Wenn die Großeltern unter Demenz leiden, ist das meist für alle Beteiligten eine große Belastung. Nicht nur für die Erkrankten selbst und ihre Kinder, sondern auch für die Enkel. Sie verstehen nicht, warum Oma an manchen Tagen fünf Mal dasselbe sagt oder Opa auf einmal so wütend ist. Das gute Verhältnis zwischen Großeltern und Enkeln muss darunter aber nicht leiden – wenn es den Eltern gelingt, ihren Kindern die Krankheit verständlich zu machen. „Das ist gar nicht so schwer“, sagt Sigrid Steimel von der Gerontopsychiatrischen Beratungsstelle des Landschaftsverbands Rheinland. Die Sozialarbeiterin weiß aus Erfahrung, dass Kinder wesentlich weniger Berührungsängste mit Demenz haben als Erwachsene. Sie empfi ehlt Eltern, in klaren und einfachen Worten über die
Krankheit zu sprechen und dabei gleich auch eine Lösung anzubieten: „Opa ist krank. Er vergisst deshalb ganz viel. Oft geht es ihm nicht so gut und er ist dann ungeduldig mit sich und uns. Du und ich, wir können aber viel dafür tun, dass er sich wohlfühlt.“
Kinder sind sehr mitfühlend
Im Gegensatz zu vielen Müttern und Vätern jagt Kindern die Krankheit keine Angst ein, weil sie weniger verkopft und vorbelastet an die Situation herangehen. Sie wissen aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn sie oder ihre Freunde krank sind. „Viele Kinder möchten sich deshalb um Oma oder Opa kümmern, mit ihnen spielen und zusammen sein“, sagt Sozialarbeiterin Sigrid Steimel. Großeltern, die noch nicht schwer an Demenz erkrankt sind, wollen das auch und empfinden die kleinen Enkel als Bereicherung und Wohltat. Selbst in fortgeschrittenem Stadium der Krankheit können sie ihr Wohlgefühl oder auch Unbehagen in
Körpersprache und Mimik mitteilen: Ein Lächeln oder eine zugewandte Geste dem kleinen Enkel gegenüber sind für Eltern sichere Zeichen einer entspannten Atmosphäre.
Für jüngere Kinder ist es sehr wichtig, dass sie ihre Eltern als geduldig und konsequent im Umgang mit den dementen Großeltern erleben. Können Mama und Papa gut mit der Situation umgehen, gelingt das auch den Kindern. Dabei helfen ein paar einfache Regeln, die ihnen die Eltern leicht vermitteln können. Sigrid Steimel empfiehlt Sätze wie: „Schau der Oma in die Augen, wenn du mit ihr sprichst und nimm sie an die Hand, wenn du mit ihr spielen möchtest.“ Es gibt aber auch Kinder, die Berührungsängste zeigen oder kein gesteigertes Interesse haben, sich mit den Großeltern zu beschäftigen. Dann sollten die Eltern auf keinen Fall versuchen, die Kleinen zur Kontaktaufnahme zu drängen. Erst recht wenn die Krankheit fortschreitet, kann es für manche Kinder erschreckend sein, dass die sonst so sanftmütige Oma auf einmal aggressiv ist und andere anschreit.
Singen und Spielen verbindet
Während sich Mütter und Väter oft im Umgang mit den hilfsbedürftigen Eltern schwertun, gelingt das den meisten Kindern wie von selbst. „Kinder können
sich sehr schnell in andere einfühlen. Sie spüren fast intuitiv, was Oma oder Opa guttut“, erzählt Sigrid Steimel. Vor allem gemeinsames Singen, Malen oder
Brettspiele ohne Leistungsgedanken sind gute Ideen für ein Miteinander, das Großen und Kleinen gleichermaßen Spaß macht und die gemeinsame Beziehung mit Leben füllt.
kizz Info
Demenz - Antworten auf die wichtigsten Fragen
Was ist eine Demenz?
Bei einer Demenz lösen sich die Nervenverbindungen im Gehirn im Laufe der Zeit auf. Dadurch sind Gedächtnis, Orientierungsfähigkeit, Urteilsfähigkeit,
Sprachfähigkeit und Zahlenverständnis beeinträchtigt und werden nach und nach zerstört. Auch die Persönlichkeit kann sich durch die Krankheit verändern. Es gibt viele Arten von Demenzerkrankungen, die häufigste Form ist Alzheimer.
Wie viele Demenzkranke gibt es?
In Deutschland leiden etwa 1,2 Millionen Menschen an einer Demenz. Die Hälfte von ihnen ist über 90 Jahre alt.
Wie sehen erste Anzeichen aus?
Eine ganze Reihe von Beschwerden kann auf eine beginnende Demenz hinweisen, wie Vergesslichkeit und Verwirrtheit, Sprach- und Rechenprobleme, unpassende Kleiderwahl und verlegte Gegenstände, Veränderungen in Stimmung und Persönlichkeit.
Wie unterscheiden sich Altersvergesslichkeit und Demenz?
Wenn alte Menschen ab und zu ihren Schlüssel verlegen, einen Termin vergessen oder ihnen Namen entfallen, ist das allein noch kein Grund zur Beunruhigung.
Häufen sich aber auffällige Gedächtnis-, Konzentrations- und Orientierungsstörungen und dauern sie ein halbes Jahr und länger an, sollte man einen Arzt konsultieren.