"Trotz aller Bemühungen war kein Kindergartenplatz für meine Tochter in Sicht. Da entschloss ich mich kurzerhand, mir Verbündete zu suchen und eine eigene Einrichtung zu gründen."
Vor allem zwei Gründe veranlassen Eltern dazu, in Sachen Kinderbetreuung selbst aktiv zu werden: akuter Platzmangel oder der Wunsch nach einer Alternative zu bestehenden Einrichtungen.
Engagement ist gefragt - und wird belohnt
Wenn Sie sich an einer Elterninitiative beteiligen möchten, sollten Sie vor allem Zeit, Durchhaltevermögen und Engagement mitbringen: Zunächst müssen die unterschiedlichen Bedürfnisse der Beteiligten aufeinander abgestimmt werden. Dann gilt es, vielfältige Behördenkontakte aufzunehmen und Informationen einzuholen. Sind alle Auflagen erfüllt, kann die Einrichtung tatsächlich ins Leben gerufen werden. Und schließlich ist auch im laufenden Betrieb Elternmitarbeit häufig gefragt. Doch dieser überdurchschnittliche Einsatz zahlt sich aus:
- Sie können den äußeren Rahmen Ihrer Einrichtung selbst abstecken - auch die Betreuungszeiten und Ferienregelungen.
- Sie wählen das Personal selbst aus und stellen es ein.
- Sie haben ein Mitspracherecht über Konzept und inhaltliche Ausrichtung der Initiative.
- Durch Ihre Mitarbeit im Elternverein erwerben Sie nützliche organisatorische Fähigkeiten und inhaltliche Kenntnisse.
- Das gemeinsame Projekt bringt Familien zusammen und lässt intensive Kontakte entstehen.
- Eltern und auch Kinder können stolz darauf sein, durch Aktivität und Engagement eine unbefriedigende Situation zu verändern.
Die ersten Schritte
Maßnahme Nummer eins: Gründen Sie einen Verein. Die Rechtsform "eingetragener Verein" bringt zahlreiche finanzielle und organisatorische Vorteile.
- Sie können sich einem Wohlfahrtsverband anschließen, der eventuell Ihre Buchführung mitübernimmt oder andere Dienstleistungen bietet.
- Als Verein können Sie beim Finanzamt einen Antrag auf Anerkennung der Gemeinnützigkeit stellen. Damit dürfen Sie gegen entsprechende Quittungen Spenden entgegennehmen.
- Ein gemeinnütziger Verein kann sich beim örtlichen Jugendamt als Träger der freien Jugendhilfe anerkennen lassen - und damit erst in den Genuss öffentlicher Fördermittel kommen.
- Sie haften nicht mit Ihrem Privatvermögen, sondern im Zweifelsfall wird das Vereinsvermögen herangezogen.
- Als rechtmäßiger Verein können Sie leichter Personal einstellen.
Einen Verein zu gründen ist nicht schwer. Wie Sie dabei vorgehen, erfahren Sie beispielsweise auf der Website der "Stiftung Mitarbeit" www.wegweiser-buergergesellschaft.de. Aber auch das örtliche Jugendamt hilft Ihnen mit Auskünften weiter. Dort oder bei der Vertretung eines Wohlfahrtverbandes sowie beim Dachverband bereits bestehender Elterninitiativen wird man Ihnen alles über die Voraussetzungen zur Gründung einer Betreuungseinrichtung und deren Finanzierung mitteilen. Diese sind je nach Bundesland und kommunalen Gegebenheiten sehr unterschiedlich. Und sicher werden Ihnen auch Initiative-erprobte Eltern mit Rat und Tat zur Seite stehen.
Das Gerüst: Betriebserlaubnis, Finanzierung, Personal, Konzept
Jede Tageseinrichtung, die auch mit kommunalen Mitteln finanziert werden soll, braucht eine so genannte Betriebserlaubnis. Um diese von der zuständigen Behörde zu erhalten, müssen bestimmte, örtlich unterschiedliche Auflagen hinsichtlich der Räume, des Personalschlüssels, der Qualifikation des Personals, der Gruppenstärke sowie der sanitären und sicherheitstechnischen Standards erfüllt sein. Auch wenn es manchmal mühsam wird, allen Anforderungen nachzukommen, lohnt sich die Prozedur.
Denn ohne öffentliche Zuschüsse ließe sich eine selbst organisierte Kindergruppe nur schwer finanzieren - sämtliche Kosten müssten von den Eltern getragen werden. Informieren Sie sich über die unterschiedlichen vor Ort vergebenen Fördermittel: Möglich sind Unterstützungen für Baumaßnahmen, für Personal- und Sachkosten.
Zu einer Einrichtung, in der Ihre Kinder gut aufgehoben sind, gehört qualifiziertes Personal. Dessen Auswahl richtet sich zum einen nach den Auflagen der Zuschussgeber. Zum anderen müssen die Bewerber und Bewerberinnen natürlich auch Ihre Vorstellungen von einer guten Betreuungsarbeit teilen. Diese Kriterien sind meistens in einem Konzept niedergelegt, das sich mit ganz grundsätzlichen Fragen aus dem Erziehungsalltag befasst: Tagesablauf, Eingewöhnung, Regeln, Konflikte, Spiel, Elternarbeit ...
Wenn Sie mit Ihrem Projekt so weit gekommen sind, haben Sie bereits einen großen Teil des Wegs zurückgelegt. Und Sie haben viel dafür getan, dass sich zahlreiche Kinder auf eine gute Betreuung und Förderung freuen können.
kizz Info
Viele Elterinitiativen haben sich zur Bundesarbeitsgemenschaft Elterninitiativen e.V. (BAGE) zusammengeschlossen. Gründungswillige, aber auch erfahrene Eltern können sich von den zahlreichen regionalen Kontaktstellen der BAGE beraten lassen, wenn sie Hilfestellungen beim Aufbau, bei der Finanzierung und beim laufenden Betrieb von selbst organisierten Kindergruppen benötigen. Nähere Informationen und Adressen bietet die Website: www.bage.de