Als kleines Kind besaß ich ein Spielzeug-Bügeleisen, das zu meiner Freude sogar ein wenig warm wurde, wenn man es einsteckte. Ich erinnere mich noch genau, wie gut es sich anfühlte, als meine Mutter mir Geschirrtücher zum Bügeln gab, während sie sich um die Hemden und Blusen kümmerte. Stolz half ich mit, überzeugt davon, dass ich einen wichtigen Beitrag leiste.
Diese kindliche Freude am Mithelfen ist es, die wir Eltern schon früh fördern sollten. Kleine Kinder wollen sich beteiligen. Sie sind begeistert, wenn wir ihnen einen Auftrag geben, denn damit drücken wir aus: Du bist ein gleichwertiger
Teil dieser Familie, dein Einsatz ist gefragt und du darfst Verantwortung übernehmen. Für uns Eltern ist das oft mit einem größeren Aufwand verbunden. Doch es lohnt sich, schon unseren Zweijährigen einen Lappen in die Hand zu drücken, mit dem sie die Badewanne putzen dürfen, während wir das Klo schrubben. Das bedeutet aber auch, dass wir unsere Ansprüche lockern und mit einer nicht ganz streifenfreien Badewanne leben müssen. Solche früh trainierten Verhaltensweisen formen die Überzeugung, dass eine Familie oder Gemeinschaft besser funktioniert, wenn jeder zum Zusammenleben beiträgt.
Der Widerstand kommt später
Eltern von etwas älteren Kindern wissen, dass die Freude an Haushaltspflichten nicht von ewiger Dauer ist. Auch bei
Kindern, die von klein auf gewohnt sind, ihren Teil zum Familienleben beizusteuern, wird die Begeisterung mit jedem weiteren Lebensjahr abnehmen. Doch auch ältere Kinder übernehmen noch gerne Arbeiten im Haushalt, besonders dann, wenn wir mit ihnen etwas gemeinsam erledigen oder ihnen eine besonders „schwierige“ Aufgabe zuteilen, zum Beispiel den Rasen zu mähen.
Dennoch werden wir immer wieder erleben, dass unser Nachwuchs häusliche Pflichten nur mit viel Ächzen und Stöhnen erledigt und das Thema zu Reibereien führt. Wenn meine Tochter beispielsweise von der Schule nach Hause kommt, lässt sie ihre Jacke oft dort liegen, wo sie sie ausgezogen hat. Ich habe mir angewöhnt, nach einer Weile zu fragen, ob sie ihre Jacke schon aufgehängt habe. Falls nicht, bemühe ich mich, folgendermaßen zu antworten: „Sobald du sie aufgehängt hast, können wir essen.“ Das kleine Wörtchen „sobald“ ist eine Zauberformel, denn es schafft Anreize, ohne eine Drohung zu enthalten: „Sobald du die Teller abgeräumt hast, hole ich die Nachspeise.“ Das lässt sich natürlich beliebig ergänzen.
Wie die Großen
Ein weiterer Trick, der bei meinen Kindern gut funktioniert, ist eine spielerische Herangehensweise. Wenn sie zum
Beispiel keine Lust haben, den Tisch zu decken, biete ich ihnen an, laut zu zählen, um gemeinsam zu schauen, wie lange sie
für ihren Auftrag brauchen. Dies wirkt Wunder und oft staunen sie, wie wenig Zeit ihre Aufgabe in Anspruch nimmt.
Nicht zuletzt ist es auch an uns Eltern, uns zu fragen, wie wir als Paar die Hausarbeit aufteilen. Macht einer alles?
Erleben die Kinder, dass gemeinsames Arbeiten Spaß machen kann? Wenn meine Kinder überhaupt keine Lust haben, fragen sie oft: „Warum ich? Du kannst das doch machen!“ Ich erkläre ihnen dann, dass ich ihnen damit keinen Gefallen tun würde. Natürlich folgen auf diese Aussage weitere Fragen und diese sind eine gute Basis für ein Gespräch über Sozialkompetenzen. Gerade ältere Kinder können sehr gut nachvollziehen, dass es den Einsatz aller braucht, damit das Zusammenleben für alle angenehm ist.