „Codewort“ zu vereinbaren, um sich gegenseitig auf grenzverletzendes Verhalten gegenüber Kindern aufmerksam zu machen?

Zu grenzverletzendem Verhalten gehört in erster Linie jede Form von körperlicher und seelischer Gewalt. Aber auch Machtmissbrauch, Zwang und unangemessene Sprache zählen dazu. Doch wie können Teammitglieder konstruktiv damit umgehen, wenn sie bei einem Kollegen/einer Kollegin solch ein Verhalten beobachten? Ein gemeinsam vereinbartes „Codewort“ bietet sich tatsächlich an und hat sich in der Praxis bereits bewährt. Das kann ein Satz sein wie beispielsweise „Frau Müller ruft an, gehst Du dran?“ oder ein Wort wie etwa „Reptilienhirn“. Dieser Begriff deutet auf den Stressmodus hin, denn das sogenannte Reptilienhirn ist aktiv, wenn unser Verhalten mehr oder weniger unbewusst abläuft. Solche Codewörter oder Sätze sollen dem Kollegen/ der Kollegin signalisieren, dass er/sie sich jetzt eine Pause nehmen kann und dass man selbst in die kritische Situation mit dem Kind einspringt. Wenn Sie als Leitung das Thema „Codewort“ in der Teamsitzung ansprechen, sollten Sie immer zugleich betonen, dass eine solche Vereinbarung nicht dazu gedacht ist, Kolleg:innen bloßzustellen und ihr Fehlverhalten anzuklagen. Vielmehr soll es primär um die Entlastung und den Schutz aller Beteiligten gehen. Natürlich spielt dabei auch eine Rolle, dass nach SGB VIII § 47 Abs. 2 jederzeit das institutionelle Kindeswohl gewahrt werden muss. Im Rahmen der Diskussion kann sich das Team dann auch darüber verständigen, welche Rahmenbedingungen verändert werden müssten, um kindeswohlgefährdende Situationen möglichst ganz zu verhindern. Als Beispiele seien hier die stressige Garderobensituation genannt oder die kleinen Übergänge und wie sie gestaltet sind. Oder der Tagesablauf und wie eng er getaktet ist, aber auch wie Partizipation in der Einrichtung gelebt wird. Zum besseren Verständnis kann es hilfreich sein, sich noch einmal bewusst zu machen, dass Menschen in Stresssituationen tatsächlich in anderen Gehirnarealen unterwegs sind, in denen ihnen bestimmte Reflexionsprozesse schwerer fallen und ungewollte Handlungen eher passieren.

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