So lange die Coronakrise dauert, begleiten uns Einschränkungen in allen Lebensbereichen. Das gilt auch für Urlaubspläne. Die hat das Virus schon im vergangenen Sommer durcheinandergebracht. Deutlich mehr Familien als in den Vorjahren blieben lieber im eigenen Land, als das Risiko eines Urlaubsabbruchs im Ausland auf sich zu nehmen. Das Interesse an Wohnmobilen war so groß wie nie: Laut Statistischem Bundesamt lag die Zahl der Neuzulassungen im Mai 2020 über 30 Prozent höher als im Mai 2019. Den Reisetipp fürs Jahr 2021 haben wir nicht. Schließlich ist nicht abzusehen, welche Corona-Regeln im Sommer für den Tourismus gelten werden. Deshalb sind der Urlaubsplanung eigentlich keine Grenzen gesetzt. Tatsächlich hängt es aber neben den geltenden Reisewarnungen für bestimmte Länder vor allem vom persönlichen Sicherheitsbedürfnis und der Risikobereitschaft einer Familie ab, ob sie in einer Pandemie zum Beispiel eine Fernreise oder eine Kreuzfahrt buchen will. Ein paar Leitfragen – die auch in weniger turbulenten Zeiten sinnvoll sind – können helfen, den eigenen Weg zu finden: Was macht uns Eltern Spaß, was den Kindern? Wollen wir in Deutschland Ferien machen oder ins Ausland reisen? Wollen wir bei unvorhersehbaren Ereignissen schnell zu Hause sein oder können wir mit der Aussicht auf eine Quarantäne im Ausland leben? Lassen wir uns lieber im Hotel verwöhnen oder macht uns Campen glücklich? Verbringen wir den Urlaub lieber alleine oder mit Verwandtschaft oder Freunden?
Augen auf beim Auslandsurlaub
Wer gerne über die eigenen Landesgrenzen hinaus reist und die Bequemlichkeit einer Pauschalreise schätzt, kann derzeit trotz weltweiter Virusverbreitung aus einer erstaunlichen Fülle von Angeboten wählen. Viele große Reiseveranstalter locken mit Frühbucherrabatten und vergleichsweise flexiblen, kostenlosen Umbuchungs- und Stornierungsmöglichkeiten bis kurz vor Reisebeginn. Individualreisende dagegen sind rechtlich schlechter gestellt; sie sollten schon bei der Buchung darauf achten, welche Rücktrittsrechte und Umbuchungskonditionen ihnen Fluggesellschaften, Auto- und Ferienhausvermieter oder Hoteliers einräumen. Allerdings zeigt man sich vielerorts wegen der hohen Umsatzeinbußen im vergangenen Jahr kulanter als sonst. Wer aber seine Reise in ein Land, für das keine Reisewarnung (mehr) gilt, nur aus Vorsicht absagen will, muss unter Umständen mit hohen Stornogebühren rechnen. Darum ist es auch so wichtig, sich vor der Auslandsreise gut zu informieren. Auf der Website des Auswärtigen Amtes findet man die jeweils aktuellen Reise- und Sicherheitshinweise; auf der Seite des Robert-Koch-Instituts wird jeder Staat separat nach Risikostufen bewertet.
Das sagen Eltern
Fewo auf dem Bauernhof: Berge und mehr, auch in Deutschland
Urlaub in Deutschland also. So viel stand für uns vor der Detailplanung
fest. Normalerweise fahren wir ans Meer nach Kroatien oder Italien.
Dort, wo die Berge nicht weit sind. Darin bleiben wir uns auch treu: Wir
werden an den Chiemsee fahren. Da können wir schwimmen, auf die
Berge kraxeln und Ausfl üge unternehmen. Wir wohnen im Ferienhaus
auf einem Bauernhof. Die Wirtsleute freuen sich über jeden, der kommen
will, und haben ein gutes Hygienekonzept für den Hof. Das klingt
nach Spaß, Entschleunigung und kommt unserem Bedürfnis nach Sicherheit
entgegen. Der Knaller: Von Tür zu Tür fahren wir nur eine Stunde,
nicht das Schlechteste mit drei kleinen Kindern auf der Rückbank.
Rosa & Ernst Mittelsgruber aus München, 3 Kinder (7, 4, 2 Jahre alt)
Abenteuer um die Ecke: Von der Notlösung zum Masterplan
Drei befreundete Familien und wir mussten unseren Sommerurlaub
2020 stornieren und waren zufällig alle etwa zur gleichen Zeit zu Hause.
Deshalb haben wir uns oft verabredet und sind gemeinsam gewandert,
waren schwimmen im See, haben Radtouren gemacht und Spielplätze
verglichen. Das hat so viel Spaß gemacht, dass wir beschlossen,
so auch die nächsten Ferien zu verbringen. Mit dem gesparten Geld will
sich jede Familie später etwas Außergewöhnliches leisten. Die Kinder
sammeln schon Ideen für Touren: Wir wollen den schönsten und hässlichsten
Platz der Stadt fi nden, alle Eiscafés im Ort besuchen und den
Marktplatz mit Straßenkreide bemalen. Außerdem wechseln wir Eltern
uns als Kidsitter ab, so hat jedes Paar auch mal einen Abend zu zweit.
Ruben & Theresa Scholler aus Wuppertal, 2 Kinder (6 und 3 Jahre alt)
Haustausch unter Freunden: Mein Haus ist dein Haus
Weil wir im letzten Sommer nicht nach Spanien fahren wollten, haben wir eine Rundreise durch die Republik gemacht und die Großeltern in Aachen, meinen Bruder in Ludwigsburg und Studienfreunde in Dresden besucht. In ihrer großen Wohnung mit riesigem Garten haben wir uns gleich wie zu Hause gefühlt. Bei einem Glas Wein entstand die Idee, im nächsten Sommer unsere Wohnungen zu tauschen: Unsere Freunde wollten immer schon Hamburg besuchen und das Umland erkunden, unsere Kinder waren ganz vernarrt in den naturnahen Garten und Schwimmteich unserer Freunde. Das passt super, denn wir vertrauen einander völlig und alle sind glücklich dabei. Eine echte Win-win-Situation.
Tom Hansen und Frieda Mützel aus Hamburg, 2 Kinder (4 und 2 Jahre alt)
Urlaub mit dem Wohnmobil: Spaß auf Rädern
Letzten Sommer haben wir uns das Wohnmobil meiner Schwester für einen Eifel-Urlaub ausgeliehen. Das fanden die Kinder so toll, dass wir im Sommer selbst ein Wohnmobil mieten und durch Frankreich reisen werden. Campingplätze und Stellplätze auf Bauernhöfen haben wir schon gebucht. Klar weiß niemand, ob Frankreich nicht im Sommer wieder Risikogebiet wird. Doch das kann uns auch in Deutschland passieren. Wir mögen die Ungebundenheit beim Reisen mit dem Wohnmobil und genießen es, Auto, Küche, Schlafzimmer und Spielecke in einem Raum dabeizuhaben. Unsere neue Liebe zum Wohnmobil wird deshalb bestimmt auch die Corona-Pandemie überdauern.
Thea Leineweber und Frank Garsting aus Köln, 2 Kinder (5 und 3 Jahre alt)
Für viele wichtig: Nah und nachhaltig
Weltweite Terroranschläge und der Klimawandel haben schon in den letzten Jahren dazu geführt, dass viele Familien lieber das eigene Land oder das benachbarte Ausland bereisen. Und damit auf lange Anreisen, häufig mit dem Flugzeug, verzichten. Nachhaltiges, klimafreundliches Reisen liegt ohnehin im Trend. Der wird sich in diesem Jahr wegen der Pandemie sicher noch verstärken. Viele Familien verreisen wohl am liebsten mit dem Auto, gerne mit Fahrrädern im Gepäck. Zunehmend mehr Urlaubende kombinieren auch Bahnreisen mit dem Mietfahrrad vor Ort oder machen regelrechte Fahrradreisen. Vor allem die Unterkünfte an der Küste und im Süden der Republik sind beliebt, schnell ausgebucht und oft nur zu stattlichen Preisen zu haben. Eine echte – wenn auch im Jahr 2020 eher unfreiwillige – Entdeckung ist für viele Familien ein Naherholungsurlaub voller „Abenteuer um die Ecke“. Mit ein bisschen Fantasie und gemeinsam mit anderen Familien lässt sich die vertraute Umgebung mit neuen Augen entdecken. Nicht wenige investieren das so gesparte Geld in den nächsten großen Urlaub oder in Anschaffungen, von denen Eltern und Kinder profitieren.
Urlaub mit der „Social Bubble“
Seit Beginn der Corona-Pandemie haben Familien nicht nur ihre Reiseziele geändert, sondern auch die Art der Unterbringung. Schon im Sommer 2020 wählten viele vorzugsweise Ferienwohnungen und -häuser, die ihnen Abstand zu anderen Gästen ermöglichten. Andere verreisen jetzt mit ihrer Social Bubble: Eine andere Familie mit Kindern, mit der man sich schon im Lockdown zusammengetan hat, um die sozialen Kontakte zu reduzieren und sich gegenseitig im Alltag zu unterstützen. Warum also nicht mit dieser „sozialen Blase“ gemeinsam ein großes Ferienhaus mieten? Dann haben die Kinder ihre Spielfreunde gleich mit dabei, und wenn die Eltern ein bisschen Zeit für sich möchten, wechseln sich die Paare beim Aufpassen ab. Einen etwas anderen Ferienhausurlaub bietet der kostengünstige Haustausch. In Corona-Zeiten ist es dabei noch wichtiger als ohnehin schon, dass sich die beteiligten Familien unbedingt vertrauen können, gerade was Sauberkeit und Hygiene angeht. Wohl dem, der seine Wohnung oder sein Haus mit guten Freunden tauschen kann.
Hauptsache gemeinsam unterwegs!
Andere Familien entdecken das mobile Reisen mit Zelt, Wohnwagen oder Wohnmobil für sich. Man ist flexibel, ungebunden und kann jederzeit unkompliziert für Mahlzeiten sorgen. Nach kurzer Zeit fühlt sich das mobile Heim so vertraut an wie ein kleines Zuhause. Die meisten Kinder lieben es, ihren Eltern Tag und Nacht nahe zu sein. Dazu ist die ganze Familie auf Camping- oder Stellplätzen viel an der frischen Luft, die Kinder haben Platz zum Spielen und können sich austoben. Viele Eltern glauben, sich und ihren Kindern immer ganz besondere Urlaube – im Ausland und mit viel Action – bieten zu müssen. Tatsächlich ist es aber vor allem für kleine Kinder gar nicht so wichtig, ob sie in Portugal oder Potsdam Ferien machen. Hauptsache, Mama und Papa sind da und verbringen Zeit mit ihnen. Seien wir doch mal ehrlich: Wie oft haben wir im Urlaub ein bis zwei Tage gebraucht, bis die Strapazen einer langen Anreise vergessen und die Kinder wieder auf Normaltemperatur waren? Wenn sich die Welt dann eines Tages nicht mehr nur um Corona dreht, denken wir hoffentlich wieder mehr über den Klimawandel nach und was jeder Einzelne von uns dagegen tun kann. Dann ist es doch gut, wenn wir schon erfahren haben, dass ein wohliges Urlaubsgefühl schon am nächsten See auf uns wartet.