Die aktuelle Studie Frauen und Autos beleuchtet das Kaufverhalten der weiblichen Kundschaft einmal genauer. Mandy Lee kommt in ihrer Analyse zu einem zentralen Ergebnis: „Frauen wollen in der Automobilwelt dasselbe wie Männer, bloß anders.“ Die Spezialistin für kundenorientierte Entwicklung im britischen Nissan-Technikzentrum Cranfield liebt es, Klischees aufzugreifen und sie in die Mangel zu nehmen: „Nicht alle Frauen mögen Pink und betrachten ihr Auto als riesige schmückende Handtasche.“ Allgemeingültige Aussagen zu treffen sei gar nicht so einfach, erläutert Lee.
Abschied vom Schubladendenken
Tatsache ist, dass ein typisches Frauenauto nicht existiert, vielleicht nie existiert hat. Auch Mütter gehen mit unterschiedlichen Wünschen auf die Suche nach ihrem Fahrzeug. Es gibt aber gewisse Schwerpunkte, ein wesentlicher betrifft
schon die Vorauswahl: Der gesteckte Finanzrahmen zur Neuanschaffung – einschließlich Steuer und Versicherung – ist nach Lees Worten bindend, ebenfalls im Vordergrund stehen die Verbrauchswerte. Bei beiden Kriterien sind Männer augenscheinlich großzügiger beziehungsweise nachlässiger.
Den Untersuchungen nach erliegen Frauen außerdem viel stärker dem äußeren Reiz eines Autos als Männer. Dabei müssen Optik, aber auch Nutzbarkeit der eigenen Persönlichkeit in der aktuellen Lebenssituation entsprechen. So spielen für Mütter Sicherheit und Kontrolle eine erhebliche Rolle.
„Auch die Fondpassagiere sollen gut einsteigen können, wohltemperiert und entspannt sitzen“, sagt Lee. Mit einem Grinsen fügt sie hinzu, dass „typisch Frau – die Kommunikation in den Fond zu Jung und Alt gut funktionieren muss“. Apropos hinten: Viele halten die Männer für die Lademeister der Nation, in der Befragung erklären jedoch vor allem die Damen, wie wesentlich
ein intelligentes Gepäckraumkonzept einschließlich niedriger Ladekante sei. Zudem könne den Vorteil einer elektrisch öffnenden und schließenden Heckklappe bloß die Person genießen, die auch täglich mehrfach mit vollen Händen hinten ranmüsse. Das sind natürlich häufig Mütter.
Erfahrungen von Praktikerinnen
Wer sich vor Kitas und Schulen umhört, bekommt immer wieder die gleichen Erfordernisse fürs Vehikel genannt: genügend Platz bei vernünftigen Außenmaßen, pflegeleichte Stoffe und Materialien, Ablagemöglichkeiten in Hülle und Fülle – und, wie eine junge Frau betont: „Auch Mamas sind nicht nur Mamas, das Auto soll schon gut aussehen.“ Flache Flundern sind weitgehend
tabu, und die dreifache Mutter Cornelia Schwarz winkt beim Thema Zweitürer sofort ab. Sie mahnt genügend Abstand zwischen Vorderlehne und Sitzpolster im Fond an: „Kleine Kinder können ihre Beine im Kindersitz noch nicht abknicken, da ist Einklemmen vorprogrammiert.“ Ihr VW Sharan war auch deshalb eine gute Wahl, weil im Haushalt noch eine Oma und ein großer Hund leben. Allgemein gehören zu den beliebten VW-Familienmodellen der Kombi Golf Variant, der Kompaktvan Touran sowie der Hochdachkombi Caddy oder der Tiguan als Vertreter der „hochbeinigen“ Fahrzeugklasse.
Modelle, die ankommen
Florian Büngener, Kommunikationsmanager bei Fiat, hebt den Kompaktvan 500L mit bis zu sieben Sitzen als „Auto mit dem höchsten Mütteranteil an Besitzern dieser Fahrzeugklasse“ hervor. So würden unter anderem breite Türöffnungen der hinteren Portale, ausklappbare Tische an den Rücksitzlehnen, gute Rundumsicht und ein farbenfrohes Interieur überzeugen. Augenzwinkernd sagt er: „Die Espressomaschine an Bord wirkt auch bei müden Müttern.“ Ohne Koffein, aber mit flotten Schiebetüren versehen, punkten nach seinem Bekunden ebenfalls die Raumwunder Qubo und Doblò in der Mütterszene.
Oft sind es clevere Detaillösungen, die gut ankommen – wie beispielsweise bei Ford der Extra-Rückspiegel für den Innenraum, um die lieben Kleinen hinten im Auge zu behalten. Vertriebschef Wolfgang Kopplin: „Angefangen beim B- und C-Max sowie Focus Turnier bis hin zu unseren Vans S-Max und Galaxy bieten wir einen breiten Fächer an Familienautos – für Großfamilien mit bis zu sieben Köpfen“.
Tatsächlich können in der reichhaltigen Modellpalette vieler Hersteller alle Mütter fündig werden, auch wenn Cornelia Schwarz bei einem Kriterium bislang nicht erfolgreich war: „Mein Traumwagen hätte eine automatische Selbstreinigungsanlage – innen und außen.“