Liebe Leserinnen und Leser,
erinnern Sie sich noch an die Verabschiedung von Ihrer letzten oder vorletzten Arbeitsstelle? Wenige Tage, bevor ich im Herbst 2021 in die Redaktion kindergarten heute gewechselt bin, gab es eine große Runde mit bewegenden Worten meiner bisherigen Kolleg:innen, als Geschenk eine Karikatur, die extra für mich gezeichnet wurde, und bestimmt an die 50 E-Mails von Mitarbeiter:innen aus dem ganzen Unternehmen, denen ich über die Jahre begegnet war. Da wurde mir der Abschied nochmal richtig schwer. Wie ist das bei Ihnen in der Kita? Wie verabschieden Sie Teammitglieder rituell und wie stellen Sie sicher, dass deren Wissen nicht unwiederbringlich verlorengeht? In dieser Ausgabe widmen sich drei Autorinnen genau diesem Thema. Sie skizzieren Grundlagen und Hintergründe, liefern Argumente, warum sich das sogenannte Offboarding auch für Ihre Einrichtung lohnt, und schildern ihre Erfahrungen.
Beim zweiten Thema, auf das ich Sie neugierig machen möchte, geht es um Erwartungen an das System Kita. Zeitlich passt das auch gut zum Regierungswechsel. Denn die Kita kann nicht alles richten, findet Prof. Armin Schneider von der Hochschule Koblenz. Er sagt, man müsse dringend überlegen, welchen Stellenwert Kinder in unserer Gesellschaft haben sollen (ab Seite 22) – und was das für Führungskräfte in der Kita bedeutet.
Wie immer wünschen das Leitungsheft-Team und ich Ihnen viel Spaß beim Lesen.
Herzliche Grüße aus Freiburg
Thilo Bergmann, Chefredakteur
Haben Sie Fragen? Dann melden Sie sich gerne bei mir:
thilo.bergmann@herder.de.
Aufruf stößt auf Kritik
Fünf wissenschaftliche Bildungsverbände haben mit einer gemeinsamen Stellungnahme auf den Aufruf „Kita-Kindeswohl im Blick“ der Bildungsforscherin Veronika Verbeek reagiert. Sie und andere hatten die aktuelle Kita-Pädagogik infrage gestellt, weil sie mit ihr erhebliche Risiken für Kinder verbunden sehen. Konkret geht es um die Themen Krippen besuch, Selbstbildungsansatz, Partizipation und Stärkenorientierung. Die Verbände sehen in Verbeeks Aufruf eine pauschale, nicht gerechtfertigte Verurteilung von Fachkräften und Kita-Praxis, die von unbelegten Unterstellungen geprägt sei.
Kinder- und Jugendhilfe wird nicht inklusiv
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat angemahnt, dass die neue Bundesregierung das geplante Gesetz zur Ausgestaltung der Inklusiven Kinder- und Jugendhilfe umgehend wieder aufgreifen müsse. Durch den Regierungswechsel war das Vorhaben vorerst gescheitert. Sonst würde die angestrebte Gesamtzuständigkeit für alle Kinder und Jugendlichen mit Behinderung trotz jahrelanger Diskussionen und eines breit getragenen Gesetzesentwurfs nicht erreicht.
Rheinland-Pfalz ernennt 15 neue Konsultationskitas
In der sechsten Runde des Programms hat das rheinland-pfälzische Bildungsministerium die Fördergelder für die Arbeit 15 weiterer Konsultationskitas bewilligt. Beteiligte Einrichtungen hatten sich mit einem pädagogischen Schwerpunkt beworben; andere Kitas bekommen die Möglichkeit, in Hospitationen, Workshops, Teamberatungen oder an Fachnachmittagen die Umsetzung in der Praxis mitzuerleben. Die ausgewählten Kitas erhalten bis 2026 finanzielle Unterstützung für ihre Konsultationsarbeit. Lesen Sie zum Thema Konsultationskitas auch den Beitrag ab Seite 12.
Der KLIMAfuchs hilft beim Klimaschutz
Das Projekt KLIMAfuchs der Hamburger Umweltstiftung Save Our Future (S.O.F.) hat einen mehrsprachigen Flyer für Kitas und Eltern mit Tipps zu fünf Handlungsfeldern nachhaltiger Entwicklung herausgegeben. Sie sollen Kitas zur Selbstreflexion dienen, aber auch die Kommunikation mit den Eltern unterstützen. Inhaltlich geht es um die Themen Energie, Ernährung, Konsum, Mobilität und biologische Vielfalt. Die Klimaschutz-Tipps sind in elf Sprachen verfasst und stehen unter www.klimafuchs-kita.de als Download zur Verfügung.
Wer darf in NRW in Kitas arbeiten?
Mit Inkrafttreten der neuen Personalverordnung für NRW können in Kitas auch profilrelevante Kräfte eingesetzt werden, die zum Konzept passen: zum Beispiel Musiker:innen in Einrichtungen mit Musikschwerpunkt. Landschaftsverband Rheinland (LVR) und Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) begrüßen diese Option im Kampf gegen den Personalmangel. Die neue Regelung, dass in Ausnahmefällen für 60 Kinder nur eine sozialpädagogische Fachkraft anwesend sein muss, wird dagegen vom Verband Bildung und Erziehung (VBE) scharf kritisiert. Sie berge große Risiken für die Qualität der frühkindlichen Bildung, der Aufsichtspflicht und für das Kindeswohl.
Nicht kinderleicht, aber entscheidend
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hat fünf Plakate mit ihren Hauptforderungen zur Kita-Qualität veröffentlicht. Diese betreff en die Bereiche Fort- und Weiterbildung („Das ist kein Kinderkram!“), Unterstützung von Kita-Leitungskräften („Nicht kinderleicht, aber entscheidend!“), mehr Zeit für Vor- und Nachbereitung („Nennt das Kind beim Namen!“), bessere Fachkraft-Kind-Schlüssel („Damit es kindgerechter wird!“) und Fachberatung („Betreuung ist kein Kinderspiel!“). Ein Set mit allen fünf Plakaten kann zum Preis von drei Euro im GEW-Shop bestellt werden.