Eltern zwischen Frust und LustLiebt euch wieder!

Das Familienleben läuft gut und doch fehlt da was. Ach ja, dieses Kribbeln. Ist das für immer verschwunden?

Eltern brauchen Zeit für Zweisamkeit
Eltern brauchen Zeit für Zweisamkeit © Free-Photos - pixabay

Doro (37), Mutter einer drei und einer einjährigen Tochter, fordert die Leserinnen ihres Blogs Mutterkutter. de auf, folgenden Satz zu vervollständigen: „Elternsex ist …“. Die meisten Antworten gehen Richtung „selten“ oder „schwierig“. Puh, schade für die Frau, schade für den Mann – und schade für die Kinder, dass die Eltern nicht auf ihre Bedürfnisse achten.
Ist es in Ordnung, Sex haben zu wollen, während die ganze Aufmerksamkeit eigentlich dem Baby oder Kleinkind gelten müsste? Darf ich als Mutter oder Vater auch mal ganz egoistisch an mich denken? Es gibt Paare, die machen sich gleich nach der Geburt an die Zeugung von Geschwisterkindern. Anderen ist die Lust gründlich vergangen. Dazwischen ist alles möglich.
In den Räumen von Paarberatern sitzen häufig Frauen, die einfach mal wieder in den Arm genommen werden wollen. Sie sehnen sich weniger nach Sex, sondern vielmehr nach Geborgenheit und Zärtlichkeit. Und Männer, die sich das auch wünschen, sich dann aber anderweitig orientieren und fremdgehen. Hört sich an wie ein Klischee, ist allerdings oft der Grund für Paarprobleme.

Alltag frisst Liebe

Viele Eltern verstehen sich als Team und organisieren entsprechend ihr Familienleben. So finden sich zum Beispiel häufig getrennte Betten und Schlafzimmer. Die sind auch sinnvoll, denn kein Kind hat etwas von unausgeschlafenen Eltern. Körperlichkeit und Sex bleiben dabei allerdings auf der Strecke. Erst sechs Monate lang, dann für ein Jahr und bei einigen Paaren noch länger.
Fehlende Körperlichkeit sowie das Managen des Alltags in der sogenannten Rushhour des Lebens (der Zeitraum zwischen dem Alter von 30 und 40, in dem viele eine Familie gründen und gleichzeitig Karriere machen wollen) führt dazu, dass man sich als Paar nicht mehr viel zu sagen hat. Morgendliche oder abendliche Gespräche kreisen um die Alltagsbewältigung und selten um die Fragen, die in Beziehungen zentral sein sollten: „Wie geht es dir?“ oder „Was brauchst du?“
Die Entfremdung vom Partner oder von der Partnerin ist ein schleichender Prozess. Zunächst ist er ganz normal, denn anfangs steht nun einmal das Kind mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt. Doch nach spätestens 24 Monaten sollten Elternpaare wieder kleine Schritte in Richtung „Liebespaar“ gehen, sich bewusst Raum und Zeit füreinander nehmen und dies gegenüber dem Kind auch durchsetzen.
Für Kinder ist es äußerst wichtig, dass Eltern sich um sich als Paar kümmern. Leben sie das ihren Kindern vor, so lernen diese, dass Mama nicht nur Mama ist, sondern auch eine Frau – und Papa auch ein Mann. Und dass ihre Eltern eine Beziehung haben, die über das Elternsein hinausgeht. Dass sie sich küssen, in den Arm nehmen, über „Erwachsenenzeug“ reden und Konflikte haben. Also ein echtes Liebesleben führen. Wo sonst sollen Kinder lernen, wie eine Paarbeziehung funktioniert? Wie man sich streitet und versöhnt?

Manchmal reichen wenige Minuten

Leserin Melanie antwortet auf die Frage nach dem Elternsex mit: „Wir haben festgestellt, für einen Quickie ist man nie zu alt, und auch nur Knutschen unter der Dusche kann total schön sein.“ Das ist ein Lösungsweg. Einfach machen. Man könnte auch sagen: wieder kindisch werden mit seinem Partner. Sich neu entdecken. Und lernen, die eigenen Bedürfnisse herauszuposaunen: „Ich will mal wieder richtig kuscheln mit dir!“ Ein wunderbarer Satz, den Eltern sich sehr gut von ihren Kindern abhören können. Denn die formulieren ihre Wünsche meist ganz unmittelbar.
Mutig zu den eigenen Bedürfnissen zu stehen ist der erste Schritt. Dann kann der Partner darauf eingehen – oder weglaufen. Aber beide wissen zumindest, woran sie sind und wie lang der Weg zu einer wiedererweckten Paarliebe sein wird.
Auf diesem Weg hilft es sehr, sich regelmäßig bewusst Zeit für die Beziehung zu nehmen. Zum Beispiel jeden Tag fünf bis fünfzehn Minuten gemeinsam auf dem Sofa sitzen, tief Luft holen und einfach schweigen, sich im Arm halten oder kurz erzählen, wie es einem geht. So bleibt man täglich in Kontakt als Paar, das sich gemeinsam um eine Familie kümmert.

Drei Tipps für die Paarliebe

  1. Achten Sie auf schleichende Frustration bezüglich Ihres Liebeslebens. Je früher Sie benennen, was Ihnen fehlt, umso schneller können Sie eine Veränderung bewirken.
  2. Kinder brauchen Eltern, die sich um sich als Paar kümmern. So lernen sie, wie eine Liebesbeziehung funktioniert. Wenn Sie sich also Zeit für ihre Partnerschaft nehmen, heißt das nicht, dass Ihr Kind zu kurz kommt.
  3. Scheuen Sie sich nicht, sich anderen mitzuteilen. Es muss keine Paartherapie sein, häufig reichen kleine Impulse von Freunden oder Bekannten, um das Feuer wieder zu entfachen. Denn in einer ähnlichen Situation befinden sich fast alle Elternpaare einmal.

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