Eltern wollen wissen, wer ihre Kinder betreut. Denn das pädagogische Personal hat einen hohen Stellenwert für die Qualität einer Kita. Mit 70 Prozent stellen die staatlich anerkannten ErzieherInnen immer noch den größten Anteil des Kita-Personals. Hinzu kommen in vielen Einrichtungen ErzieherInnen im Anerkennungsjahr, Kinderpfleger, Sozialassistenten und FSJler (Schulabgänger im Freiwilligen Sozialen Jahr). Daneben sind seit einigen Jahren vermehrt auch Vertreter
anderer Berufsgruppen in Kindertagesstätten anzutreffen. Dazu zählen Sozialpädagogen, Erziehungswissenschaftler, Kindheitspädagogen – und immer öfter auch Heilpädagogen, Logopäden oder Sozialarbeiter.
Hintergrund für diese Entwicklung sind die stetig gestiegenen Anforderungen an die Einrichtungen und die Situation am Arbeitsmarkt. Insbesondere aufgrund des Ausbaus von Betreuungsplätzen für Kinder unter drei Jahren herrscht in Deutschland vielerorts Fachkräftemangel. Immer wieder müssen Einrichtungen ihre Buchungszeiten verkürzen oder sogar schließen, wenn ErziehrInnen krankheitsbedingt ausfallen und kein adäquater Ersatz da ist. Ein Missstand, den leider fast jede Familie kennt.
Die Politik hat darauf in einigen Ländern mit einer Öffnung des Arbeitsplatzes Kita für andere Fachkräfte reagiert.
Beispielsweise hat Baden-Württemberg sein Kita-Gesetz so geändert, dass auch Logopäden, Kinderkrankenschwestern oder Absolventen von Lehramtsstudiengängen mit erstem Staatsexamen als Fachkräfte in Kindertageseinrichtungen anerkannt werden können, sofern sie berufsbegleitend eine 25-tägige Ausbildung absolviert haben.
Multiprofessionelle Teams
Dass die Öffnung der Kitas für andere Berufsfelder auch eine Chance ist, weiß Prof. Dörte Weltzien vom Zentrum für
Kinder- und Jugendforschung an der Evangelischen Hochschule Freiburg. „Ein Trend, der sich fortsetzen wird“, sagt sie über multiprofessionelle Teams in Kitas. Gelinge es, die unterschiedlichen Berufsgruppen zu einem funktionierenden Team zusammenzufügen, sei dies eine Bereicherung für alle: Der Blick auf die Kinder, auf ihre speziellen Neigungen, Fähigkeiten und eventuellen Förderbedarf werde geschärft. Eltern können ihre Fragen gezielt an die spezifisch ausgebildete Fachkraft richten, und die Teammitglieder profitieren vom zusätzlichen Wissen ihrer neuen KollegInnen. Auch
dem Inklusions anspruch können Kitas mit gemischten Teams mehr entsprechen. Damit die neuen Fachkräfte gut integriert werden, brauche es zum Beispiel Supervision und außreichend Weiterbildungsmaßnahmen. „Andere Berufsgruppen in Kitas dürfen keine Notlösung sein – weder für die Kollegen, noch für die Kinder oder Eltern“, warnt Weltzien.
Betreuungsschlüssel
Um eine gute Qualität zu gewährleisten, ist der Betreuungsschlüssel entscheidend, also das Verhältnis von Fachkraft zu betreuten Kindern. Dieser variiert in Deutschland von Bundesland zu Bundesland sehr stark, wobei der von der Bertelsmann Stiftung im aktuellen Ländermonitor 2016 empfohlene Schlüssel von maximal 3 Unterdreijährigen oder 7,5 Kindergartenkindern pro ErzieherIn in den wenigsten Ländern eingehalten wird. (Baden-Württemberg liegt an der Spitze mit 1 Fachkraft zu 7,3 Kindergartenkindern, Mecklenburg- Vorpommern hat eine Quote von 1 Fachkraft zu 14,1 Kindergartenkindern.) Hinzu kommt die Tatsache, dass eine Fachkraft ihre Arbeitszeit nicht allein der Kinderbetreuung
widmen kann. „Mindestens ein Viertel wenden ErzieherInnen für Team- und Elterngespräche, Dokumentation und Fortbildung auf“, schreibt die Bertelsmann Stiftung. In dieser Zeit übernehmen zum Teil Berufsschulpraktikanten oder FSJler ganze Gruppen, was zu Lasten der Qualität gehen kann. Bundeseinheitliche Standards zum Betreuungsschlüssel, welche die Qualität in Einrichtungen sichern, fehlen.
Übrigens: Eine Gruppe ist in Kitas nach wie vor unterrepräsentiert: Die Zahl der männlichen Fachkräfte hat sich zwar seit 1994 verdoppelt, liegt mit 4,8 Prozent (2014) aber noch immer auf einem äußerst niedrigen Niveau.
Ausgebildet für die Kita
Für die Arbeit in einer Kindertagesstätte muss man sich in Deutschland durch eine mehrjährige Ausbildung oder durch ein Studium an einer Fachhochschule oder Universität qualifizieren:
ErzieherInnen: In der Regel werden sie zwei Jahre lang an einer Fachschule für Sozialpädagogik ausgebildet und absolvieren dann das Anerkennungsjahr in einer Einrichtung. Zugangsvoraussetzung ist die Mittlere Reife.
KinderpflegerInnen und SozialassistentInnen: Sie erhalten ihre in der Regel zweijährige Ausbildung an Berufsfachschulen. Mindestvoraussetzung für die Kinderpfleger ist ein Hauptschulabschluss. Für die Ausbildung zur SozialassistentIn wird in einigen Bundesländern die Mittlere Reife verlangt. Grundsätzlich können an den Berufsfachschulen auch höhere Schulabschlüsse erworben werden, die den Zugang zur ErzieherInnen-Ausbildung eröffnen.
SozialpädagogInnen und SozialarbeiterInnen: In deutschen Kindertageseinrichtungen hat die Mehrzahl der Diplom-Sozialpädagogen und Diplom-Sozialarbeiter an einer Fachhochschule (FH) studiert. Es gibt aber auch Diplom-Pädagogen und Diplom- Sozialpädagogen mit einem Universitätsabschluss. Diplom-Heilpädagogen studieren ebenfalls an der FH. Zugangsvoraussetzung ist das Fachabitur.
KindheitspädagogInnen: Der Studiengang Kindheitspädagogik ist relativ jung und mit dem Ziel der Professionalisierung und Akademisierung des Elementarbereichs entstanden. Kindheitspädagogen werden in Bachelor- oder Masterstudiengängen an Fachhochschulen, Pädagogischen Hochschulen und Universitäten ausgebildet, Zugangsvoraussetzung ist das Abitur.