Die Schulranzen heutiger Schüler sind zu schwer und gefährden die Gesundheit. Zu diesem Ergebnis kommen Schulärzte, die bei Reihenuntersuchungen zunehmend Haltungsschäden bei Kindern feststellen. Ein Grund dafür sind zu schwere und schlecht sitzende Ranzen. Nach Auskunft von Dr. Dietmar Krause, Rückenexperte beim Deutschen Grünen Kreuz (DGK), beträgt das Gewicht, das Kinder bis zur vierten Klasse täglich zu bewältigen haben, durchschnittlich 5,5 Kilogramm. "Dies ist eine zu hohe Belastung für den kindlichen, noch im Wachstum befindlichen Körper", so Krause. Denn die großen Gewichte auf den kleinen Rücken der ABC-Schützen haben schwerwiegende Folgen für deren Bewegungsapparat. Sie können vor allem das Knochenwachstum negativ beeinflussen. Besonders ungünstig wirken sich außerdem einseitig getragene Schultaschen aus. Sie führen langfristig zu einer Fehlhaltung der Wirbelsäule, zu vorzeitigen Abnutzungserscheinungen und zu Muskelverspannungen mit Schmerzen. Wie lässt sich diese Entwicklung aufhalten und das Gewicht der Schulranzen reduzieren?
Hier sind in erster Linie die Eltern gefordert. Sie sollten folgende Grundregeln beachten:
- Achten Sie bereits beim Kauf eines Schulranzens auf sein Eigengewicht. Ein Ranzen für Kinder in den ersten Schuljahren sollte nicht mehr als 1.500 Gramm wiegen. Lederranzen sind zwar ökologisch korrekt, für Schulanfänger jedoch meist ungeeignet.
- Wählen Sie einen Ranzen mit einem rückenschonenden Tragesystem. Die Gurte sollten mindestens vier Zentimeter breit, leicht verstellbar und gut gepolstert sein. Zu lange Tragegurte verlagern den Schwerpunkt nach unten, wodurch schmerzhafte Druckstellen im Lendenwirbelbereich verursacht werden können und ein Hohlrücken entstehen kann. Der Gurtabstand sollte an der Schulter nicht mehr als dreizehn Zentimeter betragen, damit der Ranzen dicht am Körper getragen werden kann. Eltern sollten die Gurte des vollbepackten Ranzen auf dem Rücken ihres Kindes immer wieder neu einstellen, da sich die Gurte verstellen können und die Kinder wachsen. Um eine einseitige Belastung zu vermeiden, sollten Eltern außerdem darauf achten, dass ihr Kind den Ranzen auf dem Rücken trägt und ihn nicht nur über die Schulter hängt.
Seit 1990 gibt es für Schulranzen die DIN 58124. Produkte, die mit dieser Nummer gekennzeichnet sind, erfüllen die Voraussetzungen eines guten Tragesystems und sind außerdem großzügig mit Reflexstreifen und fluoreszierenden Flächen ausgestattet, damit die Kinder im Straßenverkehr gut gesehen werden.
- Der Ranzen sollte eine körpergerechte Passform und ein atmungsaktives Rückenteil haben. Ideal ist ein Ranzen, der nicht wesentlich breiter als die Schulterpartie des Kindes ist und dessen Oberkante etwa auf Schulterhöhe des Kindes abschließt.
- Als Faustregel gilt, dass das Gesamtgewicht des bepackten Ranzens nicht mehr als zehn Prozent des Körpergewichts des Kindes betragen sollte. Kinder, die mit einem schweren Ranzen beladen sind, belasten nicht nur ihre Gesundheit, sondern sind auch unbeweglicher und dadurch im Straßenverkehr stärker gefährdet.
- Eltern sollten täglich den Inhalt des Schulranzens ihres Kindes kontrollieren. Dabei sollten sie darauf achten, dass ihr Kind wirklich nur die Bücher, Hefte und Materialien mitnimmt, die es für den jeweiligen Schultag braucht. Das bedeutet, dass der Ranzen täglich umgepackt werden muss! Auch Spielzeug, Gameboys und Kuscheltiere sollten besser zu hause bleiben, da sie den Ranzen unnötig beschweren.
- Schulkinder sollten Sportsachen, schwere Bücher und Materialien, die sie zu hause nicht brauchen, nicht immer wieder zwischen Schule und Elternhaus hin- und hertragen. Nach Rücksprache mit der KlassenlehrerIn findet sich in der Schule sicher ein Platz, an dem die Kinder Sachen aufbewahren können. Sollten keine entsprechenden Räume vorhanden sein, können Eltern darauf drängen, dass die Schule abschließbare Fächer o.ä. für die Kinder anschafft.
- Wenn Sie als Eltern beobachten, dass Ihr Kind häufig mit einem zu schweren Ranzen in die Schule geht, sollten Sie die Lehrer um eine Lösung des Problems bitten.