Spielen ohne SpielzeugSpielzeugfrei und Spaß dabei

Zu viel Spielzeug im Kinderzimmer sorgt nicht nur für einen Reizüberfluss, sondern reduziert auch die Fantasie des Kindes. Manchmal ist weniger einfach mehr und ein Tag ohne Spielzeug eröffnet ihrem Kind wieder die Welt der Fantasie und der Natur.

Spielen ohne Spielzeug: Spielzeugfrei und Spaß dabei
© Brad Pict – Fotolia

"Mir ist so langweilig und ich weiß gar nicht, was ich spielen soll" - diesen Satz kennen viele Eltern. Ihr Kind steht in seinem Zimmer, in dem sich dutzende Spielsachen befinden, und lässt die Augen ratlos umherschweifen. In seinem Blick lesen Sie "Was soll ich nehmen? Womit soll ich bloß spielen?" Wer die Wahl hat, hat immer auch die Qual. Warum sollten Sie dies nicht einfach mal durch eine neue Idee verändern?

Reizüberflutung im Kinderzimmer

Weihnachten ist noch gar nicht lange her, und unter den vielen Geschenken waren bestimmt auch zahlreiche Spielsachen für Ihr Kind. Ob es nun die heißersehnte Ritterburg war oder aber das wunderschöne Puppenhaus, die schnelle Autobahn, das große Puzzle, der bunte Bauernhof oder die tolle Holzeisenbahn - in vielen Kinderzimmern sieht es fast schon aus wie in einem Spielzeuggeschäft. Natürlich sind Spielsachen wichtig. Durch sie können Kinder in verschiedene Vorstellungswelten schlüpfen und dort auf vielfältige Weise agieren. Sie bieten reichhaltige Anregungen, und durch das Spielen, Berühren, Aufbauen oder auch Anordnen erfährt ein Kind viele taktile, auditive oder visuelle Eindrücke, die sich wiederum positiv auf die gesamte Wahrnehmung auswirken.

Zu viele Anreize lösen aber immer wieder mal das Problem der "Qual der Wahl" aus. Sie führen letztendlich dazu, dass Ihr Kind einer so genannten Reizüberflutung ausgesetzt ist. Es weiß nicht mehr, womit es eigentlich spielen soll, weil es so viele Sachen auf einmal wahrnimmt und die Entscheidung dadurch schwer fällt. Was tun?

Führen Sie doch einen "Spielzeug-macht-Ferien"-Tag in Ihrem Familienleben ein:

  1. Vereinbaren Sie mit Ihrem Kind einen Tag in der Woche und ernennen Sie diesen zum spielzeugfreien Tag. Eine klare gemeinsame Absprache ist hier ganz wichtig, denn Ihr Kind muss mit der Idee einverstanden sein.
  2. Entfernen Sie dann am Abend vor dem spielzeugfreien Tag die meisten Anreize. Räumen Sie gemeinsam mit Ihrem Kind die Spielsachen z.B. in die dafür vorgesehenen Kisten oder legen eine Decke darüber. Durch ein solches Ritual weisen Sie schon auf den "Spielzeug-macht-Ferien"-Tag hin und lösen eine Vorfreude auf den kommenden Morgen aus.
  3. Am nächsten Morgen wird dann "Ernst" gemacht. Das normale Spielzeug ist tabu! Vielleicht kann Ihr Kind anfangs damit nicht gut umgehen und langweilt sich. Doch das ist nicht schlimm und Teil der Idee.

Auch Langeweile ist wichtig für die positive Entwicklung Ihres Kindes. Durch sie sind Kinder gezwungen, sich mit der eigenen Fantasie auseinanderzusetzen und selbst Ideen zu entwickeln. Dieses Phänomen können Sie als Eltern noch unterstützen, indem Sie Ihrem Kind mit dem spielzeugfreien Tag wirklich den Raum bieten, sich auf das Wesentliche - nämlich die eigene Kreativität - zu konzentrieren und sich nicht abhängig von seinen Spielsachen zu machen.

Der Reiz der alltäglichen Dinge

Erlauben Sie Ihrem Kind am "Spielzeug-macht-Ferien"-Tag, mit den alltäglichen Dingen Ihres Haushaltes zu spielen. Ihr Kind kann sich nun eigene Geschichten und Spielideen überlegen. Mit Decken und Kissen können unter dem Tisch dunkle Höhlen gebaut oder das Sofa in ein Piratenschiff verwandelt werden. Ihr Kind kann mit Geschwistern, Freunden und natürlich mit Ihnen als Eltern tolle Rollenspiele entwickeln.

Fantasievolle Rollenspiele fördern außerdem die Interaktion und auch die Kommunikation untereinander. Schätze können unterm Kochtopf versteckt werden und der alte Kochlöffel kann der Zauberstab sein.

Es überrascht, welch kreative Ideen Kinder entwickeln, wenn Ihrer Fantasie keine Grenzen gesetzt werden, sondern die Kinder den Freiraum haben, sich ohne klar definierte Vorgaben inspirieren zu lassen. Sie werden staunen, welche ungewöhnlichen Eigenschaften Kinder den alltäglichen Wohnungsgegenständen zuordnen. Wichtig ist, dass Sie die Kreativität ihres Kindes nicht durch übertriebenen Ordnungsdrang einschränken und es wirklich mit allen - natürlich ungefährlichen - Gegenständen spielen lassen. Zudem wird Ihr Kind sich nach solch einem spielzeugfreien Tag umso mehr wieder auf seine geliebten Spielsachen freuen und diese sozusagen "neu" entdecken.

Lassen Sie sich mit Ihrem Kind in Ihrem häuslichen Rahmen auf ein solches Experiment ein und erleben Sie gemeinsam, wie erholsam es für die Sinne sein kann, sich der alltäglichen Reizüberflutung kurzzeitig gezielt zu entziehen. Ihrer Fantasie sind dabei keine Grenzen gesetzt, solange es Ihnen und Ihrem Kind gefällt.

Auch für Kindergruppen ist es sinnvoll, einen "Spielzeug-macht-Ferien"-Tag einzuführen. In manchen Kindergärten ist solch ein spielzeugfreier Tag fest im Konzept verankert. Er soll das Selbstvertrauen und die Kreativität der Kinder fördern. Außerdem trägt er natürlich auch hier zur Interaktion und Kommunikation zwischen den Kindern bei.

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