Worauf sollten Eltern beim Kauf von Pflegeprodukten für Kinder achten?
Es gibt eine Fülle von Produkten auf dem Markt und die Liste der Inhaltsstoffe ist lang. Man müsste eigentlich Chemie studiert haben, um sie zu verstehen. Ich empfehle deshalb, sich an Labeln und Gütesiegeln zu orientieren. Wenn auf einem Produkt zum Beispiel das Logo des Deutschen Allergie- und Asthmabundes (DAAB) abgebildet ist, dann ist schon mal ausgeschlossen, dass das Produkt Allergene oder hautirritierende Inhaltsstoffe enthält. Es gibt außerdem die Deutsche Haut- und Allergiehilfe (DHA), die Stiftung Warentest und Ökotest, welche Produkte testen, wobei man immer darauf achten muss, nach welchen Kriterien ein Produkt bewertet wurde. Eltern können sich außerdem mit Hilfe einer INCI-App (Inhaltsstoffe-App auf www.haut.de) über Kosmetik- und Pflegeprodukte informieren.
Gibt es bestimmte Inhaltsstoffe, die Eltern unbedingt meiden sollten?
Das ist nicht ganz eindeutig zu beantworten. Grundsätzlich ist es so, dass die Haut von Babys und Kleinkindern noch dünner ist als die von Erwachsenen und Inhaltsstoffe deshalb leichter eindringen können. Es ist nicht klar deklariert, welche Inhaltsstoffe in Kosmetik auf keinen Fall enthalten sein sollten. Wir haben aber in Deutschland eine relativ strenge Kosmetikverordnung, die den Markt überwacht. Ich rate Eltern deshalb, die Stoffe zu meiden, die von der Kosmetikverordnung oder von der Deutsche Kontaktallergie Gruppe (DKV) als potenzielle Allergene eingestuft werden. Dazu zählen einige Duftstoffe, ätherische Öle, einige Konservierungs stoffe, Lanolin (Wollwachs) und bestimmte Emulgatoren.
Worauf sollten Eltern bei der Produktauswahl noch achten?
Die Produkte sollten immer einen Feuchthaltefaktor enthalten, für kleine Kinder empfiehlt sich Glycerin. Verbreitet ist auch Harnstoff, der ist jedoch erst für Kinder ab dem zweiten / dritten Lebensjahr in geringer Konzentration empfohlen. Wichtig ist außerdem, dass ein Pflegeprodukt die Hautschutzmauer stabilisiert und dafür sorgt, dass die Fette nicht ausgewaschen werden. Außerdem sollte das Produkt dafür sorgen, dass die Haut im pH-neutralen Bereich bleibt (5,5). In den letzten Jahren hat es immer mal wieder „Wundercremes“ auf dem Markt gegeben, an einen Fall erinnere ich mich sehr gut. Das Produkt war nur im Ausland erhältlich, irgendwann wurde es wegen hoch bedenklicher Inhaltsstoffe, die nicht deklariert waren, vom Markt genommen. Ich empfehle Eltern deshalb, bei unbekannten Cremes sehr vorsichtig zu sein und immer einen Kinderarzt oder eine Kinderkrankenschwester zu Rate zu ziehen und nicht einfach drauflos zu cremen.
Gibt es häufig Fälle von Hautirritationen, die auf Pflegeprodukte zurückzuführen sind?
Die Kontaktallergien bei Kindern sind keine Seltenheit, ihre Zahl steigt an. Außerdem kann es zu einer Sensibilisierung der Haut gegen bestimmte Inhaltsstoffe kommen, welche dann langfristig zu einer Allergie führen kann. Man sollte sämtliche Pflegeprodukte immer auf ihre individuelle Verträglichkeit hin testen. Bei Cremes gilt: Nie das ganze Kind mit einem neuen Produkt eincremen, sondern zum Beispiel nur einen Arm oder ein Bein, bei Säuglingen ein noch kleineres Hautareal.
Ist man mit Produkten aus der Naturkosmetik generell auf der sicheren Seite?
Nein, denn nicht alle natürlichen Inhaltsstoffe sind auch gesund. Wir wissen, dass viele Pflanzenstoffe ein allergisches Potenzial haben. Und dass die ätherischen Öle direkt angewendet zu einer Hautreizung führen können. Einige Jahre lang gab es den Trend, Olivenöl zur Hautpflege einzusetzen. Untersuchungen an der Erwachsenenhaut haben gezeigt, dass das die Haut eher austrocknet und zu Rötungen führt, bei Sonnenblumenöl ist das nicht der Fall. Dermatologen weisen außerdem darauf hin, dass Öle immer raffiniert sein sollten, also nicht im natürlichen Zustand (nativ) belassen.
Sind gute Produkte für Kinder automatisch teuer?
Nein, hautverträgliche Produkte kann man sowohl in der Apotheke als auch im Discounter kaufen. Wichtig ist, dass ein Produkt speziell für Kinder entwickelt wurde. Lotionen, Badezusätze und Cremes für Babys können auch gut für ältere Kinder verwendet werden. Und falls ein Produkt nicht speziell für die Anwendung bei Kindern beworben wird, kann man beim Hersteller oder in der Apotheke fragen, ob es eine Altersbeschränkung gibt.
Was ist bei der Pflege von Babyhaut zu beachten?
Zum Thema Säuglingspflege gibt es immer wieder neue Paradigmen und Trends. Seit einigen Jahren haben wir Pflegeempfehlungen, welche auf Studien basieren und besagen: Babys zu baden ist besser als Babys zu waschen, allerdings sollte das Bad nicht länger als fünf bis 10 Minuten dauern (Badetemperatur 37 Grad). Das Wasser kann klar sein, Säuglingsbadezusätze sind auch möglich. Nach dem Baden sollten Babys mit einer für Säuglingspflege geeigneten Lotion eingecremt werden. Zur Massage kann ein Babyöl verwendet werden.. Bei trockener, rissiger oder rauer Haut, die relativ oft vorkommt, sollte das Kind mit einer rückfettenden Lotion eingecremt werden. Generell sollten Pflegeprodukte zum Einsatz kommen, die für die Babyhaut ausgewiesen sind.
Gibt es weitere wichtige Empfehlungen?
Für die Pflege der Kinderhaut gibt es – anders als bei den Babys – keine definierten Richtlinien, es geht also viel darum, individuelle Erfahrungen zu machen und den Hautzustand zu berücksichtigen. Kinder mit normaler Haut können mehrmals die Woche baden, danach ist es günstig, die Haut einzucremen. Lediglich bei einer zur Trockenheit neigenden Haut empfehlen Experten tägliches Einremen. Es ist ein Mythos, dass die Haut durch die Pflege die Fettung verlernt. Hautpflege ist außerdem abhängig von der Jahreszeit, im Sommer empfehlen sich Lotionen, die mehr Feuchtigkeit enthalten, im Winter fetthaltigere Cremes. Wenn die Haut Entzündungen zeigt, gilt: Je stärker die Entzündung ist, desto mehr Feuchtigkeit sollte die Creme oder Lotion enthalten.
Kinder sind inzwischen eine Kundengruppe, die von der Kosmetikindustrie mit Produkten umworben wird. Was halten Sie davon?
Eltern wollen Kindern mit den Kosmetikprodukten ja immer was Gutes tun. Wenn ich bei Hausbesuchen in Badezimmer gehe, sehen die manchmal aus wie ein Spielzimmer. Die Produkte sind bunt, sie glitzern, sie riechen gut. Kinder brauchen diese Vielzahl nicht. Sie brauchen definitiv keine Gesichtscreme und kein Deo, sondern eine gesunde Körperpflege zum Waschen, Baden und Eincremen. Sobald ein Produkt fruchtig riecht, deutet das auf Duftstoffe hin – und ohne ist man auf der sicheren Seite.
kizz Webtipp
- www.daab.de Deutscher Allergie- und Asthmabund
- www.dkg.de Deutsche Kontaktallergie- Gruppe (DKG) in der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft (DDG)
- www.dha-allergien.de Deutsche Haut- und Allergiehilfe e. V.
- www.gesund-ins-leben.de Netzwerk für junge Familien, hinter dem verschiedene Verbände und Institutionen stehen. Die Webseite bietet wertvolle Informationen, unter anderem zum Thema Allergieprävention.
- www.haut.de Wissensportal zum Thema Haut