Lena würfelt. „Eine Drei, hurra!“ Genüsslich rückt sie ihre Spielfigur auf dem Menschärgere-dich-nicht-Brett drei Felder vor – und kickt die Figur ihres Bruders Luca weg. „Du bist gemein!“, schreit dieser. „So ist die Regel“, sagt Lena triumphierend. Und schon ist er vorbei, der harmonische Spiele-Nachmittag. Luca fegt alle Figuren vom Brett und läuft weinend in sein Zimmer. Es ist hart zu verlieren, nicht nur für Kinder. Aber man kann trainieren, mit Niederlagen fertigzuwerden. Eltern helfen dabei, indem sie:
Verständnis zeigen. Es ist normal, bei einer Niederlage wütend, traurig und enttäuscht zu sein. Sogar Fußballprofis weinen, wenn sie ein wichtiges Spiel verloren haben. Doch das ist für Kinder nicht selbstverständlich. Deshalb brauchen sie Trost und die Versicherung, dass ihre Gefühle in Ordnung sind: „Ich kann gut verstehen, dass du traurig bist. Mich ärgert es auch immer, wenn ich rausgeschmissen werde.“ Kinder sind meist sehr erstaunt darüber, dass sogar ihre großen und starken Eltern mal verlieren. Bereits diese Erkenntnis lindert den Schmerz über die Niederlage.
Grenzen setzen. Man darf wütend sein, aber es ist verboten, deshalb Dinge zu zerstören oder anderen wehzutun. Überlegen Sie mit Ihrem Kind, wie es seine Enttäuschung auf sozial verträgliche Weise rauslassen kann: In ein Kissen boxen? Erlaubt. Den Würfel ausschimpfen, weil er schon wieder keine Sechs zeigt? Erlaubt. Die Mitspieler beleidigen oder mit Dingen werfen?
Verboten.
Mut machen. Stellen Sie die Niederlage in Beziehung zu den Erfolgen Ihres Kindes: „Heute hast du verloren, aber erinnerst du dich an das letzte Mal? Da hatte ich keine Chance gegen dich. Jeder gewinnt mal, und jeder verliert auch mal.“
Fortschritte loben. Wer gut verlieren kann, verdient Anerkennung: „Obwohl es schlecht für dich lief, hast du bis zum Ende mitgespielt und nicht vorher abgebrochen. Das fand ich gut.“ Botschaft: Toll ist nicht, wer immer gewinnt. Toll ist, wer sich von Niederlagen nicht unterkriegen lässt.
Erfolge ermöglichen. Wer schon mal gewonnen hat, erträgt das Verlieren leichter. Er denkt nicht „Ich kann es nicht“, sondern „Diesmal hat es nicht geklappt“ – und das ist ein großer Unterschied. Allerdings funktioniert das nur, wenn man den Erfolg aus eigener Kraft erreicht. Kinder merken es, wenn Mitspieler sie gewinnen lassen. Das geschieht zwar aus guter Absicht, fördert jedoch nicht ihr Selbstbewusstsein. Besser ist es, altersgemäße Spiele zu spielen, bei denen Kinder eine echte Chance haben, oder solche, die ihnen besonders liegen, zum Beispiel Memory.