Wenn Kinder trauernBilder sagen mehr als Worte

Dass der Tod zum Leben dazugehört, müssen Kinder erst lernen. Der Verlust eines Familienmitgliedes oder des geliebten Haustieres tut sehr weh. Kinder müssen auch das Trauern lernen. Oft helfen passende Bücher mehr als tausend tröstende Worte.

Bilder sagen mehr als tausend Worte
© izzzy71 - iStock

Der Tod gehört zum Leben, und doch tun wir uns alle mehr oder weniger schwer, ihn zu akzeptieren. Auch die Lebens- und Erfahrungswelt von Kindern macht vor diesem Thema nicht Halt. Gerade dann aber, wenn Kinder den Verlust eines ihnen nahe stehenden Menschen oder eines Haustieres zu betrauern haben, sind die erwachsenen Bezugspersonen oft unsicher, wie sie sich verhalten sollen. Wenn ein Familienmitglied todkrank ist, stellt sich Eltern zum Beispiel die Frage, ob sie dem Kind die ganze Wahrheit sagen sollen und ob es richtig ist, das Kind an der Trauerfeier teilnehmen zu lassen. Ein Kind spürt den Ausnahmezustand, wenn die Großmutter oder ein Geschwisterkind an einer lebensbedrohlichen Erkrankung leiden. Halten die Erwachsenen es von allem fern, fühlt es sich ausgegrenzt - und bekommt noch mehr Angst. Um seinen Schmerz verarbeiten zu können, braucht auch ein Kind die Möglichkeit, Abschied zu nehmen. Deshalb kann es sinnvoll sein, es von der Beerdigung nicht auszuschließen.

Kinderbücher, die mit Bedacht ausgesucht worden sind, können in dieser schweren Zeit eine große Hilfe sein. Wenn uns Erwachsenen die Worte fehlen, kann eine Kuschelstunde auf dem Sofa mit einem Buch auf den Knien Nähe schaffen, Brücken bauen und trösten. Vielleicht legen Sie sich jetzt schon einmal ein solches Buch zu, bevor sie mit einer Trauersituation konfrontiert werden.

Folgende Bücher nähern sich dem Thema Tod und Trauer in kindgerechter Weise und sind besonders empfehlenswert:

Susan Varley: Leb wohl, lieber Dachs. Annette Betz Verlag 1984
Der Dachs ist immer zur Stelle gewesen, wenn eines der Tiere aus dem Wald ihn brauchte. Dem Frosch hat er Schlittschuhlaufen beigebracht, und dem Fuchs gezeigt, wie man einen Krawattenknoten bindet. Nun ist der Dachs tot. Aber die Tiere sprechen noch oft von dem lieben Gesellen. Ein wunderbares Buch, auch schon für die Kleinen. Was bleibt, sind die Erinnerungen - das ist die zentrale Aussage dieses Buches. Solange andere von einem verstorbenen Freund sprechen, bleibt etwas von ihm lebendig. Die leise, humorvolle Sprache lädt dazu ein, sich des Themas in aller Ruhe anzunehmen.

Marit Kaldhol / Wenche Øyen: Abschied von Rune. Ellermann Verlag 1994
Sara muss Abschied nehmen von Rune, ihrem besten Freund, der beim gemeinsamen Spiel im eiskalten See ertrunken ist. Ein sehr eindringliches Buch, das mit aller Offenheit, aber dennoch behutsam, das Thema Trauer bearbeitet. Die Bilder sind sehr eindrucksvoll und vermitteln eine große Traurigkeit, ohne dabei hoffnungslos zu wirken. Es ist so, wie es ist - so die Botschaft des Buches. Es ist unendlich traurig, und doch geht das Leben weiter.

Amelie Fried / Jacky Gleich: Hat Opa einen Anzug an? Carl Hanser Verlag 1997
Bruno hat seinen Opa sehr lieb. Er zeigt ihm alles und hat immer Zeit für ihn. Doch plötzlich ist Opa nicht mehr da. Sein Vater sagt, Opa sei nun im Himmel, der Bruder Xaver behauptet, Opa läge unter der Erde. Beides kann Bruno sich nicht so recht vorstellen. Da schenkt sein Vater ihm ein Bild von Opa, das Bruno oft anschaut. Immer mehr bekommt er das Gefühl, dass Opa doch noch irgendwie bei ihm ist, ja er spricht sogar zu ihm. Allmählich tut es nicht mehr so weh, dass Opa tot ist. Die Autorin nähert sich dem Thema in einer sehr kindgerechtern und unverschnörkelten Sprache. Die Illustrationen von Jacky Gleich sind überwiegend in Brauntönen gehalten und ausdrucksstark und einfach zugleich.

Inger Hermann / Carme Sole Vendrell: Du wirst immer bei mir sein. Patmos Verlag 2005
Ein Buch, das einem sofort die Tränen in die Augen treibt. Weil es so traurig, so ehrlich, so schön und so tröstend ist: Die Familie bricht in die Sommerferien auf. Es beginnt zu regnen und kommt zu einem schweren Unfall, bei dem Peters geliebter Vater stirbt. Peter selbst ist verletzt und liegt noch im Krankenhaus; die Mutter und die ältere Schwester sind unversehrt. Peter kann nicht fassen, was geschehen ist. Sein Vater fehlt ihm so sehr und immer wieder fallen ihm Begebenheiten mit ihm ein. Allmählich beginnt er, ihn ganz tief in sich zu spüren. Als er am ersten Schultag den Ranzen auf dem Rücken trägt, den Papa vor dem Urlaub gemeinsam mit ihm ausgesucht hat, weiß Peter: Papa ist bei ihm. Es ist ein Buch über die Macht der Liebe. Über die Kraft, die einst geschenkte Wärme und Geborgenheit den Tod überdauern lässt.

Hermien Stellmacher / Jan Lieffering: Nie mehr Oma-Lina-Tag? Thienemann Verlag 2005
Oma Lina ist eigentlich die Nachbarin von Jasper, aber er nennt sie schon immer Oma. Jeden Mittwoch ist er bei ihr und dann backen sie zusammen Pfannkuchen. Doch eines Tages wird Oma Lina krank und schließlich stirbt sie. Ein Buch, das sehr einfühlsam und konkret zugleich den Prozess des Abschiednehmens zum Thema macht. Kasper darf Oma Lina auf dem Totenbett noch einmal sehen, er ist dabei, als die Beerdigung geplant wird, und darf auch mit zur Trauerfeier. Anschließend kommen alle Trauergäste zu ihm und seinen Eltern nach Hause. Statt Kuchen backen Jasper und seine Mutter stapelweise frische Pfannkuchen, so haben alle das Gefühl, dass Oma Lina irgendwie ein bisschen bei ihnen ist. Schön, dass hier gezeigt wird, dass es nicht darauf ankommt, mit jemandem verwandt zu sein, um einen Menschen zu lieben und um ihn zu trauern. Ein Buch, dass sich für Vorschulkinder und Grundschulkinder gleichermaßen eignet.

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