Messer, Gabel, Schere, Licht, sind für kleine Kinder nicht - das ist zwar richtig, doch leider nur die halbe Wahrheit. Die größeren Risiken lauern dort, wo sich der Nachwuchs im Sommer am liebsten tummelt: im Planschbecken, rund um dem Gartengrill, im Geräteschuppen oder in der Nähe giftiger Pflanzen. Sobald das Wetter nach draußen lockt, sollten Eltern besser einmal zu viel als zu wenig hinschauen.
Ertrinkungsunfälle vermeiden - Vorsicht auch bei Planschbecken
Die wenigsten Eltern lassen ihr Klein- oder Kindergartenkind im Schwimmbad aus den Augen. Im Planschbecken allerdings nehmen es viele mit der Aufsicht nicht mehr so genau: „Da ist ja nur wenig Wasser drin, die große Schwester ist doch auch im Garten, ich würde schon hören, wenn etwas nicht stimmt." Inke Ruhe von der Bundesarbeitsgemeinschaft „Mehr Sicherheit für Kinder" kennt diese Einwände. „Sie sind leider alle falsch. Wenn kleine Kinder mit dem Gesicht unter Wasser geraten - und dafür reichen nun einmal wenige Zentimeter - dann strampeln sie nicht, und sie tauchen auch nicht mehr auf, um um Hilfe zu rufen. So furchtbar das klingt: Sie sinken einfach nach unten und ertrinken lautlos in Sekundenschnelle." Drastische Worte, die nach Erfahrung der Bundesarbeitsgemeinschaft aber nötig sind, um Eltern für die Gefahren zu sensibilisieren. „Zu den minimalen Sicherheitsvorkehrungen gehört eine Absperrung um den Teich und ein Zaun zu Nachbargrundstücken, wenn dort Gefahr droht." Große Behältnisse mit Wasser sind immer ein Risiko. Sogar der neugierige Blick in eine Regentonne kann zur tödlichen Falle werden, weil der Körperschwerpunkt bei kleinen Kindern oben im Kopfbereich liegt und sie daher schnell das Gleichgewicht verlieren. Hilfreich ist es, wenn Eltern ihre Kinder schon früh an das Element Wasser gewöhnen. So geht die Freude am flüssigen Nass, aber auch der Respekt davor, in Fleisch und Blut über. Dennoch: Das einzige wirksame Mittel, um Badeunfällen wirklich vorzubeugen, ist eine „lückenlose Aufsicht in jedem Augenblick", so die Expertin. „Und im Schwimmbad oder am See gilt das auch noch für größere Kinder, die schon schwimmen können."
Gefahren des Feuers richtig einschätzen
Idealerweise lassen Mama und Papa beim Grillen auf der Terrasse ähnliche Vorsicht walten. Entspannter brutzelt es sich etwas abseits vom Trubel, mit einem kippsicheren Grill. „Tödliche Unfälle" so Inke Ruhe, „gibt es jedes Jahr durch den Einsatz von flüssigen Brandbeschleunigern." Die Kinder verwechseln die Flüssigkeiten mit Getränken. Und wenn der Laie den glühenden Grill noch einmal mit Spiritus anzufachen versucht, kommt es zu hohen Explosionen „mit verheerenden Folgen für alle, die in der Nähe standen." Tatsächlich ist das Grillen eine Tätigkeit, bei der das beliebte und sonst sinnvolle „Mithelfen" eine Auszeit bekommen sollte: Rund um den Grill herrscht weiträumig eine kinderfreie Zone.
Was nicht heißt, dass man ein Kindergartenkind mit offensichtlichem Interesse an Streichhölzern und Feuer von allem fernhalten sollte. Im Gegenteil: „Besser, man zeigt seinen Kindern, wie man richtig und sicher mit Feuer umgeht", sagt Inke Ruhe, „denn früher oder später erkunden sie es selbst und kennen dann im besten Fall die Grundregeln." Etwa, dass man das Streichholz vom Körper wegzieht, um es anzuzünden, dass man es am besten senkrecht nach oben hält und es nach dem Auspusten in einem bereitgestellten Gefäß zusätzlich mit Wasser löscht. Im Alltag gibt es viele Gelegenheiten zu gemeinsamen Experimenten: Was ist heiß, was ist kalt? Was brennt, was nicht? Und wie löscht man es wieder? Dass Feuerzeug oder Streichholz anschließend wieder kindersicher aus dem Blickfeld verschwinden, versteht sich von selbst.
Ein Lagerfeuer ist der Glanzpunkt jeden Sommers. Aber nur für größere Kinder, die schon verstehen, dass Schubsen und Hineinfassen tabu sind. Lange, wallende Haare oder weite Kleidung haben in der Nähe von offenen Flammen nichts zu suchen.
Umgang mit dem Messer lernen
Ab dem späten Grundschulalter, also mit zirka neun bis zehn Jahren, sind Kinder kognitiv und motorisch so weit entwickelt, dass die Expertin Inke Ruhe ihnen auch den Umgang mit einem Taschenmesser zutraut. Damit können sie sich z.B. einen Zweig für das Stockbrot zurechtschnitzen. Jüngere Kinder können helfen, wenn es für die Gartenparty noch Gemüse, Brot und Co. zu schnippeln gibt. „Im Kindergartenalter üben die Jüngsten unter Aufsicht, am besten zuerst mit einem stumpfen Besteckmesser und weichen Materialien, wie z.B. gekochten Kartoffeln." Die Eltern merken meist selbst, wann die Kinder im zweiten Schritt auch schon ein schärferes Obstmesser bekommen dürfen. Voraussetzung dafür ist, dass die Kinder eine gut entwickelte Feinmotorik haben und dass sie die Regeln für den Umgang mit scharfen Messern konsequent einhalten."
Der Erkundungstrieb der Jüngsten kennt keine Grenzen. Leider gilt das für das giftige Maiglöckchen und die Beeren der Eibe genauso wie für die Flasche mit Schneckengift und die Tüte mit Dünger. Am besten ist weder das eine noch das andere im eigenen Garten zu finden. Beherbergt der Schuppen aber doch Gefährliches, dann muss es vor Kinderhänden gesichert sein.
Ein Bienenstich, ein Sturz vom Apfelbaum, abgeschürfte Knie vom Inline-Skaten - der Sommer und die Aktivitäten im Freien bergen noch andere Risiken, für die Eltern gewappnet sein müssen. Da kann es außerdem nicht schaden, beizeiten die eigenen Kenntnisse in Erster Hilfe aufzufrischen.