Als Eltern kennen Sie folgende Situation: Ihr Kind hat einen Freund oder eine Freundin zum Spielen eingeladen und der kleine Gast ist laut, macht Schmutz, gibt besserwisserische Antworten und legt ein Benehmen an den Tag, das gewaltbereite Hooligans wie unschuldige Konfirmanden wirken lässt. Um es höflich auszudrücken: Sie finden das Besuchskind wenig liebenswert. (In einer solchen Konstellation ist das eigene Kind meistens ebenfalls nicht besonders liebenswert.) Somit bejahen Sie die Frage, ob man die Freunde seiner Kinder doof finden darf, wahrscheinlich mit einem wackeldackelartigen
Nicken.
Nun ist es aber sozial nicht sonderlich akzeptiert, Kinder doof zu finden. Zumindest sollten Sie das nicht öffentlich sagen. Sarah Kuttner hat das vor ein paar Jahren mal gemacht. Dass sie psychisch gestört sei, gehörte noch zu den netteren Dingen, die sie sich daraufhin anhören durfte.
Es ist auch nicht ganz fair, Kinder aufgrund ihres Betragens nicht zu mögen, denn das ist ja in erster Linie das Ergebnis der Erziehung durch die Eltern. Vielleicht ist der Vater ja Waffenlobbyist und die Mutter seit vielen Jahren Kreisvorsitzende der FDP. Da verwundert es dann nicht, wenn das Kind sozialpathologische Verhaltensweisen an den Tag legt.
Entspannen Sie sich einfach, was die Spielkumpanen Ihrer Kinder angeht. Sandkastenfreundschaften halten in der Regel nicht lange. Da ist es unnötig, sich über irgendwelche ungezogenen Blagen aufzuregen. Spätestens in der Schule wird
Ihr Kind neue Freunde haben. Dann können Sie die doof finden. Oder noch besser: deren Eltern.