Eifersucht unter GeschwisternEifersucht keine Chance geben

Auch Kinder sind aufeinander eifersüchtig. Speziell die Eifersucht unter Geschwistern ist oft anzutreffen. Eltern sollten hier vermitteln und einschreiten, bevor die Situation eskaliert.

Eifersucht unter Geschwistern: Eifersucht keine Chance geben
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"Wieso darf ich nicht mitgehen, das ist gemein!", brüllt der kleine Bruder Lukas und traktiert die Hüfte seiner Mutter mit den Fäusten. Sie will mit dem großen Bruder Max Turnschuhe kaufen gehen, und Lukas soll solange beim Nachbarjungen spielen. Normalerweise kriegen Lukas keine zehn Pferde ins Geschäft, aber dass sein großer Bruder allein mit Mama unterwegs sein darf, ist ihm auch nicht recht. Er hat Angst, dass Max beim Turnschuhkauf eine Extraportion Zuwendung erfährt und er selbst in der Gunst der Mutter nach unten rutscht. Lukas, gerade mal 4½ Jahre alt, ist eifersüchtig.

Gemisch aus Ärger, Furcht und Traurigkeit

Eifersucht - ein Gemisch aus Ärger, Furcht und Traurigkeit - ist Ausdruck des Wetteiferns um Liebe, das vor allem gleichgeschlechtliche Geschwister mit geringem Altersabstand umtreibt. Anders als bei Neid, bei dem nur zwei Personen im Spiel sind (derjenige, der Neid empfindet, sowie die Person, die um einen Besitz oder eine Eigenschaft beneidet wird), sind bei Eifersucht immer drei Personen beteiligt - der Eifersüchtige, die geliebte Person sowie ein Rivale, der eine gleichgeartete Beziehung zur geliebten Person unterhält. Sind die Geschwister gleichen Geschlechts und in einem ähnlichen Alter, sehen sie sich zwangsläufig als Rivalen, die um die Erfüllung sehr ähnlicher Bedürfnisse buhlen müssen und dabei fürchten, den Kürzeren zu ziehen. Bruder und Schwester haben es da leichter, ihren ganz speziellen Platz im Herzen von Papa und Mama zu finden, und Geschwister mit großem Altersunterschied suchen eher nach unterschiedlichen Arten von Zuwendung - der Kleine will morgens kuscheln, die Große nachmittags Zeit zum Diskutieren haben.

Eifersucht ist kein Erziehungsfehler

Eifersucht ist demnach kein Erziehungsfehler, sondern ein Keimling, der Kindern als Folge der Geburt des zweiten Kindes, das der Alleinstellung des Erstgeborenen ein Ende setzt, ins Herz gelegt wird. Eltern können diesen "Entthronungsschock" mildern, indem sie das große Geschwisterkind schon in die Schwangerschaft und Vorfreude auf das Baby mit einbeziehen. Das kann z. B. geschehen, indem gemeinsam Babyfotos des großen Kindes angesehen werden oder das Zimmer gemeinsam umgeräumt wird. Muss das große Geschwister für das Baby "Platz machen", sollte dies schon längere Zeit vor Ankunft des Babys eingeleitet und als Privileg dargestellt werden - "du bist jetzt schon so groß, dass du ein richtiges Bett bekommst. Das Babybett brauchst du jetzt nicht mehr". Einige Frauenkliniken und Geburtshäuser bieten sogar spezielle Geschwisterkurse an, bei denen die Großen lernen, wie ein Baby geboren wird, warum es viel Aufmerksamkeit braucht und wie sie bei der Pflege des Babys helfen können. Die Universitäts-Frauenklinik München beschreibt das Ziel ihres Kurses für 3- bis 6-Jährige wie folgt: "Nicht Neid und Aggressionen auf das Baby, sondern Stolz auf die neue Rolle als älteres Geschwister sollen geweckt werden". Zu Hause sollten die Eltern sich abwechselnd um das Baby kümmern, damit sich der freie Elternteil dem großen Kind widmen kann und bei diesem nicht der Eindruck entsteht, dass "Mama von jetzt an nie mehr Zeit für mich hat". Eine typische eifersüchtige Reaktion des großen Geschwisters ist übrigens das Zurückfallen in lang abgelegtes Babyverhalten (plötzliches Einnässen, Verlangen nach der Flasche oder danach, getragen zu werden usw.), das genau wie aggressives Verhalten gegenüber dem Neuankömmling als Ausdruck mangelnder Zuwendung interpretiert werden sollte. Dagegen hilft, dem großen Kind deutlich zu machen, welche Vorteile es mit sich bringt, älter und selbständiger zu sein, und Momente der Zweisamkeit zu schaffen. So könnte z. B. ab und zu ein Babysitter gefunden werden, damit die Eltern mit dem großen Kind eine Fahrradtour machen können ("Das ist nur was für große Kinder, da kann das Baby noch nicht mit!"), oder der Mittagsschlaf des Babys dazu genutzt werden, um gemeinsam ein Brettspiel zu spielen.

Eltern sollten im Streit ihrer Kinder nur Mittler sein

Mit zunehmendem Alter wird aus dem Baby ein Spielkamerad; doch gerade das gemeinsame Spiel ist oft Quelle heftiger Streitereien, bei denen die Eltern als Schiedsrichter herhalten sollen. Da faire Entscheidungen aber meist gar nicht möglich sind und die Kinder durch das Eingreifen der Eltern auch nicht lernen, ihre Konflikte selbst zu lösen, sollten Eltern lediglich als Mittler einschreiten: Sie sollten zur Findung einer Lösung ermutigen, ohne diese vorwegzunehmen. Um entspannter auf das ewige Gezanke zu reagieren, können Eltern sich vor Augen führen, dass Streit durchaus zur Persönlichkeitsbildung der Kinder beiträgt - jeder versucht, eigene Strategien zu entwickeln, um seinen Standpunkt zu verteidigen, und festigt dadurch seine Identität. Kommen täglich die gleichen Konflikte auf, können diese dadurch entschärft werden, dass öfter mal Freunde eingeladen werden, dass jedes Kind über eigene Spielsachen verfügt, die es nicht teilen muss, oder dass Spielecken zugeteilt werden, in denen die Kinder allein entscheiden dürfen.

Die Stärken jedes Kindes herausstellen!

Aber auch durch ihr eigenes Verhalten können Eltern erheblich dazu beitragen, Eifersüchteleien zu vermeiden: z. B. indem sie es unterlassen, Vergleiche zwischen den Kindern anzustellen oder ein Kind (bewusst oder unbewusst) zu bevorzugen. Stattdessen sollten die individuellen Stärken der Kinder herausgestellt und die Kinder so geliebt werden, wie sie sind. Das setzt voraus, dass Eltern die Eigenschaften ihrer Kinder als Stärken erkennen und anerkennen, auch wenn es der eigenen Persönlichkeit gegen den Strich geht. Eine Mutter berichtet: "Ich lobe Lilli immer dafür, wie gewissenhaft sie ist und wie gut sie sich konzentrieren kann, so war ich auch schon als Kind. Irgendwann ist mir dann aufgefallen, dass ich Caroline viel weniger lobe, da sie viel wilder und ungeschickter ist als ihre Schwester. Dabei hat auch sie viele Talente: Sie ist kontaktfreudig, kreativ, mutig. Jetzt suche ich bewusst nach Gelegenheiten, bei denen ich sie für ihre Stärken loben kann, und es macht sie sehr stolz." Indem die Mutter ihren Töchtern ihre eigene Persönlichkeit zugesteht, ohne diese zu werten, nimmt sie der Eifersucht den Wind aus den Segeln, da beide gleich viel Anerkennung erhalten und keines der Kinder befürchten muss, dem Idealbild der Eltern weniger zu entsprechen. Auch wenn Außenstehende den Kindern ungleiche Anerkennung zuteil werden lassen, sollten Eltern eingreifen. Wenn Oma immer nur Augen für Anton hat, weil der so schöne Bilder malt, Birgit aber links liegen lässt, weil diese Sport liebt, womit Oma wenig anfangen kann, sollten Eltern die emotionale Waage schnell wieder ins Gleichgewicht bringen. "Ja, Anton malt ganz toll. Und Birgit hat diese Woche eine Medaille in Leichtathletik gewonnen!" - so ein Satz zeigt den Kindern (und der Oma), dass beide Talente als gleichwertig angesehen werden und sich keines der Kinder minderwertig fühlen muss.

Keine Gleichbehandlung um jeden Preis

Das Pflänzchen Eifersucht wird immer dann kräftig gedüngt, wenn Kinder eine Bevorzugung ihrer Geschwister vermuten. Zugeständnisse wie länger Aufbleiben oder bei Freunden Übernachten oder auch der Kauf von Turnschuhen sollten auf äußere, objektiv bestimmbare Umstände zurückgeführt werden (z. B. auf das Alter, die Schulklasse oder den Eintritt in den Fußballverein). Das jüngere Kind kann dann darauf verwiesen werden, dass ihm das gleiche Recht zusteht, sobald es sich in den gleichen äußeren Umständen befindet. Andererseits sollten Eltern sich davor hüten, ihre Kinder um jeden Preis gleich behandeln zu wollen: Der eine braucht nun mal mehr elterliche Präsenz als der andere, der sich allein beschäftigen kann, und das große Kind braucht vielleicht längere Zeit auf dem Schoß der Eltern, bis es mit den Sorgen rausrückt, während die Kleine alles aus sich heraussprudelt und dann in den Garten rennt. Wichtig ist, die Kinder spüren zu lassen, dass sie gleich stark geliebt werden - nur so kann man es schaffen, der Eifersucht das Wasser abzugraben.

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