Jeder Schritt zähltWege aus der Überverantwortlichkeit

Viele Mütter machen sich ständig Sorgen um ihre Familie und setzen sich dadurch immens unter Druck. Denn Frauen, die sich über verantwortlich fühlen, sorgen sich um alles und jeden. Welche Möglichkeiten gibt es, um aus der Überverantwortlichkeit wieder herauszukommen?

Jeder Schritt zählt: Wege aus der Überverantwortlichkeit
© Piotr Sikora - Fotolia.de

Wir sind nicht auf der Welt, um den Ansprüchen unserer Mitmenschen gerecht zu werden. Dennoch leben viele Menschen, besonders Frauen, in ständiger Sorge um ihre Familie, um Freunde und Bekannte. Sie fühlen sich zuständig für alles und jeden und übernehmen für vieles Verantwortung. Sie haben eine Lebenshaltung der Überverantwortlichkeit und machen sich die Sorgen, Nöte und Aufgaben anderer zu eigen. Dies kann zu Stress, Überlastung und im schlimmsten Fall zu psychischen und physischen Erkrankungen führen. Die erlernte Haltung der Überverantwortlichkeit hindert Frauen daran, sich mehr um sich selbst und weniger um die Ansprüche und Anforderungen zu kümmern, die von außen an sie herangetragen werden.

Eine Veränderung dieser Haltung beginnt zunächst im Kopf. Wenn Sie innerlich bereit sind, Ihr Leben anders zu gestalten, können Sie sich auf den Weg des Übens und Ausprobierens machen. Nehmen Sie sich kleine Veränderungen vor. In kleinen Schritten kann es Ihnen gelingen, ein neues Verhalten zu erproben, sicherer zu werden und Erfolgserlebnisse zu erzielen.

"Aber das ist doch meine Pflicht!"

Verantwortung zu übernehmen ist eine gute Sache, doch denken Sie daran: Ihre Zeit und Ihre Kräfte sind begrenzt. Es gibt viele Dinge zu tun, aber Sie können nicht auf alles Einfluss nehmen. Deshalb müssen Sie Prioritäten setzten: Überlegen Sie sich gut, was Ihnen wirklich wichtig ist. Das kann der Vorsitz im Elternbeirat sein, die Pflege Ihrer kranken Eltern oder die eigene berufliche Zukunft. Strukturieren Sie Ihren Alltag ganz bewusst: "Welche Aufgaben habe ich und welche will ich auch wirklich übernehmen?" Planen Sie zweckfreie Zeit für Unvorgesehenes und für Ihre eigene Erholung mit ein. Vertrauen Sie nicht darauf, dass sich diese Freiräume "schon irgendwie von selbst ergeben". Es fällt nicht leicht, die Verantwortung für bestimmte Dinge abzugeben. Um psychisch und körperlich gesund zu bleiben, ist es jedoch notwendig.

"Eine gute Mutter macht das so!"

Die meisten Menschen haben ein mehr oder weniger klares Bild davon, wie sie gerne sein möchten. Viel Überforderung entsteht durch die Spannung zwischen ihrem Idealbild und der Realität. Vergegenwärtigen Sie sich, was Sie gut können und was Ihnen gelingt. Seien Sie stolz auf sich, wenn Sie ein schmackhaftes Mittagessen kochen oder mit Ihren Kindern spielen, nachdem Sie den Vormittag über berufstätig waren. Denken Sie nicht: "Das ist doch selbstverständlich!". Verabschieden Sie sich von der Vorstellung, dass Sie und Ihr Alltag perfekt sein müssen, was immer "perfekt" für Sie bedeutet. Überlegen Sie, was Ihnen sehr wichtig oder weniger wichtig ist. Wo können Sie Abstriche machen? Dann reduzieren Sie Ihre Aufgaben Schritt für Schritt, z.B. die Bettwäsche nicht bügeln, zweimal in der Woche Fertiggerichte kochen oder eine Schultüte kaufen statt drei Abende lang zu basteln.

"Ja natürlich, ich übernehme das"

Nehmen Sie sich Zeit und fragen Sie sich in Ruhe: Welche Verpflichtungen habe ich? Nehmen Sie wahr, was Ihnen zu viel wird und was Sie am liebsten abgeben möchten. Überlegen Sie sich konkrete Sätze, mit denen Sie eine Anfrage ablehnen können. Schreiben Sie diese auf und sprechen Sie sich die Sätze laut vor. Nein sagen muss geübt werden! "Nein, ich möchte diese Aufgabe nicht übernehmen.", "Im Augenblick fehlt mir die Zeit dazu.", "Das wird mir zu viel.", "Nein, Ich möchte das nicht machen."

Wenn Sie nicht ganz ablehnen wollen, suchen Sie nach flexiblen Lösungen, die Sie teilweise entlasten. "Ich kann beim Sportfest für zwei Stunden helfen.", "Nein, ich kann nicht beim Umzug dabei sein, aber ich lade Euch am Sonntag zum Mittagessen ein.", "Ich kann das Fest nicht mit vorbereiten, aber einen Kuchen backen."

Rechtfertigen Sie sich nicht. Ein klares, entschiedenes "Nein" bringt Ihnen mehr Respekt ein als ein zögerliches "Ja, wenn es sonst keiner macht". Lassen Sie sich auf keine Diskussion darüber ein, wie Sie es vielleicht doch noch organisiert bekommen könnten, einen Job zu übernehmen. Ihre Umwelt plant Ihre Hilfe und Unterstützung wahrscheinlich fest ein und wird viele Argumente ins Feld führen, um Sie zu Ihrem alten Verhalten zu bewegen.

"Ab morgen wird alles anders"

Auch wenn Sie fest entschlossen sind, Ihre Haltung der Überverantwortlichkeit abzulegen, denken Sie daran: Veränderung braucht Zeit. Sich von heute auf morgen anders zu verhalten, kann kaum gelingen. Aus der neurobiologischen Forschung wissen wir, dass die große Unlust, ein Verhalten zu ändern, mit der Arbeitsweise unseres Gehirns zusammenhängt. In den Schaltungen unseres Gehirns haben sich über Jahre bestimmte Muster, zum Beispiel ein bestimmtes Essverhalten, einprogrammiert. Eine Umprogrammierung ist möglich, kann aber nur in kleinen behutsamen Schritten geschehen. Nehmen Sie sich also keinen radikalen Wandel vor, sondern stellen Sie sich innerlich darauf ein, dass Sie mit viel Zeit und Geduld zum Ziel gelangen. Sie werden dann schneller Erfolgserlebnisse haben, die Sie motivieren, auf dem eingeschlagenen Weg weiterzugehen.

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