Besser miteinander redenWie Kommunikation zwischen Eltern gelingt

In einer Beziehung ist die Paarkommunikation das wichtigste Werkzeug. Nur wenn Eltern und Paare miteinander reden, können Konflikte im Keim erstickt werden.

Besser miteinander reden: Wie Kommunikation zwischen Eltern gelingt
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Na so was!", stutzt der Vater, als er seinen fünfjährigen Sohn am Nachmittag vor dem Fernseher entdeckt. Er wendet sich kopfschüttelnd an seine Frau: "Bei diesem herrlichen Wetter sollte Tom wirklich nicht in der Wohnung sitzen." Prompt reagiert Toms Mutter verärgert: "Kann ich etwas dafür, dass ausgerechnet jetzt seine Lieblingssendung läuft? Du hast ja keine Ahnung, was das jedes Mal für ein Kampf ist, ihn vom Fernseher loszueisen! Kümmere du dich doch mal darum, dass er nach draußen geht! Ich habe genug anderes zu tun, heute geht es drunter und drüber ..."

Schon an diesem alltäglichen Beispiel sieht man, wie leicht Missverständnisse entstehen können. Möglicherweise hat Toms Mutter die Bemerkung ihres Mannes nämlich anders aufgefasst, als sie gemeint war. Der Grund für ihre Verärgerung ist jedenfalls leicht zu erraten: Sie fühlte sich kritisiert. Doch war die Bemerkung von Toms Vater tatsächlich als Vorwurf gemeint - oder gibt es noch andere Interpretationsmöglichkeiten?

Die vier Aspekte einer Äußerung

Die Kommunikationspsychologie hat herausgefunden, dass sich im Grunde jede beliebige Äußerung unter vier möglichen Aspekten deuten lässt:

  • Unter dem Sachaspekt bezieht sich die jeweilige Äußerung auf reine Fakten.
  • Unter dem Beziehungsaspekt enthält sie eine Bewertung der angesprochenen Person.
  • Unter dem Selbstoffenbarungsaspekt sagt sie etwas über die persönlichen Motive des Sprechers aus.
  • Unter dem Appellaspekt enthält sie eine Aufforderung an die angesprochene Person.

Nun ist die Bemerkung "Bei diesem herrlichen Wetter sollte Tom nicht in der Wohnung sitzen" wohl nicht allein unter dem sachlichen Aspekt gemeint, dass draußen die Sonne scheint. Die Äußerung könnte auch einen Beziehungsaspekt enthalten, womit der Mann seiner Frau zu verstehen gäbe: "Du achtest zu wenig auf das Wohl unseres Kindes." Unter dem Selbstoffenbarungsaspekt könnte die Bemerkung des Mannes bedeuten: "Mir liegt etwas daran, dass unser Sohn genügend Bewegung an der frischen Luft hat." Und unter dem Appellaspekt wäre der Satz als Aufforderung zu verstehen: "Du solltest dich darum kümmern, dass Tom endlich nach draußen geht."

Einen Appell hat die Mutter offenbar tatsächlich aus der Äußerung ihres Mannes herausgehört, weshalb sie prompt mit der Gegenaufforderung reagiert: "Kümmere du dich doch mal darum!". Weit mehr aber hat sie seine Bemerkung unter dem Beziehungsaspekt verstanden - und dementsprechend als Vorwurf aufgefasst. Kein Wunder, dass sie verärgert ist und Anlass sieht, sich zu verteidigen! Wäre ihr bewusst, dass auch eine andere Interpretationsmöglichkeit in Frage kommt, würde sie vermutlich gelassener reagieren.

Missverständnisse erkennen und klären

Oft gehen Konflikte auf genau dieses Kommunikationsproblem zurück: Zwei Gesprächspartner missverstehen einander, weil sie sich nicht auf gleicher Bedeutungsebene begegnen, und schon liegt Spannung in der Luft.

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Keine Vorwürfe und Verallgemeinerungen!

In Streitsituationen kommt es häufig zu gegenseitigen Vorwürfen. Diese haben eine sehr destruktive Wirkung, vor allem, wenn sie mit verallgemeinernden Begriffen wie "ständig", "immer", "jedes Mal" oder "nie" einhergehen. Vorwürfe sind kaum dazu angetan, beim Gesprächspartner Einsicht zu bewirken. Vielmehr verärgern sie ihn und reizen ihn zum Widerspruch. Vermeiden Sie deshalb Sätze wie diese: "Ständig kritisierst du mich." - "Nie kümmerst du dich um etwas." - "Jedes Mal reagierst du beleidigt."

Für eine gute Verständigung ist es deshalb sehr wichtig, die vier möglichen Aspekte einer Aussage zu kennen und dieses Wissen anzuwenden. Das setzt Aufmerksamkeit und Besonnenheit voraus, was sicher nicht immer einfach aufzubringen ist, wenn Emotionen im Spiel sind. Doch auf diese Weise lassen sich Missverständnisse leichter erkennen und beheben.

Toms Vater sollte daher genau auf die Reaktion seiner Frau achten. So kann er einordnen, inwiefern sie ihn missverstanden hat, und seine Beweggründe verdeutlichen: "Ich wollte dich nicht kritisieren, sondern Tom zu einer kleinen Radtour einladen." Sehr hilfreich ist es auch, wenn er seiner Frau rückmeldet, was er ihrer letzten Äußerung entnommen hat: "Ich sehe schon, dass du im Moment ziemlich unter Zeitdruck stehst." Damit signalisiert er ihr, dass ihm ihre augenblickliche Stresssituation nicht entgangen ist. Sie fühlt sich verstanden, die Situation ist geklärt und die Diskussion kann in entspannter Atmosphäre zu Ende geführt werden.

kizz Buchtipp

Rita Steininger, Eltern lösen Konflikte. So gelingt Kommunikation in und außerhalb der Familie. Klett-Cotta Verlag 2006

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