Der Zoo. Und immer wieder: der Zoo. Wer im Internet, in Zeitschriften oder in Ratgebern eine Antwort auf die Frage sucht, an welchem Ort sich Kinder und die neuen Lebenspartner ihrer Eltern am besten begegnen könnten, stößt überall auf die Idee mit dem Zoo. Vermutlich, weil es in einem Zoo nicht nur viel zu gucken, zu zeigen, zu fragen und zu erklären gibt – also unverfängliche Gesprächsanlässe –, sondern auch, weil ein Spaziergang durch offenes Gelände mit Kindern einfacher zu bewältigen ist als ein Nachmittag im Wohnzimmer oder eine gemeinsame Mahlzeit am Esstisch.
Das erste Kennenlernen – eine schwierige Situation für alle Beteiligten. Die Kinder, womöglich noch tief verletzt von der Trennung der Eltern, treffen auf einen völlig fremden Menschen, der fortan eine große Rolle in ihrem Leben spielen soll. Selten haben sie Lust auf solche Veränderungen der Familienkonstellation, oft reagieren sie extrem eifersüchtig, manchmal sogar offen aggressiv. Für die neuen Partner ist diese Reaktion belastend: Sie haben sich verliebt, stoßen nun aber als Fremdkörper in ein bestehendes Familiengefüge und spüren instinktiv, dass sie dort bis auf Weiteres nur eine Nebenrolle spielen dürfen. Trotzdem
sollten sie sich ehrlich und authentisch um die Zuneigung der Kinder bemühen. Auch wenn die darauf lange skeptisch und misstrauisch reagieren.
Für den frisch verliebten Elternteil ist der emotionale Spagat noch komplizierter. Die neue Liebe soll weder monatelang geheim gehalten, noch sollen die Kinder durch wechselnde Affären verunsichert werden. Wann also ist der richtige Zeitpunkt? Und
wie verhalte ich mich? Zeige ich offen meine Verliebtheit? Sind Küsse erlaubt – oder tun wir vor den Kindern so, als seien wir nur „Bekannte“? Felicitas von Lovenberg, die zweifache Stiefmutter und Autorin des Buches Und plötzlich war ich zu sechst, rät einerseits zu einer „Heilungs- und Ruhephase“, die Eltern ihren Kindern nach einer Trennung unbedingt zugestehen sollten. Andererseits empfiehlt sie, nicht zu lange damit zu warten, alle zusammenzubringen. Wer schon seine Verlobung plane, bevor sich die neue Patchworkfamilie als alltagstauglich erwiesen hat, könne böse Überraschungen erleben: „Eine Beziehung, die sich ohne die Anwesenheit des Nachwuchses höchst erfreulich gestaltet, offenbart ihre Schwächen oft gerade dann, wenn die unbestechlichen
Kinder ins Spiel kommen und zeigen, was sie davon halten.“ Plötzlich lernen sich die Erwachsenen in einem völlig anderen Licht kennen. Das kann die junge Liebe festigen – oder sie schnell erkalten lassen.
kizz Elterntipp
Fingerspitzengefühl gefragt
- Den neuen Partner zunächst als „einen Freund“ oder „eine Freundin“ vorstellen.
- Sich anfangs mit Küssen und Zärtlichkeiten vor den Kindern zurück halten.
- Bei gemeinsamen Unternehmungen Zeit zum Beschnuppern geben.
- Auf ablehnende Äußerungen der Kinder gelassen reagieren.
- Die dahinterliegenden Ängste ernst nehmen und dem Kind deutlich machen: Niemand will dir deine Mama, deinen Papa oder deinen Platz in der Familie streitig machen.
- Vorsicht mit Bezeichnungen wie „Das ist dein neuer Papa“ oder „deine Stiefmama“.