Wenn Max sich müde und abgespannt fühlt, dann rubbelt er schon mal schnell seine Gehirnknöpfe oder malt eine liegende Acht in die Luft. Er kann sich dann besser konzentrieren. Diese Übungen kommen aus der Kinesiologie, einer Therapieform aus den 70er Jahren, bei der es um die Auflösung von Blockaden geht. Manche der spielerischen Übungen eignen sich bereits für Kiga-Kids.
Zu den kinesiologischen Methoden gehört unter anderem die Edu-Kinestetik (auch Brain Gym genannt), bei der es um die Verbesserungen des Lernens und eine Erweiterung des Leistungspotenzials geht. Mit einer Reihe kindgerechter Übungen hat der Pädagoge Dr. Paul Dennison in den 80er Jahren diese Methode entwickelt.
Die Edu-Kinestetik betrachtet das menschliche Gehirn als grob in zwei unterschiedliche Hälften aufgeteilt, die verschiedene Aufgaben erfüllen. Die beste Lernleistung kann ein Kind erbringen, wenn beide Gehirnhälften integriert und gleichermaßen entspannt und aktiv sind. Edu-Kinestetik ist auf die praktischen Bedürfnisse der Pädagogik ausgerichtet und bietet spielerische Übungen an, die das Lernen erleichtern, beide Gehirnhälften integrieren und die Bildung von Lernblockaden verhindern soll. Mit diesen Übungen werden Kinder zur Bewegung angeregt und lernen, sich zu sammeln, konzentrierter und ruhiger zu werden.
Dafür ist die rechte Gehirnhälfte zuständig:
- Denken in Bildern, visualisieren, Fantasie
- Rhythmus, Musik, Gesang
- Formen und Muster
- Farberkennung und -unterscheidung
- Kreativität
- Bewegung und physische Aktivitäten
- Tanz, Zeichnen und Malen
- Raumwahrnehmung
- Gefühle
Dafür ist die linke Gehirnhälfte zuständig:
- Sprache, Grammatik und Wortstellung
- Handschrift
- Lesen
- Zahl, Logik, Folge, Analyse
- Gedächtniszentrum für Wörter und Zahlen
- Beurteilungen, Kritiken, Analysen
- Zuhören
- kontrolliert die rechte Körperhälfte
Wie funktioniert Edu-Kinestetik?
Durch eine Vielzahl von spielerischen, gymnastischen Übungen sollen unbewusste Spannungen und Stress bei Kindern aufgelöst werden. Blockaden zwischen den beiden Gehirnhälften werden durch die Aktivierung der Körperhälften und die Überkreuzung der Körpermitte gelockert, sodass der Lernende einen größeren Zugriff auf seine Kompetenzen erhält. Das bekannteste Übungsmittel dabei ist die "liegende Acht", die auf verschiedenste Art und Weise ausgeführt wird. Lerninhalte können anschließend besser und schneller aufgenommen und verarbeitet werden. Die meisten Übungen sind sehr einfach zu erlernen und sowohl zu Hause als auch im Kindergarten unkompliziert anwendbar.
Wer bietet Edu-Kinestetik an?
Zu viel sollten Eltern aber nicht erwarten, wenn sie mit ihrem Kind einen Kinesiologen aufsuchen, denn wissenschaftlich ist diese Therapieform umstrittenen. Die Kinesiologie wird primär von Heilpraktikern erlernt und ausgeübt, aber auch von Ärzten verwendet. Die Kosten für die diagnostischen Methoden und die Behandlungsansätze, insbesondere auch bei Lernproblemen und Teilleistungsschwächen, werden von den Krankenkassen in der Regel nicht übernommen, da es sich nicht um eine medizinisch anerkannte Methode handelt. Auf der Internetseite der Deutschen Gesellschaft für Angewandte Kinesiologie gibt es mehr Informationen und eine aktuelle Liste der anerkannten Therapeuten.
Einige Übungen für zu Hause
1: Die Gehirnknöpfe
Zeige- und Mittelfinger der einen Hand liegen auf dem Bauchnabel. Mit dem Daumen, dem Zeige- und dem Mittelfinger der anderen Hand massiert ein Kind die kleinen Einbuchtungen links und rechts seines Schlüsselbeins, am äußeren Rand seines Brustbeins. Nach etwa einer Minute wechselt es die Hände.
Ziel der Übung: Integration beider Gehirnhälften, Leistungssteigerung, wach werden
2: Denkmütze
Bei dieser Übung zieht ein Kind sich gleichzeitig mit seinen Händen sanft und vorsichtig die Ohren lang. Es beginnt dabei am oberen Ohrrand, arbeitet sich langsam bis zum Ohrläppchen vor und zieht dabei immer die Ohren vom Kopf weg. Diese sogenannte "Einschaltübung" lenkt die Aufmerksamkeit eines Kindes auf seine Ohren und sein Gehör und aktiviert nebenbei noch mehrere wichtige Akupunkturpunkte. Auch diese Übung muss nur ein oder zwei Minuten durchgeführt werden, um ihre Wirkung zu entfalten.
Ziel der Übung: Aktivierung der Ohren / des Gehörs, bessere Aufmerksamkeit
3: Augen-Achten
Diese Übung lenkt die Aufmerksamkeit eines Kindes auf seine Augen und schult die Auge-Hand-Koordination. Das Kind stellt sich locker hin, die Beine ein wenig gespreizt, sodass die Füße mit den Schultern eine Linie bilden. Nun streckt es den linken Arm aus und schaut konzentriert auf seinen Daumen. Mit diesem malt es langsam eine Figur, wie eine liegende Acht, in die Luft und verfolgt die Bewegung konzentriert mit den Augen. Es beginnt dabei in der Körpermitte und zeichnet die Schleifen sowohl auf der rechten als auch auf der linken Seite. Die Augen verfolgen den Daumen möglichst unangestrengt. Nach zirka einer Minute werden die Arme gewechselt. Zum Abschluss legt das Kind beide Hände zusammen und bildet mit beiden Armen Achterschleifen.
Ziel der Übung: Integration des rechten und linken Gesichtsfeldes, Entspannung der Augenmuskulatur