Madonna, Sandra Maischberger und Gabi Bauer - das sind nur einige prominente Vertreterinnen eines Trends, der immer mehr zum Normalfall wird, glaubt man den Zahlen der Statistik. So hat sich laut einer Untersuchung des Bundesfamilienministeriums der Anteil später ehelicher Erstgeburten für Frauen ab 35 seit Beginn der 1990er-Jahre nahezu verdreifacht. Heute wird fast jedes fünfte Baby von einer Frau geboren, die ihre Geburtstagsparty zum 35. schon längst gefeiert hat.
Veränderte Lebensplanung
Die Gründe für den späten Einstieg in die Mutterschaft sind bekannt und wurden oft diskutiert: lange Ausbildungszeiten und später Berufsbeginn, die Unsicherheiten und Anforderungen des Arbeitsmarkts, der fehlende geeignete Partner, der Wunsch nach Unabhängigkeit, die (bislang noch) schlechte Betreuungssituation für Kinder. Nachvollziehbar, dass sich angesichts dessen bei vielen Frauen ein Kinderwunsch erst spät einstellt - dann aber häufig mit Macht, untermalt vom Ticken der biologischen Uhr.
Einerseits gehören Mütter rund um die 40 zu den medizinisch Spätgebärenden und sehen möglicherweise einer Risikoschwangerschaft entgegen. Wenn es den Spätentschlossenen jedoch geglückt ist, trotz abnehmender Fruchtbarkeit schwanger zu werden, gelten sie andererseits zumeist als vorbildliche zukünftige Mütter, die gesund leben, ihren Körper gut kennen, die Schwangerschaft bewusst genießen und ärztliche Kontrolltermine sorgsam wahrnehmen. Dadurch können tatsächlich vorhandene Risiken gut kompensiert werden, meint Professor Weissenbacher, Spezialist für die Betreuung von Spätgebärenden am Universitätsklinikum München Großhadern.
Den neuen Alltag bewusst und gelassen gestalten
Gar nicht so schlechte Aussichten also für spätes Mutterglück. Doch wie gestalten sich Alltag und Lebensgefühl von Frauen, die sich noch auf die Suche nach einem guten Kindergartenplatz machen, während ihre Freundinnen schon planen, was sie nach dem Schulabschluss ihres Nachwuchses wieder alles unternehmen können?
Natürlich ist die Umstellung groß, wenn plötzlich nicht mehr Beruf, Partner und Freizeitvergnügen im Vordergrund stehen, sondern die Bedürfnisse eines Kleinkindes die Nächte verkürzen und die Tage komplizierter werden lassen. Gelegentlich sortiert sich mit dem Familienzuwachs ein lange etablierter Freundeskreis neu, was manchmal Anlass für Traurigkeit ist, aber auch für Belebung sorgen kann. Manche Frau kostet es außerdem einige Anstrengung, ihrem Partner zu vermitteln, dass das gemeinsame Kind nicht nur eine Mutter, sondern auch einen Vater braucht, und seien die Anforderungen am Arbeitsplatz auch noch so hoch ...
Doch weil späte Mütter mit reichlich Lebenserfahrung ausgestattet sind, beruflich oft schon die eine oder andere Hürde genommen haben und wissen, wo sie stehen und was sie wollen - zum Beispiel genau dieses Kind -, können sie in der Regel gelassen und ausgeglichen auf den durcheinandergewirbelten Alltag reagieren. Wichtig ist allerdings, darauf zu achten, dass die Energiereserven immer wieder aufgefüllt werden - hier ist der rote Bereich manchmal eher erreicht als bei jüngeren Frauen. "Ich merke schon, dass ich in letzter Zeit schneller an Grenzen komme, dass mein Körper sich langsam in Richtung Wechseljahre umstellt", meint eine Buchhändlerin, die mit 43 ihr zweites Kind bekommen hat und jetzt auf die 50 zugeht. "Deswegen ist es umso wichtiger, dass ich mir ab und zu eine kleine oder etwas größere Auszeit nehme, meine Gedanken sammele und es mir gut gehen lasse - und zwar ohne schlechtes Gewissen. Das musste ich erst lernen, aber schließlich haben alle etwas davon, wenn ich entspannt zurückkomme."
Die Bilanz: positiv
Den meisten späten Müttern ist sehr wohl bewusst, dass sie mit Kindern einige Kompromisse mehr machen müssen als in ihrer kinderlosen Zeit. Doch das ist es ihnen allemal wert:
"Die Kinder fordern mich zwar enorm, aber sie halten mich auch jung und lebendig und offen für die Zukunft. Besser denn je weiß ich, dass Arbeit zwar viel, aber längst nicht alles ist", sagt eine von ihnen. Und eine andere bilanziert: "Wenn meine beiden mich an einem grauen Novembernachmittag animieren, mit ihnen auf der Straße Weihnachtslieder zu singen, oder wenn sich meine Tochter freut, dass ich ihr mein altes Lieblingsmärchen von der Schneekönigin vorlese, dann bin ich froh, dass ich in einem Alter, in dem sonst schon vieles in Routine abläuft, noch jede Menge unberechenbare kleine Glücksmomente erleben darf. Ohne die Kinder hätte ich die nie erfahren."