Beachtung und Aufmerksamkeit"Ich bin hier der Klassenclown"

Kinder suchen Aufmerksamkeit – bei ihren Eltern und auch in der Schule. Darum entwickeln sie sich schon mal zum Klassenclown und Gruppenkasper. So stehen sie im Mittelpunkt. Mit Lob und Zuwendung können Eltern dafür sorgen, dass es nicht überhand nimmt.

Beachtung und Aufmerksamkeit:
© Christian Schwier - Fotolia.de

Benji ist im gesamten Kindergarten bekannt wie ein bunter Hund, denn sein Verhalten ist alles andere als durchschnittlich. Es scheint, als wolle er unbedingt auffallen - und das gelingt ihm fast täglich durch seine "Herumkasperei" und sein "aus der Reihe tanzen". Jeder kennt Benji inzwischen, doch der Preis dafür, dass er so oft im Mittelpunkt steht, ist hoch. Benji hat wenig private Kontakte zu den anderen Kindern, er wird fast nie eingeladen, und bei den Erzieherinnen gilt er als extrem anstrengend. Sind seine Einwürfe und Scherze anfangs für Kinder und Erzieherinnen noch ganz witzig, findet er dann jedoch selten den richtigen Moment zum Aufhören und geht den anderen schnell auf die Nerven. Er stört die Spiele der Kinder, kann beim Vorlesen seine Kommentare nicht zurückhalten, hört beim Gruppenausflug nicht auf die Erzieherin und blödelt ständig herum. Immer wieder überschreitet er Grenzen und wird dann von den anderen Kindern abgelehnt. Je mehr er so ins soziale Abseits gerät, desto wilder und exzentrischer werden seine Versuche aufzufallen. Ein schlimmer Teufelskreis!

Lieber Ärger als gar keine Reaktion

Kinder mit solch einem auffälligen Kasper- oder Clownverhalten haben oft ein schwaches Selbstbewusstsein und es fehlen ihnen Erfolgserlebnisse. Sie wissen nicht, wie sie stabile Freundschaften eingehen sollen und welches Verhalten ihnen positive Zuwendung beschert. Negative Aufmerksamkeit ist besser als nichts - und so kaspern sie herum, was das Zeug hält. Doch auf Dauer ist das keine Lösung, denn ihr erklärtes Ziel, beliebt und erwünscht zu sein, erreichen sie so nicht. Und spätestens in der Schule müssen Klassenkasper sehr vorsichtig sein. Streiche und Witze auf Kosten der Lehrer, nur um die Mitschüler zu unterhalten, wirken sich schnell negativ auf ihre Noten aus. Schon bald sitzen diese Kinder in der Klemme, denn um weiterhin die wichtige Anerkennung zu bekommen, müssen ihre Streiche immer wilder werden. Das macht kein Lehrer lange mit - wie die Noten sicher zeigen werden.

Jedes Kind hat andere Gründe

Klassenkasper und Gruppenclowns brauchen Unterstützung von Erziehern, Lehrern und Eltern, um aus ihrer Rolle auszubrechen. Alleine gelingt ihnen das meistens nicht. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, das störende und auf Dauer auch selbstzerstörerische Verhalten zu verändern. Dabei steht die Frage nach dem Warum im Vordergrund:

Verhält sich das Kind so, weil es

  • den Leistungsanforderungen nicht gerecht werden kann?
  • keine Freunde findet?
  • ausgegrenzt und ausgelacht wird?
  • Angst vor Größeren hat?
  • nicht an seine Fähigkeiten glaubt?
  • durch andere in eine Rolle gepresst wird?
  • nicht weiß, was von ihm erwartet wird?
  • Erwartungen der anderen fälschlicherweise erfüllen will?
  • etc.

Zuwendung kann helfen

Intensive Beobachtungen der Situationen, in denen das Kind herumkaspert, zeigen manchmal schnell, um welche Auslöser es sich handelt. Diese können dann oft leicht vermieden werden. Ist ein Kind beispielsweise immer dann auffällig, wenn es in der Gruppe etwas ausschneiden soll, kann es vielleicht einfach noch nicht mit einer Schere umgehen. Intensive individuelle Zuwendung und Betreuung können das Problem unter Umständen schon lösen. Schwieriger ist es, wenn sich das Kind aufgrund familiärer Schwierigkeiten oder seelischer Probleme so auffällig verhält. Ohne die Mitarbeit der Eltern ist eine Veränderung dann kaum zu bewirken. Auch eine ständige Überforderung in der Schulklasse und der damit verbundene Leistungsdruck können dazu führen, dass ein Kind seinen Frust durch Kaspereien verarbeitet. Hier benötigt es Förderung und Erfolge, um wieder an seine Fähigkeiten zu glauben und sicherer zu werden.

Ich zeig' dir, was du gut machst!

Manche Kinder brauchen aber auch sehr klare Rückmeldungen, um überhaupt verstehen zu können, welches Verhalten von ihnen erwartet wird. Mit einer konsequenten, positiven Verstärkung gelingt es auf Dauer, das störende Kasperverhalten abzubauen. Immer wenn ein Kind nicht stört und stattdessen für kurze Zeit ruhig zuhört oder konzentriert mitspielt, sollte es gelobt werden. So versteht es mit der Zeit, wie es positive Aufmerksamkeit erhalten kann. Das auffällige Verhalten, solange es nicht zu stark stört, kann weitgehend ignoriert werden. Erzielt ein Kind mit seiner Kasperei nicht die gewünschten Reaktionen, verliert dieses Verhalten seinen Sinn. Allerdings ist es sehr wichtig, dass ihm Alternativen angeboten werden. Anstatt aus den Nudeln Ohrringe zu basteln, könnte es doch schon mal die Teller für den Nachtisch verteilen. So bekommt es Anerkennung, fühlt sich wichtig und kann seine überschüssige Energie sinnvoll einsetzen. Ein guter Weg, sich wichtig und akzeptiert zu fühlen, ohne die soziale Gruppe "aufzumischen".

Das könnte Sie auch interessieren

Die Entdeckungskiste: Ideen & Impulse für die Kita-Praxis

  • Impulse für die Umsetzung der frühkindlichen Bildungspläne für Kinder im Alter von 1 bis 10 Jahren
  • Leicht umsetzbare und aktuelle Praxisideen
  • Pädagogisch fundiert und erprobt – von Fachkräften aus der Praxis für die Praxis
  • Kostenlose digitale Zusatzmaterialien wie Kopiervorlagen, Bild- und Fotokarten, Checklisten u.v.m.
Jetzt entdecken