Patenschaft der besonderen Art
Patenschaften aller Art sind weit verbreitet. In der christlichen Tradition sind Taufpaten häufig Namensgeber und für ein Kind eine weitere erwachsene Bezugsperson neben den Eltern. Eine moderne Form der Patenschaft finden wir bei Hilfsorganisationen, die ein Patenkind aus einem armen Land vermitteln, das mit seiner Familie von einem bestimmten monatlichen Betrag unterstützt wird.
Noch sehr jung ist das Modell einer Familienpatenschaft, bei der meist ältere Menschen ehrenamtlich eine Familie bei ihren täglichen Aufgaben unterstützen. Wertvolles leistet auch ein Berufspate, der einem Schüler bei der Berufssuche und der Bewerbung um eine Praktikums- oder Ausbildungsstelle zur Seite steht. Hinter der Idee der Leihgroßeltern steckt vor allem der Wunsch nach einem Austausch der Generationen. Kann man Großeltern ausleihen? Klar, warum nicht! Schließlich wohnen Oma und Opa nicht immer so nah, dass sie die Kinder und Enkel regelmäßig besuchen, mit ihnen etwas unternehmen und auch mal als Babysitter einspringen können. Außerdem haben längst nicht alle älteren Menschen Enkelkinder, und umgekehrt haben nicht alle Kinder Großeltern. In diesen Fällen leiht man sich eben welche aus!
Schließlich ist es für beide Seiten eine große Bereicherung: Die meisten älteren Menschen wünschen sich Anschluss an eine Familie und Enkel, denen sie ihre Liebe und Zeit schenken können. Und die meisten Kinder und Familien wünschen sich Kontakt zu Großeltern und können etwas Unterstützung gut gebrauchen. Die Lebenserfahrung und das Engagement der Älteren eröffnet Kindern einen wichtigen Blick auf eine Generation, der ihnen sonst verschlossen bliebe. Und die Paten bekommen ihre Wunschenkel und mit ihnen das Gefühl, gebraucht zu werden und eine sinnvolle Aufgabe zu haben - schließlich kann ihr Einsatz Eltern spürbar entlasten.
Großelternrechte und Großelternpflichten
Leihgroßeltern kümmern sich in regelmäßigen oder unregelmäßigen Abständen ehrenamtlich um das Kind. Vielleicht holen sie an einem bestimmten Tag in der Woche das Kind aus dem Kindergarten oder der Schule ab, essen und spielen anschließend mit ihm, lesen vor oder helfen auch mal bei den Hausaufgaben. Ab und zu findet ein gemeinsamer Ausflug statt - all das wissen Eltern sehr zu schätzen. Nicht nur, weil sie wissen, dass es ihren Kindern guttut, sondern auch, weil es sie selbst entlastet und die Großeltern in vielerlei Hinsicht eine Bereicherung für die ganze Familie sind.
Vor allem allein erziehende Mütter können eine Unterstützung durch Leih-Großeltern gut gebrauchen, vor allem wenn sie einen Sohn haben. Dann kann ein Leih-Opa eine besondere Chance sein. Wie wichtig ein männliches Vorbild und eine männliche Bezugsperson für einen Jungen ist, ist längst bekannt. Um seine Identität zu entwickeln, braucht er ältere Jungen und Männer, die ihm vorleben, was es eigentlich bedeutet, ein Mann zu sein, und wie das gehen kann. Findet ein Junge kein geeignetes Vorbild, weil der Vater fehlt und auch andere Männer diese Rolle nicht einnehmen, suchen sich viele Jungen virtuelle Vorbilder in den Medien. Meist sind diese voller Klischees und alles andere als vielschichtig und real. Da kann ein Leihgroßvater ein echter Segen sein.
Allerdings sollte man sich auch davor hüten, eine solche Beziehung zu überfrachten. Schließlich soll für alle Seiten die Freude an der Begegnung im Vordergrund stehen. Deshalb darf die Großeltern-Kind-Beziehung von beiden Seiten nicht ausgenutzt werden. Ein Wunschenkel ist kein Knuddel-Püppchen oder Ersatz für einen fehlenden Lebensinhalt. Umgekehrt ist die Leih-Oma kein kostenloser Babysitter oder Nachhilfelehrer.
Wer vermittelt Großeltern und Enkel?
Die Vermittlung von Leihgroßeltern übernehmen Freiwilligenagenturen und Jugendämter. Nachdem sie sich beide Seiten genau angesehen haben, machen die Vermittler einen Vorschlag, wer gut zusammenpassen würde. Danach treffen sich alle Beteiligten zum Kennenlernen. Schließlich wollen und sollen die Eltern ja auch genau hinsehen, wem sie ihr Kind anvertrauen. Und auch die Großeltern müssen sich überlegen, ob sie lieber ein lebhaftes Kleinkind treffen wollen oder ein älteres Kind, dem sie als Gesprächspartner oder auch mal bei den Hausaufgaben zur Verfügung stehen wollen. So gewinnen am Ende alle mit diesem Patenschaftsmodell.