Auf der Rangliste schmerzhafter Angelegenheiten liegt der Elternabend für viele Eltern in der Nähe von
Zahnwurzelbehandlungen. Bei Elternabenden sitzt man nicht nur auf viel zu kleinen Stühlen und harrt stundenlang in orthopädisch bedenklicher Haltung aus, bis die Bandscheibe leise vor sich hinwimmert. Zu diesem körperlichen Schmerz kommen noch geistige Qualen, wenn man sich anhören muss, wie andere Eltern absurde Themen („Zu Geburtstagen sollte nur gluten-, laktose-, zucker- und geschmacksfreie Kuchen mitgebracht werden.“) in einer epischen Breite vortragen, dass die berüchtigten Marathonreden von Fidel Castro als kurze, pointierte Grußworte gelten können.
Sicherlich mussten Sie auf Elternabenden auch schon einmal Fluchtreflexe unterdrücken. Spätestens wenn gefragt wird: „Gibt es sonst noch Fragen?“ Womöglich haben Sie sogar mal mit dem Gedanken gespielt, gar nicht erst zu erscheinen. Dazu sollten Sie aber eine gute Entschuldigung parat haben, die Ihr Fernbleiben rechtfertigt. („Unser Goldfisch leidet an einer schweren Angina und braucht stündlich neue Quarkwickel.“)
Aber selbst wenn Sie finden, Elternabende seien so grauenhaft wie ein Blockflötenvortrag Ihres Kindes, bedenken Sie Folgendes: Die Teilnahme am Elternabend ist immer auch eine Wertschätzung der Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher. Auf dem Elternabend können Sie sich mit ihnen austauschen und sie unterstützen.
Außerdem gilt: Elternabend ist, was du draus machst. Also bringen sie sich ein und gestalten Sie den Elternabend mit. Zum Beispiel, indem Sie eine Thermoskanne mit Gin Tonic herumgehen lassen. Dann wird jeder Elternabend lustig.