Die Qualität einer KitaWas macht eine gute Kita aus?

Nach dem Ausbau der Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren stellt sich die Frage nach deren Qualität: Wie gut sind Deutschlands Krippen inzwischen? Und worauf sollten Eltern bei der Kita-Suche achten?

Was macht eine gute Kita aus?
Eine gute Kita hat ein Konzept, das Informationen zu ihren Angeboten, Methoden und Zielen liefert © lostinbirds - Getty Images

Auf den ersten Blick scheint alles wunderbar: Damit Eltern Beruf und Familie unter einen Hut bekommen können, haben Kinder in Deutschland von ihrem ersten Geburtstag an einen Rechtsanspruch auf einen Betreuungsplatz. Und der Kita-Ausbau kommt gut voran: Das Familienministerium meldet seit Jahren steigende Zahlen der Kinder, die in Kitas oder in der Kindertagespflege betreut werden. Zurzeit sind es ein Drittel aller Unter-drei-Jährigen. Zwar gibt es mancherorts noch immer lange Wartelisten, aber die Tendenz weist in Richtung Entspannung. Auch die Qualität der Angebote hat sich bundesweit verbessert. Dies zeigen zum Beispiel Studien der Bertelsmann Stiftung. Doch nun der zweite Blick: In Deutschland gibt es noch immer keine verbindlichen Qualitätsstandards für die U3-Betreuung. Auf die Fragen nach Ausstattung, Angeboten und Betreuungsschlüssel gibt kein Gesetz konkrete Antworten. Daher stehen berufstätige Eltern bei der Kita-Suche vor einer schwierigen Aufgabe: Woran erkennen wir eigentlich, ob eine Kita gut ist für unser Kind?

Gute Kitas haben ein Konzept

„Einer der wichtigsten Punkte, an denen Eltern sich orientieren sollten, ist das Leitbild der Einrichtung“, sagt Prof. Dr. Fabienne Becker-Stoll, Psychologin und Direktorin des Staatsinstituts für Frühpädagogik in München. Gute Kitas verfügen über ein pädagogisches Konzept, das konkrete Informationen zu ihren Angeboten, Methoden und Zielen liefert. Kommuniziert die Einrichtung dieses offen und verständlich und vermittelt sie den Eindruck, sie habe die Bedürfnisse der Kinder nach liebevoller Zuwendung und Pflege in ihrem Leitbild verankert, dann lohnt es sich, diese Kita näher anzuschauen. Das kann zum Beispiel bedeuten, am Infoabend für Eltern teilzunehmen, mit den Fachkräften zu sprechen, gemeinsam mit dem Kind zu einem Kennenlerntag zu gehen, Kontakte zu Eltern zu knüpfen, deren Kind in dieser Einrichtung bereits betreut wird; vielleicht ist es sogar möglich, in der Kita zu hospitieren. All diese Maßnahmen dienen dazu, ein genaueres Bild über den Kita-Alltag und dessen Qualität zu gewinnen. Auf die folgenden Punkte sollten Eltern dabei achten:
Besonders wichtig ist der sogenannte Betreuungsschlüssel der Gruppe. Er gibt darüber Aufschluss, um wie viele Kinder sich eine Fachkraft kümmern muss. Hier gilt natürlich: um möglichst wenige Kinder. Ein- und Zweijährige sind sowohl körperlich als auch psychisch auf eine vertraute, feinfühlige Bezugsperson erheblich stärker angewiesen als Drei- bis Fünfjährige. Und je kleiner die Gruppengröße ist, desto besser können die ErzieherInnen auf die Bedürfnisse der Kleinsten eingehen. Denn niemand möchte, dass das eigene Kind lange warten muss, bis es getröstet wird, ihm die Windeln gewechselt werden, es in den Arm genommen wird. Zum Betreuungsschlüssel gibt es Empfehlungen des Kinderbetreuungsnetzes der Europäischen Union, denen die meisten Erziehungsexperten folgen. Demnach ist die ideale ErzieherInnen-Kind-Relation für Einjährige 1:3 (das bedeutet: eine Fachkraft kümmert sich um drei Kinder), für Zweijährige maximal 1:5.

Ohne engagierte Fachkräfte läuft nichts

Ein guter Betreuungsschlüssel ist sehr viel wert, aber noch keine Garantie für eine gute Betreuung. Hier sind vor allem die Qualifi kation und das Engagement der ErzieherInnen entscheidend: Gehören erfahrene Fachkräfte zum Personal? Nehmen sie regelmäßig an Weiterbildungen teil? Verfügen sie über besondere Zusatzausbildungen, zum Beispiel in Montessori-Pädagogik? Beobachten Sie beim Hospitieren oder beim Schnuppertag, wie die Erziehenden mit den Kindern umgehen: Haben sie einen guten Draht zu den Kindern? Sind sie liebevoll, aufmerksam und empathisch? Schauen Sie ihnen zu und hören Sie auch auf Ihr Bauchgefühl: Können Sie sich vorstellen, Ihr Kind diesem Team anzuvertrauen? Haben die ErzieherInnen Freude bei ihrer Arbeit? Oder wirken sie womöglich gestresst und lustlos? „Die Zufriedenheit der pädagogischen Fachkräfte mit der Organisation der Arbeit ist entscheidend für die Qualität der Bildungsarbeit mit dem Kind“, betont Fabienne Becker-Stoll.
Darüber hinaus gibt es weitere Punkte, auf die Sie achten können. Die Bertelsmann Stiftung hat dazu eine umfangreiche Checkliste erarbeitet, deren wichtigste Aspekte im nebenstehenden Zehn-Punkte-Plan zusammengefasst sind (die komplette Checkliste für Eltern: Kinder unter drei in Kitas können Sie herunterladen unter www.bertelsmann-stiftung.de). 

10-Punkte-Checkliste 

  1. Zusammenarbeit Kita – Eltern
    Sind Mütter und Väter in der Einrichtung willkommen und werden sie von der Kita als Erziehungspartner akzeptiert?
  2. Öffnungszeiten
    Setzen sich die ErzieherInnen dafür ein, dass die Betreuungszeit so ist, wie sie die Eltern brauchen? Überlegen sie gemeinsam mit den Eltern, wie diese Zeit gut zu den Bedürfnissen des Kindes passt?
  3. Eingewöhnung
    Gibt es eine feinfühlige Eingewöhnung im individuellen Tempo des Kindes und in Begleitung eines Elternteiles?
  4. Ausstattung
    Stehen vielfältige Materialien für die sinnliche Wahrnehmung bereit und sind diese auf die Bedürfnisse der unterschiedlichen Altersgruppen abgestimmt? Gibt es zum Beispiel einfache Alltagsgegenstände für jüngere Kinder, Verkleidungsutensilien für Rollenspiele, Werkzeug-, Bau- und Experimentiermaterial für ältere Kinder?
  5. Räume
    Ist ausreichend Platz vorhanden und hat die Kita verschiedene Funktionsbereiche eingerichtet, zum Beispiel zum Essen, für Pflege, Entspannung und Rückzug? Sind die Funktionsbereiche übersichtlich gestaltet und auch für Ein- bis Zweijährige einfach zu erfassen?
  6. Garten
    Verfügt die Einrichtung über eine Außenanlage, und wenn nicht: Finden regelmäßig Ausflüge auf einen Spielplatz statt?
  7. Hygiene
    Sind insbesondere die Küche und der Sanitärbereich sauber? Nehmen sich die ErzieherInnen bewusst viel Zeit fürs Wickeln und Anziehen?
  8. Tagesablauf
    Gibt es klare Strukturen und Rituale, an denen sich das Kind orientieren kann, und werden seine individuellen Bedürfnisse und Vorlieben berücksichtig?
  9. Sicherheit
    Sind Räume und Materialien, die für Ein- bis Zweijährige gefährlich sein können, für diese Kinder unerreichbar?
  10. Förderung
    Gibt es regelmäßig Anregungen zur sprachlichen und motorischen Entwicklung?

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