Wie Kinder lernen, sich allein zu beschäftigenIm Alltag die Welt erkunden

Wenn Kinder nicht alleine spielen wollen, sollten Eltern ihnen zu mehr Eigenkreativität verhelfen. Nur so entdecken die Kinder neue Spielmöglichkeiten und finden zur Selbstbeschäftigung.

Wie Kinder lernen, sich alleine zu beschäftigen: Im Alltag die Welt erkunden
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"Keiner will mit mir spielen...!" Die dreijährige Conni weiß nicht, wie sie sich beschäftigen soll, und wünscht sich ständig Unterhaltung, besonders dann, wenn es gerade nicht geht. Wie können Kinder zwischen ein und vier Jahren lernen, sich wenigstens zeitweise alleine zu beschäftigen?

Es gibt hierfür Voraussetzungen, die erfüllt sein müssen, beziehungsweise wichtige Aspekte, die Sie im Umgang mit Ihrem Kind bedenken sollten:

  • Das Kind braucht Ruhe, muss in sich ruhen.
  • Sie müssen ihr Kind lassen können und es trotzdem wahrnehmen.
  • Sie müssen Anreize schaffen, denn die kindliche Neugier ist jetzt grenzenlos.
  • Das Kind braucht eine geeignete Anleitung, damit es lernt, sich allein zu beschäftigen.

Zum Spielen braucht ein Kind, wie zum Essen, (Ein)schlafen oder zum Lernen, Ruhe, innere Gelassenheit und Sicherheit. Nur wer in sich ruht, kann sich in diesem Alter auf etwas konzentrieren, sich mit etwas beschäftigen. Gut kann man das schon bei einem Baby beobachten, wenn es ruhig, fast meditativ und wachsam mit den Augen dem Mobile über dem Bettchen folgt. So lernen und beschäftigen sich Säuglinge - natürlich nur für Minuten.

Wenn ein Kleinkind weiß, dass in Ordnung ist, was es tut, und es sich der Wertschätzung seiner Eltern sicher sein kann, bekommt es die Gelassenheit, die es braucht, um sich allein zu beschäftigen. So zum Beispiel wenn ihm die Mutter stolz und aufmunternd zunickt, wenn es die Knöpfe immer wieder aus der Knopfschachtel aus- und einräumt, sie herumwirft, genüsslich an den großen dicken lutscht, damit an verschiedene Gegenstände klopft und so unterschiedliche Geräusche erzeugt.

Ist das Umfeld, in dem ein Kind aufwächst, konflikt- und straffrei und herrscht liebevolle Freundlichkeit, Humor und auch bei den Eltern Gelassenheit vor, kann sich ein Kleinkind in sich ruhend entwickeln. Natürlich müssen die Knöpfe nachher wieder eingesammelt werden, aber dafür hat das Kind eine herrliche halbe Stunde Alleinspiel erlebt.

Ständiges Einmischen verleidet dem Kind das Interesse an der Welt

Wenn Sie ein Kind oder vielleicht auch zwei oder drei haben, sieht es nicht immer aus wie bei "Schöner wohnen"! Sie haben einen kleinen Forscher und tun gut daran, soviel wie möglich zuzulassen. Nicht nur damit er lustvoll lernt, sich alleine zu beschäftigen, sondern auch um ihm erste Lernerfahrungen zu ermöglichen und vor allem, um ihm seine Neugier nicht gleich abzugewöhnen. Durch ständiges Einschreiten, Schimpfen, Wegnehmen oder gar Bestrafen von eignen Impulsen verleiden Sie dem Kind das Interesse an der Welt. Natürlich kann man nicht alles erlauben. Aber man kann versuchen mehr zuzulassen. Lassen Sie Ihr Kind mit Ihrem Schlüsselbund hantieren, Ihre Töpfe sortieren und damit klappern, die Tesarolle ein Stück abrollen, die passenden Deckel zu den Unterteilen finden, ein bisschen mit Creme schmieren, Seifenschaum produzieren, die Sockenschulbade ein- und ausräumen, sich unter Ihren Halstüchern verstecken.

Lassen Sie es so weit wie möglich die Welt erkunden. Loben und unterstützen Sie so viel wie möglich seine Neugier und wenn es ausprobiert, wie etwas funktioniert, aus was es besteht, welche Eigenschaften es hat

Anreize schaffen, damit die Umwelt interessant bleibt

Kinder brauchen Spielzeug, aber besonders im Kleinkindalter "Zeug zum Spielen". Sehr beliebt ist alles, was zum Schmieren und Schütten geeignet ist. Aber auch Alltagsgegenstände wie Tücher, Deckel, Wäscheklammern, Überraschungseierhüllen, Schlüssel, kleine Dosen, Plastikflaschen, Verschlüsse, Federn, Kugeln, bunte Papiere, Schachteln, Rollen, Spulen, Taschenlampen, Kataloge und noch vieles mehr. Alles, was zum Rollen, Werfen, Klappern, Sortieren, Zählen, Legen, Stapeln, u.s.w. geeignet ist, ist interessant für die kleine Kinderhand. Allzu perfektes Spielzeug verdirbt in diesem Alter eher die Fantasie und verliert oft schnell den Reiz. Das "Playmobilalter" kommt noch - in zwei Jahren.

Schönes fertiges Spielzeug sind zum Beispiel einfache, schematisierte Holztiere und Menschen, Zäume, Bäume, um Landschaften, mit denen das Kind Zoos oder Bauernhöfe aufbauen kann. Holzbausteine, Legos, einige Spielzeugautos, eine Puppe (nicht zu groß), ein bis zwei Kuscheltiere, ein bis zwei Handpuppen, ein mittelgroßer Ball komplettieren das Spielzimmer von Kindern im Alter bis zu vier Jahren.

Mithelfen, zuschauen, in der Nähe sein

Ein Kleinkind beim Alleinspielen anzuleiten, verlangt ein wenig Sensibilität, Einfühlung in das Kind und schrittweises Vorgehen. Zeigen Sie Ihrem Kind ganz praktisch, wie man spielt. "Komm, wir bauen mal einen riesengroßen Zoo auf", z.B. auf dem Teppich im Wohnzimmer. Dann beginnen Sie langsam, abwechselnd mit dem Kind, aus der Kiste mit Holzfiguren die Tiere aufzustellen. Wenn das Kind keinen Einstieg findet, geben Sie ihm die Tiere zunächst in die Hand. Bald wird es selbst welche aus der Kiste aussuchen. Dann das nächste Tier und so weiter, bis es allein aufbaut. Die ersten Male werden Sie mithelfen müssen, dann zuschauen, möglichst ohne Tipps zu geben, dann nur in der Nähe sein und danach können Sie wahrscheinlich auch mal rausgehen. Sie sollten aber immer lobend den fertigen Zoo anschauen. Verkneifen Sie sich Verbesserungen oder Kritik.

Wichtig ist dabei, das Kind nicht zu unterfordern, denn das langweilt, und nicht zu überfordern, denn das frustriert. Vorsicht auch mit allem, was Sie wesentlich besser schöner, perfekter machen als das Kind es in seinem Alter kann. Wenn Sie Ihrem Dreijährigen z.B. einen Lastwagen malen sollen, zeichnen Sie möglichst eine Art "Knödel" mit vier krakeligen Rädern. Es wird Ihnen empört sagen, dass so doch kein Lastauto aussieht! Dann antworten Sie, dass es selbst mal einen malen soll. Es wird einen länglichen Knödel mit drei krakeligen Rädern malen und Ihnen sagen, dass Lastautos so aussehen! In Zukunft wird es sicher alle Autos selbst malen. Wenn Sie ihm dagegen ein perfektes Auto vorzeichnen, wird es mitunter aufhören, überhaupt zu malen.

Schrittweise mit dem Kind lernen, wie es allein spielen kann, ihm Anreize dazu zu geben und zuzulassen, dass das Kind sich seine Umgebung spielend erobert, sind die besten Voraussetzungen dafür, dass sich Ihr Kind schon im Kleinkindalter lustvoll allein beschäftigt.

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