Egal ob wir morgens zur Arbeit gehen, zu einem Geburtstag eingeladen sind oder zum Sport wollen, die Frage „Was ziehe ich an?“ stellt sich uns täglich, manchmal sogar mehrmals. Stets versuchen wir, dem Anlass angemessene, praktische Kleidung auszuwählen. Auch der eigene Geschmack fällt dabei ins Gewicht. Nach reichlicher Bedenkzeit und kreativem Kombinieren treffen wir dann die Wahl.
<ü>Ähnliche Überlegungen sollten wir auch bei der Kleiderauswahl unserer Kinder anstellen, wenn wir sie für ihren Tag in der Kita anziehen. Denn die Stunden in der Betreuungseinrichtung können unserem Arbeitstag gleichgestellt werden. Und der erfordert schließlich eine entsprechende Arbeitskleidung. So wie in dem Volkslied „Grün, grün, grün sind alle meine Kleider“ aus dem 19. Jahrhundert besungen wird, dass ein Jäger grüne Berufskleidung trägt und ein Schornsteinfeger in Schwarz kommt, ist es auch heute sehr wahrscheinlich, einem Arzt etwa im weißen Kittel zu begegnen. Ein Maurer dagegen würde nie auf die Idee kommen, in Anzug und Krawatte auf der Baustelle aufzutauchen, auch ein Anwalt in Hawaiihemd und Shorts ist eine eher komische Vorstellung.
Das mag alles selbstverständlich klingen. Dennoch werden immer wieder Kinder mit völlig unpassender Kleidung in die Kita gebracht. Und das kann schon einmal zu Diskussionen zwischen Eltern und ErzieherInnen führen. Um diese zu vermeiden, können Sie sich bewusst mit dem Ablauf und den Inhalten eines Kitatages Ihres Kindes auseinandersetzen. Ein solcher ist meist sehr vielseitig; überlegen Sie, was Ihr Kind dort alles tut und was seine Kleidung demnach aushalten muss.
Ein Hoch auf die Bewegungsfreiheit
Einer der wichtigsten Punkte bei der Auswahl des Outfits ist die Bequemlichkeit. Das Kind muss sich in seiner Kleidung wohlfühlen und sich darin uneingeschränkt bewegen können – über den Boden krabbeln oder robben, rennen und toben, klettern, hüpfen, aber genauso auch gemütlich liegen. Gerade im Lauflernalter können zum Beispiel hautenge Jeans oder unpassendes
Schuhwerk die Bewegungen behindern und sich damit negativ auf die motorische Entwicklung des Kindes auswirken.
Das praktische Zwiebelprinzip
Entscheidend ist außerdem, dass sich die Kleidung gut an unterschiedliche Temperaturen anpassen lässt. Kälte und Wärme sind zudem sehr subjektive Empfindungen. Die Kinder kommen morgens meist in den (beheizten) Innenräumen an, gehen im Laufe des Tages öfter ins Freie und schwitzen beim Toben oder Turnen. Praktisch ist hier das Zwiebelprinzip, bei dem Ihr Kind nach Belieben eine Kleidungsschicht darüberoder ausziehen kann. Je nach Jahreszeit und Witterung kommen noch spezielle
Kleidungsstücke wie Regenhose und Matschkleidung oder Sonnenschutz hinzu. In vielen Einrichtungen gibt es daher Fächer, in denen sich eine Kleiderauswahl für alle möglichen Wetterlagen und Aktivitäten deponieren lässt, sodass bei Bedarf gewechselt werden kann. Wobei Bedarf auch bedeuten kann, dass das Shirt beim Planschen nass wurde oder großflächige Spuren des Mittagessens aufweist.
Kleidung muss dreckig werden dürfen
Farbspritzer, Matsch- und Grasflecken, Löcher im Kniebereich der Hose oder Bobbycar-Spuren an den Schuhen gehören zu einem Kinderleben dazu. Trotz entsprechender Schutzmaßnahmen lässt sich nicht vermeiden, dass die Kleidung in der Kita dreckig wird oder ein Handschuh unbemerkt aus dem Kinderwagen fällt. Schicke Kleidung sieht zwar hübsch aus, doch Kinder
sollten nicht das Gefühl haben, darauf aufpassen zu müssen. Dies führt unter Umständen dazu, dass die Kinder bei bestimmten Aktivitäten nur zuschauen, aus Angst, wegen schmutziger Kleidung ausgeschimpft zu werden.
Ein weiteres Kriterium bei der Kleiderauswahl ist die Förderung der Selbstständigkeit. Je älter Kinder werden, umso mehr
wollen und sollen sie auch alleine machen. Bis die entsprechenden Fertigkeiten erlernt sind, bieten sich kleine Hilfen für den Übergang an: Hosen, die anstelle eines Knopfes einen Gummibund besitzen, einfache Pullover anstatt Hemden oder Blusen und Schuhe, die nicht geschnürt werden, sondern Klettverschlüsse haben. Nicht von ungefähr haben viele Kinder ihre Gummistiefel als Lieblingsschuhe auserkoren.
Die Geschmäcker sind verschieden
Beim Thema Kleidung spielt das Mitspracherecht der Kinder eine große Rolle. Sie besitzen noch die beneidenswerte
Freiheit, mit Jogginghose oder Fußballtrikot „zur Arbeit“ zu gehen. Im Laufe der Zeit erledigt sich das (leider!) von selbst. Wenn Kinder ihre Kleidung ihrem eigenen Geschmack entsprechend auswählen und kombinieren dürfen, fördert dies Kreativität und Wohlbefinden zugleich. Ob die Outfits nun der aktuellen Mode entsprechen oder nicht, sollte dabei keine Rolle spielen. Der Einfluss gesellschaftlicher Trends durch Werbung oder Freunde kommt von ganz alleine.
Um endlose Diskussionen und Streitereien am Morgen zu vermeiden, können Sie die Kleidung mit Ihrem Kind bereits am Vorabend herauslegen. Und Sie sollten gemeinsam üben, Kompromisse zu schließen. Ist das Lieblingsteil Ihrer Tochter ein unpraktisches, teures Glitzerkleid? Dann können Sie beispielsweise vereinbaren, dass es zu einem besonderen Anlass – dem anstehenden Sommerfest etwa – getragen werden darf oder bis in den Garderobenbereich, um es allen Kinder zu zeigen (anschließend wird es im Kleiderfach verstaut).
Solange die Kleiderauswahl Ihres Kindes kein gesundheitliches Risiko birgt, bleiben lustige Kinderfotos mit wilden
Outfits die einzigen Spätfolgen. Auf die Frage „Was habt ihr mir denn damals angezogen?“ können Sie dann entspannt antworten: „Das wolltest du so.“
kizz Check
Welche Kleidung für mein Kind?
Angemessene „Arbeitskleidung“ für die Kita sollte ...
- … bequem sein und die Bewegungsfreiheit nicht einschränken.
- … den Temperaturen im Innenraum und im Freien angepasst sein (Zwiebelprinzip).
- … die Selbstständigkeit des Kindes unterstützen.
- … dreckig werden dürfen und möglichst robust sein.
- … dem Kind gefallen.