Manche Eltern wünschen sich von Anfang an eine vielköpfige Familie, andere kommen nach dem ersten Kind so richtig auf den Geschmack. Wenn sie Nachwuchs Nummer Eins glücklich im Arm halten, beginnt deshalb für viele Mütter und Väter die nächste Stufe der Familienplanung. Da stellt sich meistens die Frage nach dem bestmöglichen Altersabstand zwischen den Geschwistern. Denn die Kleinen sollen ja idealerweise voneinander profitieren, aneinander wachsen und sich gegenseitig und damit auch den Eltern Freude bereiten.
Planung und Wirklichkeit
Doch oft werfen die ganz normalen Turbulenzen des Alltags viele noch so durchdachte Planungen wieder über den Haufen. Auch lassen sich Streit und Rivalitäten zwischen Geschwistern in keiner Alterskonstellation vermeiden - die lästigen Zankereien dienen der Einübung von wichtigen sozialen Fähigkeiten und sind deshalb unumgänglicher Bestandteil der kindlichen Entwicklung. Am Ende entscheidet die persönliche Lebenssituation darüber, in welchem Abstand die Familie komplettiert wird. Unbestritten ist jedoch, dass die unterschiedlichen Altersabstände jeweils Vor- und Nachteile haben. Es kann nicht schaden, diese näher zu betrachten und zu durchdenken.
Kleiner Altersabstand
Kinder, die altersmäßig nur ein oder zwei Jahre auseinander liegen, sind eng aneinander gebunden und können aufgrund der gleichen Entwicklungsstufe gut miteinander spielen. Das ist ein Vorteil sowohl für die Alltags- wie auch für die Feriengestaltung. Allerdings stehen sie durch den geringen Altersabstand in starker Konkurrenz zueinander und sind streitende Rivalen um die Aufmerksamkeit und die Zuwendung der Eltern.
Für Eltern ist es unter Umständen ein Vorteil, die Lätzchen- und Windelphase "auf einen Rutsch" hinter sich zu bringen. Das nahezu gleichzeitige Selbstständigwerden der Kinder erlaubt schneller wieder mehr Gestaltungsmöglichkeiten. Andererseits erfordern die kindlichen Ansprüche im Doppel- oder Dreifachpack ein hohes Maß an Kraft und Belastbarkeit, dem man sich gewachsen fühlen sollte.
Mittlerer Altersabstand
Eine Altersdifferenz von etwa drei Jahren gilt deshalb als besonders vorteilhaft, weil das ältere der beiden Kinder in der Regel schon reif genug ist, um die Geburt eines Brüderchens oder Schwesterchens und damit die eigene "Entthronung" zu verkraften. Gleichzeitig sind sich die Kinder noch so nah, dass sie eine enge Bindung zueinander entwickeln und auch zusammen spielen können - häufig, indem das jüngere vom älteren etwas abguckt und lernt. Die Rivalitätsgefühle sind nicht so stark, aber dennoch vorhanden - schließlich gibt der oder die Erstgeborene ein bedeutsames Privileg ab: die Eltern ganz für sich allein zu haben. Und das Nesthäkchen muss sich gegen ein kompetenteres Geschwisterkind behaupten. Um diese Rivalität nicht zu zementieren, sollten Eltern darauf achten, keine Vergleiche anzustellen, sondern ihren Kindern zu signalisieren, dass sie so, wie sie gerade sind, geliebt und anerkannt werden.
Wenn ein Kind von zweien aus dem Gröbsten fast heraus ist, entschärft das die Alltagsgestaltung für Mütter und Väter. Gleichzeitig müssen unterschiedliche Formen der Kinderbetreuung gefunden und organisiert werden.
Größerer Altersabstand
Meldet sich nach mehr als vier Jahren noch ein Geschwister an, werden die Karten richtig neu gemischt. Ältere Kinder geben ihre langjährige Stellung als alleiniger Liebling der Eltern häufig nicht ohne zu murren auf, zumal der Winzling kein gleichwertiger Spielpartner mehr ist. Hier stehen Mütter und Väter vor der Aufgabe, für jedes Kind und gelegentlich mit jedem Kind allein altersgemäße Beschäftigungen und Vergnügungen zu finden und auszuüben. Auch die Ferienplanung wird mit Kindern, die altersmäßig weit auseinander liegen, nicht leichter.
Reizvoll für ein Kind im Kindergarten oder im (Vor-)Schulalter ist es dagegen, dass es sich schon gut an der Babyversorgung beteiligen kann und sich eventuell sogar freut, Verantwortung übernehmen zu dürfen. Und kleinere Kinder sind oft stolz auf ihre größeren Geschwister und fühlen sich gestützt und geborgen.
Eltern, die sich für einen Nachzügler entscheiden, wissen zwar, dass der ganze Kreislauf noch einmal von vorn beginnt - sie reagieren aber häufig gelassener auf die Anforderungen und genießen die neue, vielleicht letzte Babyphase noch einmal aus vollem Herzen.
Fazit: Den idealen Altersabstand zwischen Ihren Kindern bestimmen Sie und die Umstände, in denen Sie leben. Den Familienalltag mit mehreren Kindern für alle Beteiligten zufriedenstellend zu gestalten, ist so oder so eine Herausforderung - aber eine, die sich lohnt!