Das erste musikalische Bildungsangebot für Kinder ist heute der so genannte Musikgarten. Er ist eine relativ neue Form musikalischer Frühförderung, die es seit einigen Jahren in Deutschland gibt. Die Kurse sind für Kinder im Alter von etwa anderthalb bis drei Jahren gedacht. Gemeinsam mit Mama, Papa oder einer anderen erwachsenen Bezugsperson bekommen Kinder spielerisch einen ersten Zugang zur Musik. Eltern erhalten im "Musikgarten" Anregungen für einen spontanen und fantasievollen Umgang mit Liedern, Sprechversen und Fingerspielen. Auf einfachsten Instrumenten können Kinder erste Klänge erzeugen. Ein weiterer Aspekt ist das Bewegen nach Musik. Die Kurse finden meist wöchentlich statt und dauern in der Regel eine halbe Stunde.
Musikalische Früherziehung
Die Musikalische Früherziehung richtet sich an Kinder im Kindergartenalter ab etwa drei bis vier Jahren. Mit Spielen, Liedern und Tänzen werden zum Beispiel das Tempo der Musik, die Tonhöhe oder der Rhythmus erfahren.. Kinder lernen, dass Musik etwas mit Ausdruck und Dynamik zu tun hat. Mit Hilfe von Orffschen Instrumenten können sie eigene gestalterische Vorstellungen verwirklichen. Im Vordergrund steht die Vermittlung von Freude am Klang und an der eigenen Stimme sowie an der eigenen Bewegung zur Musik. Kinder erleben Musik als Ausdrucksmittel ihrer Gefühlswelt und sie erlernen einen Grundschatz an Liedern und Melodien. Mit einfachen Mitteln übertragen sie erste Zeichen und Bilder in Musik. Und umgekehrt setzen sie Musik in Bewegungen um oder beschreiben sie mit Gefühlen.
Die zweijährigen Kurse werden meist im wöchentlichen Rhythmus angeboten und dauern in der Regel eine dreiviertel Stunde. Mancherorts folgt dann noch eine zweijährige Musikalische Grundausbildung. Die Schulung des Hörens, der Umgang mit der Stimme und das Singen, erstes Spiel mit einfachen Instrumenten (meist Blockflöte) sowie Grundkenntnisse der Musiklehre stehen hierbei auf dem Programm.
Welches Instrument ist das "richtige"?
Andere Musikschulen leiten im Anschluss an die musikalische Früherziehung zum Instrumentalunterricht über. Viele bieten einen Tag zur Instrumentenvorführung an. Ältere Kinder, die bereits vor ein oder zwei Jahren mit einem Instrument begonnen haben, spielen vor.
Sie geben damit einen Eindruck, wie weit man nach einem bestimmten Zeitraum ungefähr auf einem Instrument kommen kann. Anschließend stehen die Instrumente für die Kinder zum Ausprobieren bereit. Fachlehrer geben Auskunft und zeigen den Kindern Geige und Cello, Klavier und Gitarre und andere Instrumente.
Häufig fühlen sich Kinder von einem Instrument besonders angezogen. In einem Gespräch mit dem Fachlehrer erfahren die Eltern genauer, welche Anforderungen zu berücksichtigen sind. Beachtet werden sollten folgende Fragen: Ist Gruppen, Zweier- oder Einzelunterricht sinnvoll? Sollten die Unterrichtseinheiten 30 oder 45 Minuten lang sein? Kann ein Instrument (in der Musikschule) gegen Gebühr geliehen werden? Ist in der Wohnung der Platz für das Instrument vorhanden (Klavier oder Harfe)? Gibt es an der Musikschule oder im Ort sonst ein Ensemble, bei dem mein Kind später mitspielen kann? Wie hoch sind die Kosten?
Jedes Instrument ist besonders - ein Überblick
Die Blockflöte ist ein sehr beliebtes Einstiegsinstrument. Viele wählen es nach der Musikalischen Früherziehung. Es eignet sich gut zum Notenlernen. Die Blastechnik lässt sich schon von jüngeren Kindern schnell erlernen. Das Instrument eignet sich für den Gruppenunterricht. Erfolgserlebnisse stellen sich relativ schnell ein, wenn die Kinder erste kleinere Stücke spielen. Später können die Kinder auf größere Flöten umsteigen. Zunehmend bieten Musikschulen auch Unterricht auf der Querflöte direkt nach der Früherziehung an. Bei diesem Instrument ist allerdings die Blastechnik etwas schwieriger zu erlernen. Andere Blasinstrumente wie Oboe, Klarinette, Fagott, Saxophon beziehungsweise Trompete, Posaune, Horn und Tuba empfehlen sich erst für ältere Kinder.
Die Töne des Klaviers sind sofort rein. Sowohl die tiefen als auch die hohen Tasten klingen schon beim ersten Spielen sauber. Beeindruckend ist der große Tonumfang. Wichtig für das Erlernen sind manuelle Geschicklichkeit. Bereits die zarten Finger von Grundschulkindern bewegen die Tasten nach ein wenig Übung recht gut. Auch auf dem Klavier sind kleine Stücke nach relativ kurzer Zeit zu erlernen. Um virtuos zu spielen, ist allerdings jahrelange Übung angesagt. Die Musikschulen bieten meist Einzelunterricht an, Klavierstunden können aber anfangs auch paarweise genommen werden. Später ist das Klavier ein Instrument für Solisten genauso wie für Menschen, die gerne im Ensemble spielen.
Leicht fällt Klavieranfängern ein späterer Wechsel aufs Keyboard, dessen technische Möglichkeiten viele Kinder begeistern, das aber als Anfangsinstrument meist nicht empfohlen wird.
Bei der Geige müssen Kinder (und Eltern) manchmal gute Nerven haben, da es verhältnismäßig lange dauert, bis erste kleine Stücke auf dem Instrument mit den hohen Tönen wohlklingend gespielt werden können. Sowohl Haltung als auch das Spielen der Töne müssen erst geübt werden. Das erfordert gerade für jüngere Kinder ein großes Maß an Geduld und tägliches Üben. Geigen für jüngere Kinder gibt es in kleinen Versionen, Dreiviertel, Halbe, Viertel, ja sogar 32tel (dann für etwa Dreijährige). Das Gleiche gilt für das Cello. Auch bei diesem Instrument müssen die Töne - anders als beim Klavier - mit dem Bogen selbst erzeugt werden. Im Gegensatz zur Geige verfügt das Cello über einen großen Klangkörper. Die Bratsche und der Kontrabass eigenen sich als Folgeinstrumente für Geige und Cello.
Ein vielfältiges Instrument ist die Gitarre. Auf ihr lassen sich klassische Melodien genauso spielen wie moderne. Außerdem ist es ein ideales Instrument zur Begleitung von Liedern in Akkorden. Die Gitarre ist deshalb ein begehrtes Begleitinstrument auf Fahrten. Der Unterricht findet sowohl in Gruppen oder paarweise als auch einzeln statt.
Auch dieses Instrument ist für Kinder ab dem Grundschulalter geeignet. Die Gitarre ist ein Instrument, das im Ensemble gut gespielt werden kann. Mit zunehmendem Alter wird für Kinder die E-Gitarre interessant, zu der dann viele wechseln, um später in einer Band mitzuspielen. Auch die Gitarre gibt es in kleineren Größen.
Schlagzeug ist nicht nur für "wilde Kinder" geeignet. Manchmal sind im Gegenteil gerade schüchterne Kinder davon begeistert. Das Schlagzeug ist ein Instrument, das sich erweitern lässt. Meist geht es mit ein oder zwei Trommeln los, bevor nach und nach weitere Klangkörper eingesetzt werden. Ein schallgedämmter Übungsraum ist sicher das Optimale, aber meistens kann man sich mit den Nachbarn auf bestimmte Übungszeiten einigen. Ebenso wie die Gitarre ist das Schlagzeug ein wichtiges Instrument bei Pop- und Rockbands, aber auch im Jazz sind Schlagzeuger gesuchte Musiker.
Sogar Unterricht für Akkordeon, Harfe, Fidel, Mandoline oder Mundharmonika sowie für andere weniger gewöhnliche Instrumente können Kinder schon in jungen Jahren an manchen Musikschulen nehmen.
Außerdem bieten die meisten Musikschulen Ensembles und Chorsingen an.
Ohne Üben geht es nicht
Auch das Üben will erst eingeübt werden. Deshalb sollten Eltern anfangs auch für sich die Übungszeit mit einplanen. Gerade wenn Kinder ein Instrument zu erlernen beginnen, ist es wichtig, dass die Eltern begleitend zur Seite stehen. Kinder lassen sich leicht motivieren, wenn die Bemühungen (und erste Erfolge!) anerkannt und gelobt werden. Am besten nimmt man sich vor, jeden Tag zu einer bestimmten Uhrzeit mit seinem Kind zu üben. Das kann sogar morgens vor der Schule sein. In jedem Fall ist kurzes, aber regelmäßiges Lernen effektiver, als nur einmal in der Woche, wenn auch für länger, zum Instrument zu greifen. Eine viertel bis eine halbe Stunde am Tag sollte in den Anfangsjahren fürs Üben eingeplant werden.
Die Kosten
Je nach dem, für welches Instrument Ihr Kind sich (mit Ihrem Rat) entscheidet, werden Sie geringe oder hohe Ausgaben haben. Die Anschaffungspreise für die Instrumente reichen von 40 Euro für eine Blockflöte bis zu mehreren tausend Euro für eine Harfe oder ein Klavier. Aber man muss ja nicht gleich kaufen!
kizz Info
Weitere Informationen gibt der
Verband deutscher Musikschulen
Plittersdorfer Str. 93
53173 Bonn
Tel: 0228/95706-0
Fax: 0228/95706-33
Internet: www.musikschulen.de
Manchmal empfiehlt es sich, erst einmal ein Instrument zu leihen. Nach einer gewissen Zeit sieht man, ob das Kind tatsächlich dabei bleibt, oder ob es den Spaß am Spielen verliert.
Auch bei den Instrumenten, die zunächst in Kindergrößen benötigt werden, ist Leihen eine Alternative. Man kann in der Musikschule nachfragen, ob es Leihinstrumente gibt. Vielleicht weiß aber der Musiklehrer auch von älteren Schülern, die gerade ein Instrument in der richtigen Größe günstig abzugeben hat. Darüber hinaus bieten auch viele Musikhäuser die Möglichkeit an, Instrumente zu mieten. Häufig werden die Mietkosten beim späteren Kauf eines neuen Instruments angerechnet.