Kommt Ihr Kind auch manchmal nach dem Kindergarten oder der Schule nach Hause und beschwert sich bitterlich darüber, dass es von anderen mit dummen Sprüchen geärgert wurde? Viele Eltern fühlen sich in solch einer Situation sehr hilflos, denn sie merken wie schwer es ist, ihrem Kind zu helfen.
Die einfache Aufforderung "Na, dann wehr dich doch mal!" bringt den schüchternen Nachwuchs nicht weiter, denn gerade Kinder mit wenig Selbstbewusstsein wissen einfach nicht, was sie in solchen Situationen tun sollen. Und genau hier liegt auch das Problem. Kinder, die immer wieder geärgert und gehänselt werden, strahlen diese "Opferrolle" meistens auch aus. Sie haben eine schlechte Körperspannung, schauen den anderen ungern in die Augen und hören sich die wiederkehrenden Hänseleien hilflos bis zum Ende an. Im schlimmsten Fall brechen sie noch in Tränen aus und laufen weg.
Kinder müssen lernen, aktiv und mutig zu sein
Damit sich solche belastenden Situationen in Zukunft nicht ständig wiederholen, müssen diese Kinder lernen Mut zu zeigen und aktiv mit dem Spott umzugehen. Das heißt aber nicht, dass Ihr Kind eine Schlägerei anzetteln soll, um seine Kraft zu beweisen. Vielmehr soll es lernen sein Verhalten zu ändern und Strategien zu erlernen, sich mit dummen Sprüchen gekonnt und schlagfertig auseinander zusetzen. Wenn es andere Kinder mit seinen Antworten überrascht, verunsichert, verwirrt oder zum Lachen bringt, hat es bereits die Opferrolle verlassen und wird für die Täter uninteressant.
So reagiert Ihr Kind richtig
Natürlich findet eine Verhaltensänderung nicht von einer Minute auf die andere statt. Eltern, Großeltern oder größere Geschwister können jedoch das mutige und selbstsichere Verhalten mit dem betroffenen Kind trainieren. Dabei sollte ganz deutlich gemacht werden:
- Dumme Sprüche muss sich niemand bis zum Ende anhören. Entweder dreht Ihr Kind dem "Täter" den Rücken zu und geht langsam davon oder es fällt dem anderen sofort ins Wort. Wichtig ist schon zu Beginn der Hänseleien deutlich zu machen: "Mit mir nicht!" Ein aktives Verhalten, also das Dazwischenreden oder Weggehen, ist ein erstes selbstbewusstes Signal.
- Ihr Kind muss lernen zu akzeptieren und zu ertragen, dass andere Kinder es nicht immer mögen. Sich gegen die Angriffe anderer Kinder zu stellen setzt nämlich voraus, zumindest zeitweise ihre Freundschaft aufs Spiel zu setzen. Hier muss ihr Kind üben einen Konflikt auszuhalten. Es darf sich nicht aus falsch verstandenem Harmoniebedürfnis den Hänseleien beugen. Freunde sind wichtig, aber nicht jeder muss ein Freund sein.
- Auch die Körperhaltung ist enorm wichtig, um zu signalisieren, dass das Kind kein Opfer ist. Eine gerade Haltung und der Blick in die Augen des anderen zeigen auch ohne Worte, dass es sich nicht alles gefallen lässt.
Der richtige Spruch am richtigen Platz
Am wirkungsvollsten ist es jedoch, wenn ein Kind auf dumme Bemerkungen sofort eine schlagfertige Antwort bereithält. Das verunsichert den verbalen Angreifer und nimmt ihm die Luft aus den Segeln. Doch auch so eine Schlagfertigkeit muss unbedingt mehrfach zu Hause geübt werden, bevor ein Kind sich damit sicher fühlt und sie mutig anwenden kann. Dabei gibt es verschiedene Techniken, die dem einen Kind mehr und dem anderen weniger liegen. Probieren Sie dies mit Ihrem Kind regelmäßig aus:
- maßloses Übertreiben
- direkt nach einer Lösung fragen
- ohne Zögern zurückweisen
- unerwartete Zustimmung
Beispiel: Maßloses Übertreiben
Angriff: "Du bist ja so dick wie ein Wal!"
Erwiderung: "Hey, Mann, ich gratuliere dir, du bist der Erste, der das erkannt hat!"
Beispiel: Lösungsorientiert sein
Angriff: "Du bist ja so dick wie ein Wal!"
Erwiderung: "Dann sag mal, wie viel wiegt denn ein Wal?"
Beispiel: Konsequente Zurückweisung
Angriff: "Du bist ja so dick wie ein Wal!"
Erwiderung: "Ich wiege genau 45 Kilo, das ist genau richtig, wie du sicher weißt!"
Beispiel: Unerwartete Zustimmung
Angriff: "Du bist ja so dick wie ein Wal!"
Erwiderung: "Stimmt, und du bist so blöd wie eine Banane."
So üben Sie mit Ihrem Kind
Sammeln Sie eine Reihe von dummen Sprüchen, denen Ihr Sprössling oder auch andere Kinder ausgesetzt sind. Überlegen Sie sich dann gemeinsam mit Ihrem Kind eine ganze Reihe von passenden Sprüchen, die als schlagfertige Erwiderung durchgehen. Nun können Sie die Situation zu Hause immer mal wieder durchspielen, damit Ihr Kind sich daran gewöhnt, entsprechende Antworten zu geben.
Für den Notfall, dass Ihrem Kind auf einen blöden Spruch überhaupt nichts einfällt, können Sie sich eine passende Reaktion überlegen. Wenn gar nichts mehr geht ist es immer noch besser, den Vogel zu zeigen und hoch erhobenen Hauptes wegzugehen, als das stumme Opfer zu spielen.