FamilienalltagKein Streit ums Geld

Über Geld spricht man bekanntlich … doch! Denn sonst kann das Thema zwischen Eltern schnell zum Streitfaktor werden

Kein Streit ums Geld
Geld sollte zwischen Ehepartnern kein Tabu-Thema sein! © Arsenis Spyros - iStock

Kritisch zieht er die Augenbrauen hoch, „Musstest du schon wieder neue Schuhe kaufen?“ „Ein Geizhals in der Familie reicht“, kontert sie, denn die ewigen Rechtfertigungen ist sie leid. Spätestens mit dem Zusammenziehen wird vielen Paaren bewusst, dass die Vorstellungen zum Thema Geld weit auseinandergehen können. Ausschlaggebend sind auch die Erfahrungen, die jeder mit in die Beziehung bringt: Ob das Geld im Elternhaus immer knapp oder stets ausreichend vorhanden war, beeinflusst bis heute unseren Umgang mit Finanzen. Solange wir über unser selbst verdientes Geld frei verfügen können, kommt es selten zu Konflikten. Doch wenn Kinder dazukommen und die Eltern gemeinsam haushalten müssen, kann es zu Problemen kommen.

Gefühl von Abhängigkeit

Streit ums Geld ist in fast jeder Familie an der Tagesordnung, weiß auch die Psychologin Dr. Ulla Sebastian. Ihr Ratgeber Geld oder die Kunst aus dem Vollen zu schöpfen hilft Paaren, ihre unterschiedlichen Sichtweisen, Gefühle und Reaktionen auf Geld zu verstehen, bevor es zu Streit oder sogar zu einer Trennung kommt. „In meiner Arbeit mit den Familien zeigt sich, dass es oft um Anerkennung und Wertschätzung geht“, berichtet sie. „Hinter Geldfragen stehen oft auch Machtfragen. Wer hat das Sagen in der Beziehung?“ Besonders heikel sei es, wenn einer von beiden mehr verdient oder sogar der Alleinverdiener ist. Ganz gleich, wer welche Position in der Familie hat, jeder sollte wertgeschätzt werden, sagt Dr. Sebastian. „In einer partnerschaftlichen Beziehung sollte jeder über das gleiche Taschengeld verfügen, ganz gleich, wer wie viel zum Einkommen beiträgt.“

Die Psychologin rät außerdem, als Familie regelmäßig zu bereden, wo gespart werden kann und was man sich leisten will. Kinder können dabei einbezogen werden. So entwickeln sie eine Vorstellung davon, was das Leben kostet, und lernen von klein auf einen verantwortungsvollen Umgang mit Geld.

Meist gibt es unterschiedliche Schmerzgrenzen, zum Beispiel beim Thema Urlaub, aber auch bei ganz alltäglichen Ausgaben – etwa bei der Frage, ob es der Bio-Käse aus dem Feinkostladen sein soll oder ob der Gouda vom Discounter reicht. Hier helfen nur klare Absprachen und beiderseitige Zugeständnisse. Offen über Geld zu reden, fällt vielen Paaren jedoch nicht leicht, hier fehlt oft ein tieferes Vertrauen. Doch „eine geteilte Finanzverantwortung ist das A und O einer gut funktionierenden Partnerschaft“, sagt Finanzexperte Sascha Straub von der Verbraucherzentrale Bayern. Beide sollten genau wissen, was die monatlichen Fixkosten sind. „So ist das Paar gut vorbereitet, sollte einmal etwas passieren. Außerdem sind beide dann gleichberechtigte Partner, die zusammen entscheiden.“ Und das ist in jedem Fall eine gute Basis für ein reiches Familienleben!

kizz Elterntipps

Geteilte Finanzverantwortung

  1. Ein Haushaltsbuch schafft eine bessere Übersicht über die Finanzlage. Notieren Sie monatliche Einnahmen (z. B. Gehalt, Kindergeld) und Fixkosten (Miete, Versicherungen, Betreuungsgeld) sowie die täglichen Ausgaben (Lebensmittel, Benzin, Freizeit). Monats- und Wochenübersicht zum Ausdrucken unter www.verbraucherzentrale.de.
  2. Optimieren Sie die Kontenverteilung. Möglichkeiten:
  • eigene Konten für Einkommen und eigenes „Taschengeld“
  • ein gemeinsames Haushaltskonto für regelmäßige Ausgaben
  • ein gemeinsames Spar-Konto für Urlaube und besondere Anschaffungen
  • jeder überweist auf die gemeinsamen Konten einen gewissen Prozentsatz seines Einkommens

Geld sollte kein Tabuthema sein. Bei einem Familien-Finanzgipfel wird offen darüber gesprochen, wer wofür aufkommt, ob es etwa ein „Gehalt“ für den Elternteil gibt, der sich überwiegend um Haushalt und Kinder kümmert, und was sich die Familie in nächster Zeit leisten möchte – und kann.

Bei existenziellen Sorgen wegen Arbeitslosigkeit oder Schulden ist professionelle Hilfe angezeigt. Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung verweist an öffentliche, kostenfreie Beratungsstellen: www.bag-sb.de.

Infos und eine Online-Schuldnerberatung auch unter www.caritas.de.

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