Mit etwa neun bis fünfzehn Monaten ist es so weit: Verdauungssystem und Stoffwechsel sind bereit für mehr als nur (Mutter-)Milch und Brei. Kinder vertragen nun insgesamt eine größere Vielfalt an Lebensmitteln. Zudem sind sie motorisch in der Lage, mit einem Löffel zu essen – oder mit den Händen. Denn unbekannte Speisen mit allen Sinnen zu erkunden, macht Spaß und Kinder lernen so, mit Genuss zu essen. Die Zahn entwicklung ermöglicht es ihnen nun, auch von fester Nahrung abzubeißen.
Karotten oder Äpfel sollten jedoch erst um den 18. Lebensmonat herum angeboten werden, wenn die Backenzähne durchgestoßen sind. Weiche Rohkost, etwa Tomate, Gurke, Birne oder Pfirsich, können Kinder dagegen schon gut essen.
In dieser Übergangsphase werden die Brei- und Milchmahlzeiten schrittweise von den Haupt- und Zwischenmahlzeiten abgelöst, wobei auch weiterhin gestillt werden kann. „Die Umstellung sollte möglichst fließend verlaufen, um Problemen vorzubeugen“, sagt die Münchner Ernährungsberaterin Imke Reese.
Jedes Kind ist individuell
Ab wann Kinder an den regulären Familienmahlzeiten teilnehmen, kann stark variieren; Voraussetzung ist, dass das Kind schon alleine im Hochstuhl sitzen kann. Reese empfiehlt, dem Kind aus allen Lebensmittelgruppen etwas anzubieten und es auswählen zu lassen. Vorsicht ist nur bei einigen Speisen geboten: Stark Gewürztes ist noch tabu, am besten zweigen Sie also eine Portion ab, bevor Sie für die älteren Tischgenossen abschmecken. Auch fettiges, schwer verdauliches Essen und Süßigkeiten sollten Kinder in diesem Alter noch nicht bekommen. Verzichten Sie auf Kleinteiliges wie Nüsse oder Johannisbeeren, die beim Schlucken leicht in die Luftröhre gelangen können. Mettwurst oder Rohmilch sind wegen möglicher
EHEC-Keime nichts für Kleinkinder. Sehr krosse Panade kann Verletzungen im Gaumen verursachen, bei Fisch sollten Gräten entfernt sein. Vollkornbrot mit ganzen Körnern ist anfangs nur in kleinen Mengen zu empfehlen, da die Energiedichte gering ist, die Kinder jedoch viele Kalorien zum Wachsen brauchen. Zudem können sie es manchmal schlechter kauen und schlucken.
Kohl oder Hülsenfrüchte werden wegen Besonderheiten im Erbgut nicht von allen Kleinkindern vertragen und können Blähungen auslösen. Überhaupt gilt: Kinder müssen nicht jedes Gemüse mögen. Mit der Zeit erweitern sie ihre Vorlieben von alleine, daher sollten Sie immer wieder Verschiedenes anbieten. Kinderärzte empfehlen wenige gezuckerte Lebensmittel und die Verwendung von mit Jod, Fluorid und Folsäure angereichertem Salz, damit Ihr Kind auch sicher alle Nährstoffe bekommt. Eine vegetarische Ernährung in diesem Alter halten die Experten für möglich, lehnen einen strikt veganen Speiseplan ohne Gabe von Vitamintabletten jedoch ab.
Das schmeckt mir!
Gut ist, wenn Sie Ihrem Kind nur kleine Mengen auftun, dann kann es bei Bedarf nachnehmen. Und keine Panik bei Spatzen essern oder Vielfraßen! Kinder sind, was den Appetit anbelangt, sehr eigen. Je nach Wachstumsschub oder Aktivität können die Mengen erheblich variieren. Es gibt daher kein Zuviel oder Zuwenig, solange das Kleinkind innerhalb seiner Größen- und Gewichtskurve bleibt. Das Gleiche gilt für die Flüssigkeitszufuhr. Achten Sie aber darauf, dass zu den Mahlzeiten immer auch
Getränke angeboten werden, vor allem Wasser und ungesüßte Tees im Becher.
Und wenn das Kind so gar nicht diesem Fahrplan folgen mag? Wenn es schon sehr früh Brei ablehnt, oder auch weit über den ersten Geburtstag hinaus Püriertes verlangt? „Letztendlich entscheidet das Kind, was es von dem Angebot annimmt. Und wenn es das Angebotene komplett ablehnt, muss man versuchen, die Vorlieben des Kindes herauszubekommen und sich darauf einzustellen“, sagt Imke Reese. Denn Zwang beim Essen sollte es niemals geben – auch der Stimmung am Familientisch zuliebe.