Eltern sein - Paar bleibenMit Kindern die Beziehung leben

Wenn Paare Eltern werden, kann dies die Beziehung drastisch ändern. Ein Kind verändert den Alltag auf viele Weisen. Wichtig beim Eltern werden ist es, auch Partner zu bleiben.

Eltern sein - Paar bleiben: Mit Kindern die Beziehung leben
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"... Und als ihnen übers Jahr ein Kindlein geboren wurde, da schien ihr Glück vollkommen," so heißt es beim Aschenputtel, wenn die Verwicklungen sich am Ende in eitel Sonnenschein auflösen. Über alles weitere schweigt das Märchen: dass Aschenputtel mit ihrem Prinzen zankt, weil es ihr mächtig stinkt, den ganzen Tag zu Hause mit einem Baby und einem Haufen Arbeit zu verbringen, dass deshalb der schöne junge König lieber außer Haus regieren geht als dem kleinen Prinzen die Windeln zu wechseln und nicht im Traum daran denkt, das Regieren seiner Königin zu überlassen und sich fortan damit zu bescheiden, das Schloss sauber zu halten und für den Thronfolger die Möhrchen zu pürieren.

Mythos Elternschaft

Mit einem gemeinsamen Kind krönen die Liebenden ihre Beziehung, so heißt es im Märchen. Und der Mythos wirkt weiter: Die Geburt eines Kindes gilt nach landläufiger Meinung als der Höhepunkt der Liebe. Elternschaft wird heute mehr denn je verklärt - vielleicht auch, weil sie, verglichen mit dem Kinderreichtum früherer Zeiten so selten geworden ist? Dem freudigen Ereignis jedenfalls eilt sein guter Ruf schon weit voraus - ja um welches andere Geschehen im Leben ranken sich so viele Mythen wie um Mutterglück und Vaterfreude, um die nette kleine Familie, in der das süße Baby prachtvoll gedeiht und die Eltern einander in inniger Verbundenheit beständig zugetan sind? Riesenansprüche verhindern allzu oft selbst das machbare Familienglück. Viel wäre schon gewonnen, wenn sich Paare mit dem Gedanken anfreunden könnten, unvollkommene Eltern unvollkommener Kinder zu sein.

Hier in der realen Welt sehen sich frischgebackene Eltern nämlich vor die Bewältigung so vieler Aufgaben gestellt, dass ihnen schon bald der Kopf schwirrt. Erschöpfung, Selbstzweifel und das Gefühl, der Elternrolle nicht gewachsen zu sein, Ärger über die ungerechte Aufteilung der Hausarbeit, finanzielle Sorgen, Zukunftsangst - die Liste der Beschwerden ist lang. Wenn aus Frauen Mütter und aus Männern Väter werden, ändert sich fast alles: Man spricht, isst, schläft weniger und streitet mehr miteinander. Die Wissenschaft belegt, was auch das Leben lehrt: In den ersten fünf Jahren nach der Geburt eines Kindes streiten Paare nicht nur häufiger, sondern zunehmend heftiger miteinander. Irgendwann läuft einfach nichts mehr - außer der Waschmaschine.

Vor der Geburt ein zufriedenes Paar - nach der Geburt ein zufriedenes Paar

Doch vorerst ist es noch nicht so weit. Warum sollte man auch auf einen Spaziergang verzichten, nur weil das Wetter schlecht ist? Besser doch zieht man sich so an, dass man für Sturm, Regen und Donnerschlag gerüstet ist. Gute Vorbereitung hilft, und offene Gespräche können beizeiten Missverständnisse und Enttäuschung, wenn nicht schlimmeres vermeiden.

Doch, doch - eine Liebe lässt sich ganz gut in Schuss halten, wenn sie Früchte trägt. Wie sich eine Paarbeziehung entwickelt, wenn ein Kind dazu kommt, hängt stark davon ab, wie gut die Partner es vorher verstanden haben, Einvernehmen herzustellen. Kinder sind nicht das Problem - aber sie decken bereits vorhandene Probleme auf und verschärfen sie. Die zufriedenen Paare vor der Geburt sind häufig auch die zufriedenen danach. "Der wichtigste Anhaltspunkt für die Vorhersage, wie Männer und Frauen mit ihrer Elternrolle zurechtkommen werden," fasst der Psychologe Manfred Bauer das zentrale Ergebnis seiner Studie zusammen, "ist ihr Verhalten und ihre Verfassung vor der Geburt des ersten Kindes." 13 Paare hat er 18 Monate nach der Geburt ihres ersten und bis dahin einzigen Kindes intensiv danach befragt, welche Veränderungen sie in ihrer Paarbeziehung erfahren haben und welche eigenen Strategien sie jeweils entwickelten, um ihre Aufgabe zu meistern. Ob sie Veränderungen als bereichernd oder einschränkend erleben, hängt davon ab, wie gut es das Paar schafft, sich auf das Geschehen einzustellen. Was den einen jedoch spielend gelingt, türmt sich bei dem anderen Paar als unüberwindliches Hindernis auf. So lässt praktisch jedes Missbehagen die grundsätzliche Frage dahinter aufschimmern: "Was ist mir wichtig?" und weiter "Wo bin ich bereit Abstriche zu machen?" Es macht einen großen Unterschied aus, ob man das Durcheinander in der Küche betrachtet oder das versunken spielende Kind in dem Chaos.

Gespräche sind das A und O einer Beziehung

Entscheidend ist, den Gesprächsfaden nicht abreißen zu lassen. Paare mit Kind haben verschiedene Möglichkeiten, sich darum zu bemühen. Manche engagieren einmal im Monat einen Babysitter und gehen aus, andere führen einen fernsehfreien Abend in der Woche ein, um miteinander zu reden. Durch Reden und Zuhören, mit der aufrichtigen Bereitschaft, Nachlässigkeiten und Verwirrung zuzugeben - über Geld und Sex, über offene Zahnpastatuben und über die Frage, wie man vor Gästen miteinander redet - gewinnt man ein besseres Verständnis füreinander. Und das Herzstück einer Familie ist das Paar. Das vergisst man leicht im Drunter und Drüber des Familienlebens, den exzentrischen Schlafgewohnheiten der ersten Monate und der brüllenden Unerbittlichkeit, mit der ein kleiner Tyrann Tag und Nacht über die Erfüllung seiner Wünsche wacht.

Aber auch in den Streitereien um seine Socken, ihre Mutter und die Frage, ob es wirklich gleich viel wert ist, ob man mit der Aktentasche oder dem Wischlappen für die Familie sorgt, gerät leicht in den Hintergrund, dass das Familienleben ein Fall für zwei ist.

Wer einen klaren Sinn für den Wert seines Teams entwickelt hat, ist gegen viele Fehltritte gefeit.

Das Leben mit einem Kind muss eingebettet bleiben in ein Leben als Erwachsener. Dazu gehört ein Beruf und eigenes Geld, ungestörte Zweisamkeit und eigene Wünsche, Hobbys und Freunde. Kinder sind eine Bereicherung - aber kein Ersatz für das Erwachsenenleben.

Reizthemen ausdiskutieren und konsequent handeln

Bestimmte Reizthemen tauchen chronisch auf:. Frauen erleben durchweg mehr Einschränkungen und beurteilen sie außerdem als ungerechter, schwieriger und trauriger als Männer. Darüber lohnt es sich zu streiten: das Thema Hausarbeit besetzt einen traurigen ersten Platz unter allen Streitgründen, dicht gefolgt vom Geld. Gute Erfahrungen machen Paare, die sich beizeiten darauf einrichten, dass sie ihre Ansprüche herunterschrauben werden.

Ob fifty-fifty oder sorgsam gedrittelt im Haushalt gearbeitet wird, ob verschiedene Zuständigkeiten in der Woche und am Wochenende gelten - das alles gehört zur Verhandlungsmasse!

Wer Pflichten aufteilt und Absprachen trifft, hat schon die gefährlichsten Klippen aus Bitterkeit und Enttäuschung umschifft. Einfache Spielregeln helfen den Kurs zu halten, auch bei schwerem Wetter: "Ich bin für die Hausarbeit zuständig, dafür erwarte ich von dir, dass du Zeit für mich hast und meine Arbeit mit einem Teil deines Einkommens honorierst." Oder "Wir versuchen beide, eine Halbtagsstelle zu finden und wechseln uns im Haushalt ab." Es lohnt sich auf Genauigkeit zu bestehen, auch wenn es ein wenig albern klingt: "Du die Wäsche, ich die Küche, beim Kochen wechseln wir uns ab und in Monaten mit "r" wird getauscht" - das erspart im Ernstfall viele unschöne Auseinandersetzungen.

Der weite Weg vom Liebespaar zum Elternpaar eröffnet atemberaubende Aussichten, überraschende Wendungen und unverhoffte Funde am Wegesrand. Aber er ist auch mit Fußangeln, Fallstricken, und Stolpersteinen übersät - vom Rückweg gar nicht zu reden. Oder um es mit den Worten meines damals vierjährigen Sohnes zu sagen: "Sag mal, Mama, der Papa und du, wart ihr früher eigentlich Freunde?"

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