Derzeit ist kein Corona-Impfstoff für Kinder unter 16 Jahren zugelassen. Kinder sind keine kleinen Erwachsenen, ihr Immunsystem kann anders auf eine Impfung reagieren und sie können eine andere Dosis benötigen. Deshalb ist die Ausweitung der Zulassung auf Kinder ähnlich aufwendig wie die Zulassung eines neuen Impfstoffs: Die Wirksamkeit und die Sicherheit müssen in großen Studien mit vielen Kindern geprüft werden. Die gute Nachricht: Für Kinder über 12 Jahren sind solche Studien bereits angelaufen. Das motivierte am 5. Februar den Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu der Aussage: „Wir gehen davon aus, toi, toi, toi, wenn die Dinge gut laufen, dass wir im Sommer auch einen Impfstoff haben, der eben dann Kinder und Jugendliche schützen kann.“
Geduld ist gefragt
Eine Einschätzung, die der Direktor des Zentrums für Kinder- und Jugendmedizin der Universität Mainz und Mitglied der Ständigen Impfkommission (STI-KO), Fred Zepp, nicht teilt. Er rechne „frühestens Ende des Jahres, eher Anfang nächsten Jahres damit“, dass die ersten Kinder in Deutschland geimpft werden könnten. Und kleine Kinder unter 12 Jahren werden voraussichtlich noch bis zum Jahr 2024 warten müssen, denn entsprechende Studien sind erst in Vorbereitung.
Selbst wenn Kinder geimpft werden könnten, werden sie erst spät an die Reihe kommen. Sie gehören explizit nicht zu den Bevölkerungsgruppen, was uns guttut Corona-Impfung für Kinder, denen die Bundesregierung Priorität bei der Impfung einräumt. Die sagt: „Es ist davon auszugehen, dass mit wirksamen Impfstoffen gegen Covid-19 für Erwachsene, die im Laufe der Zeit in ausreichender Menge für die Bevölkerung vorhanden sein werden, auch das Infektionsgeschehen insgesamt zurückgedrängt werden kann. Darüber können auch Kinder geschützt werden. Kita- und Grundschulkinder scheinen nach allem, was bisher bekannt ist, das Infektionsgeschehen nicht in besonderer Weise anzutreiben und erkranken weniger häufig und stark als Erwachsene.“ Hier horchen alle Eltern auf, die gerade ihre Nerven mit parallelem Homeoffice, Homeschooling und Kleinkindbetreuung aufgerieben haben. Wie kann es sein, dass sie ihre Kinder zu Hause betreuen sollen, aber eine Impfung als unnötig gilt? Das hängt mit der Zielsetzung der jeweiligen Maßnahme zusammen. Es ist bewiesen, dass die Impfung sehr stark das Risiko senkt, schwer an COVID-19 zu erkranken – was Kinder ohnehin selten tun. In welchem Maß eine Impfung jedoch die Weitergabe der Erreger verringert, ist noch unklar.
Es gibt allerdings auch schwer chronisch kranke Kinder, die im Fall einer Corona-Infektion sehr gefährdet sind. Eine offizielle Regelung gibt es für sie nicht. Gerade haben jedoch die Eltern eines schwerstbehinderten achtjährigen Mädchens in Frankfurt vor dem Verwaltungsgericht ein Recht auf frühe Impfung erstritten. Ihr Kinderarzt hat zugesagt, im Rahmen einer individuellen Abwägung den für Erwachsene zugelassenen Impfstoff zu verabreichen.