Gespräche mit Kindern scheitern oft daran, dass die Eltern nicht richtig zuhören. Das führt dazu, dass sich das Kind nicht ernst genommen fühlt und sein Mitteilungsbedürfnis sinkt. Folgende Aspekte sind beim gelingenden Zuhören zu beachten:
- Konzentrieren Sie sich darauf, was Ihr Kind sagt und hören Sie ihm bis zum Schluss zu.
- Fragen Sie nach, wenn Sie etwas nicht verstanden haben.
- Drücken Sie Ihr Interesse auch non-verbal aus: Wenden Sie sich Ihrem Kind zu, nehmen Sie Blickkontakt auf.
- Halten Sie sich selbst mit Meinungen, Kommentaren und Ratschlägen zurück.
- Und ganz wichtig: Wenn Sie gerade keine Zeit haben, Ihrem Kind zuzuhören, sagen Sie ihm das in einem liebevollen Ton. Damit kommt ein Kind viel besser zurecht als mit irgendwelchen Halbherzigkeiten.
Wer seinem Kind richtig zuhört, signalisiert: Ich interessiere mich für dich und nehme Anteil an dem, was du sagst und tust. Dadurch werden Kinder ermuntert, über ihre Gedanken, Gefühle und Erlebnisse zu sprechen.
Auf das Gehörte eingehen
Neben dem aufmerksamen Zuhören ist es wichtig, auf das Gehörte einzugehen und bestimmte Reaktionsweisen zu vermeiden. An einem kleinen Beispiel sei dies kurz demonstriert: Die fünfjährige Klara kommt schlecht gelaunt aus dem Kindergarten: "Heute hatte ich Streit mit Silke. Die ist so was von blöd. Ich will nicht, dass Sie zu meinem Geburtstag kommt." Mit den folgenden sogenannten Kommunikationskillern würde die Mutter Klara die Lust am Weitererzählen vermutlich verderben:
- Befehlen/Anordnen: "Natürlich kommt sie zu deinem Geburtstag. Wir haben sie schließlich eingeladen."
- Warnen/Drohen: "Wenn du dich nicht wieder mit ihr verträgst, fällt die ganze Party flach."
- Ratschläge geben: "Silke ist doch so ein nettes Mädchen. Jetzt spielst du morgen was Schönes mit ihr und dann überlegst du dir das noch einmal mit der Einladung."
- Ablenken: "Ach was, deine Geburtstagsparty wird bestimmt toll und allen Kindern wird es gefallen."
- Trösten: "Ach, mein armer Schatz, dass die dich auch immer wieder ärgert. Komm, lass uns ein bisschen kuscheln."
Manche dieser "Killer" sehen auf den ersten Blick ganz harmlos aus. Warum sollte man seinem Kind nicht mal einen guten Ratschlag geben oder es trösten. Dagegen ist prinzipiell nichts einzuwenden. Auf Dauer vermitteln solche Reaktionen einem Kind jedoch: "Ich weiß, was richtig für dich ist; ich glaube, du kannst deine Probleme nicht selbst lösen." Dies gibt ihm das Gefühl, unzulänglich zu sein, und macht es mit der Zeit verschlossen. Mit einer offenen Frage wie "Warum habt ihr euch denn gestritten?" oder "Was hat dich denn an Silke so geärgert?" hätte die Mutter weitaus größere Chancen gehabt, dass Klara von ihren Erlebnissen erzählt. Und im dialogischen Miteinander hätte Klara ihre Entscheidung noch einmal überdenken und selbst zu einer neuen Lösung kommen können.
Für eine offene Gesprächskultur sorgen
Wenn Kinder Eltern erleben, die selbst Freude am Erzählen ausstrahlen, bei denen sowohl heitere als auch traurige Erlebnisse auf den Küchentisch kommen, die auch einmal herzhaft eine Meinungsverschiedenheit miteinander ausfechten, wird sich dies von vornherein positiv auf ihre Erzählbereitschaft auswirken. Kinder lernen ganz stark durch ihre Vorbilder.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist, Kinder als Gesprächspartner ernst zu nehmen und sie in ihren Bedürfnissen zu respektieren. Kinder können mehr Verantwortung für sich übernehmen, als Erwachsene manchmal denken. In Gesprächen, insbesondere wenn es um Konflikte geht, ist es deshalb wichtig, Kindern Vertrauen entgegen zu bringen und sich auch dann auf ihre Ideen und Vorschläge einzulassen, wenn diese nicht unbedingt den eigenen Vorstellungen entsprechen. Auf diese Weise erfahren Kinder, dass sie auch "etwas zu sagen haben". Das wiederum spornt sie dazu an, sich in Konfliktsituationen nicht zurückzuziehen, sondern sich im offenen Gespräch mit ihren Interessen einzubringen.
Mit Fantasie ins Erzählen kommen
Und manchmal ist es auch einfach schön, mit seinem Kind gedanklich herumzuträumen. Dazu eignen sich Fragen wie: "Wohin würdest du fliegen, wenn du jetzt fliegen könntest, und was würdest du dann tun?" Oder: "Wenn du jetzt eine Million Euro finden würdest, was würdest du damit machen?" Bei solchen Fantastereien können Eltern und Kinder sehr viel voneinander über die jeweiligen Träume, Ängste und Wünsche erfahren. Für die vertrauensvolle Beziehung zwischen Eltern und ihren Kindern sind solche gemeinsamen kommunikativen Erfahrungen von unschätzbarem Wert.