Nachhaltigkeit ist in aller Munde, doch was ist damit eigentlich gemeint? Nachhaltiges Handeln will den Raubbau der natürlichen Schätze der Erde vermeiden, um die Lebenschancen zukünftiger Generationen zu erhalten und Ungleichheit zu überwinden. Würden wir in einem Rechenspiel die vorhandenen Ressourcen der Erde aufteilen, könnte
jeder Mensch 1,8 Hektar Land pro Jahr nutzen. Tatsächlich beansprucht der Durchschnittsmensch für seinen
Lebensstil jedoch 2,2 Hektar (zwischen 0,8 in Indien bis zu 11,9 in den Vereinigten Arabischen Emiraten). Klar ist: Auf diese Weise beuten wir unseren Planeten aus. Immer mehr Menschen möchten deshalb ressourcenschonender und damit nachhaltiger leben.
Alles bio oder was?
Die Nachfrage nach Produkten aus biologischer Landwirtschaft ist in den letzten Jahren immer größer geworden.
Sofern die Qualitätsstandards für Bioprodukte eingehalten werden, ist das eine gute Sache, denn ökologische
Anbaumethoden greifen weniger in die Natur ein als konventionelle Landwirtschaft. Ganz so einfach ist die Sache
aber doch nicht. Viel Biogemüse und Bioobst wird aus fernen Ländern zu uns transportiert. Es wird teilweise unter
großem Wasserverbrauch gezogen, unreif geerntet und über den Land-, Wasser- oder Luftweg zu uns gebracht. Ist nach all dem Aufwand bio immer noch besser? Oder sollte man lieber die konventionell hergestellten Produkte aus der Region kaufen? Welches Kaufverhalten umweltschonender ist, kann man nicht immer genau ermitteln. Grundsätzlich helfen folgende Regeln:
Möglichst regionale Produkte einkaufen, zum Beispiel Waren mit dem Label „Aus unserer Region“ oder auch Biokisten von regionalen Bauern. Sogenanntes Flugobst mit langen Wegen meiden.
Saisonal einkaufen: Obst- und Gemüsekalender zeigen, welche Produkte wann bei uns reif sind (zum Beispiel über die kostenlose App des Bundeszentrums für Ernährung, www.bzfe.de).
Auch der Weg zählt! Wer eine Fahrt in den Supermarkt von wenigen Kilometern mit dem Auto zurücklegt, macht die Effekte des nachhaltigen Einkaufens um ein Vielfaches wieder zunichte. Das gilt natürlich für alle Wege, die wir täglich zurücklegen.
400 000 Liter Wasser werden durchschnittlich für die Herstellung eines Autos benötigt. In einer Tasse Kaffee
stecken rund 140 Liter
Der ökologische Fußabdruck
Um unseren Konsum in Beziehung zu den Ressourcen der Erde zu setzen, gibt es das Modell des ökologischen Fußabdrucks. Errechnet wird dabei eine fiktive Fläche auf der Erde, die notwendig ist, um den individuellen Lebensstil eines Menschen zu er mög lichen. Dabei werden sämtliche Einflussfaktoren berücksichtigt: die Produktion von Nahrung und Kleidung, die Bereitstellung von Energie, die Entsorgung von Müll, das Kohlenstoffdioxid, das bei der Fortbewegung mit Auto, Bahn oder Flugzeug entsteht. Obst und Gemüse verbrauchen in der Produktion eine
vergleichsweise kleine Fläche mit zwei bis drei Quadratmetern pro Kilogramm. Im Vergleich dazu hat Rindfleisch einen sehr hohen Ressourcenverbrauch mit rund 100 bis 170 Quadratmetern pro Kilogramm. Wer neugierig ist, wie sein ökologischer Fußabdruck ausfällt, kann hier den Test machen: www.fussabdruck.de.
Wasser sparen - ist das sinnvoll?
Wir Deutschen gehen im Vergleich zu Menschen in anderen Ländern mit Wasser sehr sparsam um. Durchschnittlich
verbrauchen wir täglich 124 Liter, eine Badewanne voll. Alltägliche Wassersparmaßnahmen sind hierzulande leider eher kontraproduktiv. Deutschland hat Wasser im Überfluss und nur ein kleiner Teil der Regenmenge fließt in die Haushalte. Durch Wassersparen fließt zu wenig Wasser zu langsam durch die Rohre, was Ablagerungen und Keime im Wasser zur Folge hat.
Viel wichtiger wäre das Sparen am globalen Wasserfußabdruck, also am indirekt
verbrauchten Süßwasser, das für die Erzeugung von Produkten nötig ist. Tierische Erzeugnisse schneiden dabei
wesentlich schlechter ab als pflanzliche. Laut Angaben der UNESCO benötigt die Produktion von einem Kilogramm Äpfeln im Schnitt 700 Liter Wasser, von einem Kilogramm Eiern 3 300 Liter Wasser, von einem Kilogramm Rindfleisch sogar 15 500 Liter Wasser. Dann sieht die Rechnung von oben anders aus: Mit dem Kauf von Tomaten aus Spanien, eines Baumwoll-Shirts oder mit täglichem Fleischverzehr verbrauchen wir also bis zu 4 000 Liter, und das
höchstwahrscheinlich in Regionen, in denen Wasser eine knappe Ressource darstellt.
5 Dinge, die jeder tun kann
- Kleidung gebraucht kaufen und wieder verkaufen – auf Flohmärkten, bei Kleiderkreiseln oder Tauschbörsen.
- Wer auf seine Flugreise nicht verzichten mag, kann den Gegenwert der CO2-Belastung für Klimaschutzprojekte spenden, www.atmosfair.de.
- Jedes Smartphone besteht aus einer Vielzahl an Materialien, die teilweise unter menschenunwürdigen Arbeitsbedingungen gewonnen wurden. Faire Produktionsbedingungen verspricht das Fairphone, www.fairphone.com/de.
- Milch kann vielerorts direkt beim Erzeuger geholt werden, www.milchautomaten-direktvermarkter.de.
- Ist ein Elektrogerät kaputt, wandert es schnell auf den Müll. Bei Repair-Cafés helfen erfahrene Bastler, das Gerät schnell und günstig zu reparieren, www.repaircafe.org
kizz Info
Schon gewusst?
Jeder Deutsche produziert etwa 617 Kilogramm Abfall pro Kopf und Jahr, 137 Kilo mehr als der EUDurchschnitt
San Francisco ist die erste Stadt mit einer „Zero waste“-Verordnung. Bis zum Jahr 2020 soll kein Müll aus der Stadt mehr auf Mülldeponien landen oder verbrannt werden. Alles soll recycled, kompostiert oder wiederverwendet werden.
Die Nutzungsdauer von Plastikverpackungen beträgt etwa 20 Minuten, die Zeit bis sie abgebaut sind 450 Jahre.
Eine Studie der Universität Bonn zeigt den Vergleich von frischen Äpfeln aus Südafrika oder Neuseeland mit regional produzierten Lageräpfeln. Am Ende der Lagerzeit im Frühling, wenn also der Energieverbrauch am höchsten ist, war für die deutschen Lageräpfel immer noch weniger Energie erforderlich als für den weiten Transport der frischen Äpfel.
Würde man jährlich auf 1 Kilogramm Rindfleisch verzichten, könnte eine Person rein rechnerisch mit dem eingesparten Wasser ein ganzes Jahr lang täglich für mehrere Minuten duschen.
In deutschen Unternehmen wird jeder Tropfen Wasser im Durchschnitt fast sechsmal genutzt.
Joghurtbecher und andere Behältnisse müssen nicht gespült werden, bevor sie in den Gelben Sack wandern das wird während des Recyclingprozesses erledigt.