Kleine Kinder, kleiner Spielplatz? Warum diese Trennung Quatsch ist!Erlebnisse einer Kita-Fortbildnerin

Manchmal schaffen Fachkräfte und Raumplanung Barrieren, wo keine sein sollten. Dabei kann gerade auf dem Außengelände gemeinsames Lernen mit Leichtigkeit entstehen – wenn man es nur wagt, den Zaun zu öffnen.

Kleine Kinder, große Kinder – oft erlebe ich, dass diese Einordnung von Fachkräften vorgenommen wird. Gemeint sind natürlich Kinder unter und Kinder über 3 Jahre. In meinen Fortbildungen weise ich immer schon zu Beginn darauf hin, dass ich diese Bezeichnungen vermeide. Denn sprachlich meint „klein“ und „groß“ tatsächlich nur die Körpergröße, nicht aber das Alter. Deshalb verwende ich die Begriffe „ältere“ und „jüngere“ Kinder. Zu meiner Freude erlebe ich dann häufiger, dass Teilnehmer:innen nach meinem Statement ihren Sprachgebrauch überdenken und ändern.

Ungläubig und ratlos macht es mich immer wieder, wenn ich erfahre, dass in einer Kita die Kinder unter 3 Jahren, für die es in der Einrichtung dann häufig noch eigene Räume gibt, auch ein extra Außengelände haben. Eins mit spezieller, also „kleiner Ausstattung“. Denn das bedeutet ja, dass die Industrie eigens für diesen Zweck AußengeländeMaterialien und -aufbauten anfertigt, anbietet und verkauft: eine besonders kleine Rutsche, ein besonders kleines Klettergerüst, eine besonders kleine Schaukel und so weiter. Und dann trennt da plötzlich ein Zaun die jungen Kinder vom Außengelände der älteren Kinder mit einer längeren Rutsche, einer größeren Schaukel und einem höheren Klettergerüst. Dass ältere Kinder körperlich bisweilen kleiner sind als manch eines der Kinder unter 3 Jahren, wird dabei entweder gar nicht wahrgenommen oder ausgeblendet. Aber was könnte ein körperlich größeres Kind unter 3 dort nicht schon alles ausprobieren und lernen, wenn es diesen Zaun nicht gäbe? Argumentiert wird meist mit der Aufsichtspflicht und mangelndem Gefahrenbewusstsein. Und dass es nicht zu leisten sei, die jüngeren Kinder so engmaschig zu betreuen, dass sie im Außengelände der älteren gut zurechtkommen. Sehr schade eigentlich!

Wie freue ich mich dann jedes Mal, wenn ich in Kitas komme, die offen arbeiten und deren Außengelände als Bildungsbereich gesehen wird, der die meiste Zeit des Tages geöffnet und mit einer Fachkraft besetzt ist und zu dem alle Kinder jeden Alters Zugang haben. Zum Glück erlebe ich auch das oder bekomme es in Fortbildungen erzählt. Als absolute Königsdisziplin sehe ich es dann, wenn eine Kita mit den älteren Kindern Regeln für das „Allein-ohne-Erwachsene-draußen-Sein“ vereinbart hat.

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