Der Verhaltensforscher John Watson würde diese Frage verneinen. Eltern sollen auf das Küssen ihrer Kinder weitestgehend verzichten, und bei der morgendlichen Begrüßung reiche es, dem Kind die Hand zu schütteln. Allerdings stammen diese Ratschläge aus dem Jahr 1928 und sind nicht mehr ganz zeitgemäß.
Aber auch im 21. Jahrhundert scheint es nicht selbstverständlich zu sein, das eigene Kind auf den Mund zu küssen. Diese Erfahrung machte der Ex-Fußballstar David Beckham, als er ein Instagram-Bild veröffentlichte, auf dem er seiner Tochter einen Schmatzer auf den Mund gibt. Anschließend prasselte ein regelrechter Shitstorm auf ihn nieder. Viele Eltern fragen sich sowieso eher: Will ich mein Kind überhaupt auf den Mund küssen? Bei Kleinkindern ist der Mundbereich ein Hort getrockneter Essensreste. Ein Mundkuss ist wie ein kleiner Snack, nur weniger schmackhaft. In der Erkältungszeit ist ein Kindergesicht außerdem die reinste Virenschleuder. Ein Kinderkuss ist dann gesundheitsgefährdender, als die Türklinke einer Apotheke abzulecken. Beim Küssen eines Babys sind wiederum
die ruckartigen Kopfbewegungen zu beachten. Ein Kussversuch endet sonst schnell mal mit einer gebrochenen elterlichen Nase.
Ein Kind auf den Mund zu küssen ist also ein Mix aus Dschungelcamp-Prüfung, Outbreak-Szenario und Cage-Fight. Wenn Ihnen das alles nichts ausmacht, können Sie Ihr Kind so oft auf den Mund küssen, wie Sie wollen. Außer Ihr Kind hat etwas dagegen. Das teilt es Ihnen dann mit einem beherzten Kopfstoß mit.