Männliche Fachkräfte in KitasSollen Erzieher Kinder wickeln?

Hier sagen eine pädagogische Fachkraft und ein Elternteil ihre Meinung zu einem brisanten Thema aus dem Kitaalltag.

kita kontrovers
© Florian Nütten

Das sagt der Erzieher

Ja. Erzieher sollen wickeln, füttern, ins Bett legen und trösten – alles Dinge, die Männer früher bei ihren eigenen Kindern nicht gemacht haben und die heute selbstverständlich sind. Und sie sollen dies achtsam und respektvoll tun. Denn Kinder brauchen sensible Bezugspersonen, die sie liebevoll pflegen und sich um alle ihre Bedürfnisse kümmern. Ich denke, jede andere Regelung wäre für die Kinder verwirrend. Schon für kleine Kinder ist es wichtig zu erfahren, dass Männer genauso fürsorglich mit ihnen umgehen können wie Frauen. Trotzdem kann ich verstehen, dass manche Eltern – aufgrund von einzelnen Missbrauchsfällen – den Erziehern nicht vertrauen. Oder dass sie es aufgrund ihres kulturellen Hintergrunds nicht gewohnt sind, Männern in Pflegeberufen zu begegnen. Das finde ich für einen Beruf mit einem Männeranteil von etwa 6 Prozent „normal“. Mit der Zeit wird das kein Thema mehr sein. Frauen in Führungspositionen haben es auch nicht leichter. Ich glaube, wir sollten nicht diskutieren, ob wir die Kinder wickeln, sondern wie. Und das betrifft alle Fachkräfte, Männer wie Frauen.

Raúl Páramo ist Erzieher in der Kita Rieselfeld in Freiburg und Lehrbeauftragter an der Pädagogischen Hochschule

Das sagt die Mutter

In der Einrichtung meiner beiden Töchter haben bis vor Kurzem zwei männliche Fachkräfte gearbeitet. Sie in ihrer Arbeit einzuschränken wäre meines Erachtens genauso falsch wie den Kindern zu vermitteln, dass fürs Wickeln nur Frauen zuständig sind. Wer Erzieher unter Generalverdacht stellt, ist ungerecht all denjenigen gegenüber, die den Beruf aus Leidenschaft machen. Natürlich ist das Thema Missbrauch allgegenwärtig, allein schon durch die Medienberichterstattung, und auch bei mir als Mutter präsent. Deshalb ist es wichtig – und zugegebenermaßen nicht immer leicht, sich nicht in Panik versetzen zu lassen. Denn das würde wahrscheinlich dazu führen, dass man nicht nur über ein Wickelverbot nachdenkt, sondern auch darüber, ob Erzieher Kinder überhaupt auf den Schoß nehmen oder mit ihnen kuscheln dürften – und das wäre sehr schade! Mein Mann und ich müssten uns außerdem überlegen, ob unsere Tochter weiterhin zum Fußball gehen darf, wo zwei Männer die Kinder trainieren. Das würde alles zu weit führen. Deshalb legen wir in unserer Erziehung den Fokus darauf, unsere Kinder zu stärken, ohne ihnen Angst zu machen.

Melanie Wolter, Mutter von drei Kindern im Alter von fünf Jahren, zwei Jahren und 10 Monaten, lebt in Freiburg  

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