Kuchen verkaufen, Waffeln backen, sich bei Elternabenden auf viel zu kleinen Stühlen das Kreuz verrenken - das mag spontan alles sein, was einem beim Stichwort "Elternarbeit im Kindergarten" durch den Kopf schießt. Und es klingt nicht gerade aufregend. Aber Elternmitarbeit ist noch viel mehr...
Damit ein Kindergarten lebt, braucht er das Engagement der Eltern und Angehörigen, allerdings nicht nur zum Kuchen backen. Elternmitarbeit beginnt mit der eigenen Einstellung. Ihr Kind entwickelt gleich ein Gespür dafür, ob Sie mit seinem Kindergarten einverstanden sind und sich mit ihm identifizieren können. Sind Sie offen und interessiert, kann sich auch Ihr Kind schneller begeistern. Es wird Sie viel selbstverständlicher am Leben im Kindergarten teilhaben lassen, wenn Sie sich dort ebenfalls auskennen. Empfehlenswert ist es daher, sich hin und wieder auf einen Plausch mit der Erzieherin oder anderen Eltern einzulassen, sich ab und an Zeit zu nehmen für einen Kaffee in der Elternecke. Ohne großen Aufwand bleiben Sie so auf dem Laufenden, wissen, was im Kindergarten ansteht, und lernen dabei unter Umständen noch nette Leute kennen.
Was der Kindergarten den Eltern bietet
Über die täglichen Begegnungen hinaus können Sie verschiedene Angebote des Kindergartens wahrnehmen, selbst wenn Sie sonst kaum Zeit haben, sich zu engagieren. Neben den so genannten "Tür-und-Angel-Gesprächen" mit den Erzieherinnen erfahren Sie vor allem durch gelegentliche Elterngespräche am besten, wie sich Ihr Kind im Kindergarten entwickelt. Viele Einrichtungen bieten Ihnen außerdem Gelegenheiten, den Kindergarten und andere Eltern auf unkomplizierte Weise kennen zu lernen. Dazu mag eine kleine, selbst organisierte Kaffeebar gehören, andere Einrichtungen bieten Väter-Treffen, Stammtische, Bastelnachmittage, Gottesdienste mit Eltern oder sogar gemeinsame Wochenend-Projekte an.
Eltern können mitgestalten
Neben den eher offenen Angeboten gibt es Bereiche, in denen der Kindergarten Ihr Engagement und möglicherweise Ihr Know-how braucht. In welchem Maße Sie sich einbringen, hängt sicherlich von Ihrer Zeit und Lust, aber auch von der Organisation des Kindergartens ab. Ein von der Kirche oder der Gemeinde getragener Kindergarten erfordert sicher nicht ganz so viel Mitarbeit der Eltern wie eine Elterninitiative.
Eine wichtige Möglichkeit der Mitgestaltung des Kindergarten-Lebens bietet sich bei den Elternabenden. Hier informieren Erzieherinnen über ihre Arbeit, beziehen Sie aber sicherlich auch in Projektplanungen ein und bitten bei bestimmten Angelegenheiten um Ihre Meinung. Engagement ist darüber hinaus bei der Ausrichtung von Festen oder gemeinsamen Wochenenden gefragt. Kuchen backen, Salat zubereiten, den Grill bedienen, Kaffee ausschenken - gemeinsam mit anderen sympathischen Eltern kann das richtig nett werden.
Erzieherinnen werden Sie vielleicht einmal als Begleitung brauchen, wenn die Kinder einen Ausflug machen, oder als Ersatz-ErzieherIn, wenn unter den Pädagoginnen eine Grippewelle kursiert.
In Zeiten leerer Kassen werden Eltern auch zunehmend in die Gestaltung der Außen- oder Innenräume einbezogen. Das hat nicht nur finanzielle Gründe. Denn schließlich können die Familien am besten beurteilen, wie "ihr" Kindergarten aussehen soll, und außerdem bringt jede Elterngruppe ein beeindruckendes Know-how zustande: da finden sich Schreiner, Gärtnerinnen, Schlosser und Architektinnen, und wenn viele mithelfen, sind Projekte wie Weidenhäuser oder Kuschelecken an einem Tag gebaut.
Der Elternbeirat
Möchten Sie sich noch mehr in das Leben des Kindergartens einbringen, dann wäre ein Engagement im Elternbeirat vielleicht das Richtige für Sie. Der Elternbeirat besteht in der Regel aus zwei Eltern. Für alle größeren Einrichtungen ist die Gründung eines Elternbeirats, der von den Eltern demokratisch gewählt wird, gesetzlich vorgeschrieben. Der Elternbeirat stellt die Kontaktstelle zwischen Erzieherinnen und Eltern dar. Auf der einen Seite ist er der Ansprechpartner der Pädagoginnen bei allen organisatorischen und inhaltlichen Fragen rund um die Einrichtung. Auf der anderen Seite bildet er das Sprachrohr der Eltern, vertritt deren Meinungen, delegiert Aufgaben an sie. Ein guter Elternbeirat kann durch eine sensible Vermittlung die Atmosphäre zwischen Team und Eltern prägen. Er schaltet sich bei Konflikten ein und bringt Probleme und Unklarheiten ans Licht. Im besten Fall beziehen die Erzieherinnen den Elternbeirat auch in ihre inhaltliche Arbeit ein, sodass Eltern über die Ziele und Methoden der pädagogischen Arbeit mitreden können und darüber hinaus einen Einblick in die Organisation und Verwaltung der Einrichtung erhalten. Um Elternbeirat zu werden, brauchen Sie also ein wenig Zeit und Lust zu organisieren, zu kommunizieren und Leute zu mobilisieren. Das kann jeder Mensch, der zu Hause eine Familie managt, und meistens lernt man noch viel Neues dazu.
Darf's ein bisschen mehr sein? - Eltern-Initiativen
Wenn Sie Ihr Kind in einem Kindergarten in privater Trägerschaft angemeldet haben, wird von Ihnen in der Regel deutlich mehr Mitarbeit erwartet. Sind die Eltern selbst Träger, wie in Eltern-Initiativen, kümmern sie sich um alle Belange des Kindergartens, die verwaltungstechnischen, organisatorischen, personellen und pädagogischen. Häufig gründen die Eltern einen Verein und wählen aus ihrem Kreis einen Vorstand, der die Rolle des Trägers kommissarisch übernimmt und dazu regelmäßig auf Mitgliederversammlungen das Votum aller Vereins-mitglieder, also der Eltern, einholt. Neben dem Vorstand sind meistens weitere Eltern in einem Elternbeirat aktiv, der die oben beschriebenen Aufgaben übernimmt.
Für den größten Teil aller Einrichtungen in privater Trägerschaft gilt, dass sie unter chronischem Geldmangel leiden. Um die Mitgliedsbeiträge dennoch einigermaßen familienfreundlich zu halten, sind die Eltern häufig für die Reinigung der Kindergartenräume selbst verantwortlich, das heißt, sie putzen abwechselnd. Mitunter kochen Eltern sogar das Mittagessen im Wechsel. Sicherlich sollten Sie sich im Vorfeld fragen, ob Sie zu solch einem besonderen Maß an Engagement bereit sind. Belohnt werden Sie in diesen Kindergärten oftmals durch eine besonders dichte und freundschaftliche Atmosphäre unter Familien und Erzieherinnen.