Mitten in der Nacht tapsen Kinderfüße durch die Diele. Das Kuscheltier in der Hand, steht Mia (2) vor dem Bett der Eltern und jammert: „Kann niss slafen, will zu Mama.“ Die seufzt und rückt zur Seite, während Mias Papa seelenruhig weiterschläft. Sie kennen das? Kein Wunder: Kaum ein Kind will nicht mindestens phasenweise nachts ins Elternbett krabbeln. Ob Kinder das dürfen, sorgt immer wieder für Diskussionen. Vor allem stillende Mütter finden es praktisch, wenn das Baby in der Nähe ist. „Kein lästiges Aufstehen in
der Nacht, kein Hin- und Herschleppen. Außerdem hat es mich beruhigt, dass die Kleine neben mir schlief“, erzählt Ann-Kathrin Neuhaus*, Mias Mutter. „Mein Mann hat schon früher nicht mitbekommen, dass unsere Tochter zwischen uns lag. Deshalb hatten wir nie ein Problem damit.“
Das Aus fürs Liebesleben?
Bis weit ins 20. Jahrhundert hinein schliefen Babys ganz selbstverständlich bei der Mutter. Das hatte nicht zuletzt auch mit den beengten Wohnverhältnissen zu tun. Auch heute kann für kleinere Kinder das Familienbett eine gute Lösung sein. Doch was wird dann aus dem Intimleben des Paares? Ein Kind, das dauerhaft bei Papa und Mama schläft, ist ein zuverlässiges Verhütungsmittel. Das ist auch richtig so, denn ein Familienbett ist nicht der passende Ort für Sex. „Wer sagt denn, dass sich das Liebesleben immer nur nachts und im Bett abspielen muss? Mein Mann und ich haben da durchaus Fantasie entwickelt, die uns einander wieder näher gebracht hat“, sagt Ann-Kathrin Neuhaus und lacht.
Schlaf ist wichtig für alle
Wenn sich ein Paar bewusst für das Familienbett entscheidet, sollten Mutter und Vater auch dazu stehen. Sonst sind Konflikte vorprogrammiert. Vor allem, wenn ein Elternteil mit Kind an Bord schlechter schläft. Für Paula Schumann war es keine Frage, dass Baby Tom von Anfang an im eigenen Bettchen lag, denn im Schlaf ist sie sehr berührungs- und geräuschempfindlich. Im ersten Lebensjahr lag der Sohn deshalb in einer Wiege, die im Elternschlafzimmer stand, mit zwei Jahren zog er ins benachbarte Kinderzimmer. „Damals fing Tom an, sich im Schlaf viel zu bewegen. Er schmatzte und stöhnte oft und hat mich damit geweckt. Zudem haben auch wir ihn oft
dadurch gestört, dass wir ins Bett gingen oder morgens früher als er aufstanden. Dann fehlte ihm der Schlaf und er war tagsüber unausstehlich“, sagt Paula Schumann. Ist ein Kind einmal krank oder braucht die Nähe der Eltern, kann es auch ein Kompromiss sein, eine zusätzliche Schlafmöglichkeit im Kinderzimmer einzurichten. Eine gute Matratze, die man tagsüber als Platz zum Toben nutzen kann, reicht da schon aus.
Eine richtige oder falsche Entscheidung für oder gegen das Familienbett – die gibt es nicht. Studien konnten nicht beweisen, dass Kinder, die in den ersten Lebensmonaten im Familienbett bleiben, später davon Nachteile entwickeln. Und auch nicht, dass eine sichere Bindung überhaupt nur möglich ist, wenn das Baby stets bei der Mutter übernachten darf. Zum Schluss noch ein Trost für Familien, bei denen nachts die große Wanderung losgeht und keiner mehr im eigenen Bett aufwacht: Spätestens im Schulalter finden die Kids das eigene Bett ohnehin viel spannender als das der Eltern. Denn das gibt ihnen ein Gefühl von Selbstständigkeit und Autarkie.