Kindern den Umgang mit Geld erläuternSind reiche Leute besser als arme?

Dass Geld etwas ganz wichtiges ist lernen unsere Kinder schon sehr früh. Aber warum es arm und reich gibt und das Geld so ungerecht verteilt ist, verstehen sie noch nicht. Darum ist es wichtig, Kindern auch den Umgang mit Geld früh beizubringen.

Kindern den Umgang mit Geld erläutern: Sind reiche Leute besser als arme?
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Der dicke kleine Zeigefinger, der sich erbarmungslos auf die süße Quengelware an der Supermarktkasse richtet, ist erst der Anfang. Mit beeindruckender Entschlossenheit unterstreichen schon Anderthalbjährige, was sie haben wollen. Bei elterlichem Widerstand setzt ohrenbetäubendes Geschrei ein, und um nicht die hämischen Blicke der Wartenden in der Kassenschlange auf sich zu ziehen, gibt man nach - und kauft dem brüllenden Nachwuchs das Zuckerzeug.

Der Reigen zwischen Eltern, Kindern und Geld wird früh eröffnet. Kaum merklich, aber stetig schiebt sich das Geld und das, was man dafür bekommen kann, immer weiter in den Mittelpunkt vieler Auseinandersetzungen. Was mit Gummibärchen so harmlos beginnt, hat eine Tendenz, sich enorm auszuweiten. "Gibst du mir auch ein Geld?", fragt der dreijährige Julius, und weil er dabei so flehentlich mit den Augen rollt, müssen alle lachen. Der blitzende Euro verschwindet in seiner Hosentasche und auf dem Weg zum Spielplatz besucht er den Kiosk. Dort legt er das Geldstück auf die Ladentheke und verlangt einen bunten Lutscher. Und dann geschieht etwas Merkwürdiges: Zusammen mit dem Lolli reicht der Händler dem Kunden eine Münze zurück. Julius ist ratlos. Dann greift er schnell nach dem Lutscher, lässt das Geldstück liegen und flitzt zur Tür. Ganz und gar unbegreiflich ist ihm der Vorgang: Er hatte "ein Geld", um es gegen einen Lutscher zu tauschen, und dann kriegt er "ein Geld" und einen Lutscher zurück. Da muss doch was schief gelaufen sein.

Kinder beobachten unseren Umgang mit Geld

Die komplizierte Beziehung zwischen Ware, Bezahlung und Wechselgeld können Vorschulkinder noch nicht durchschauen. Aber sie beobachten ihre Eltern, die längst funktionierende Mitglieder jener Gemeinschaft sind, die knisternde Papierscheine, bunte Plastikkarten und unterschriebene Zettel als Gegenwert für alles Mögliche akzeptiert. Früh finden Kinder heraus, dass es eine besondere Bewandtnis mit den klappernden Münzen und bunten Scheinen hat: Wir bewahren sie an speziellen Orten auf, räumen sie beiseite, verstecken sie in Taschen und geschlossenen Behältern. Geld ist von Anfang an mit der Aura des Geheimnisvollen und Mächtigen umgeben. Später hören Kinder dann, wie ihre Eltern das Wort "Geld" ärgerlich, leise, fröhlich oder nachdenklich aussprechen. Und sie entdecken, dass das Geld und oft nur das Geld zu den Dingen führt, die sie haben wollen. Was liegt näher, als in den Eltern (Schuld)gefühle zu wecken, um die eigenen Wünsche erfüllt zu bekommen?

Weil sich in unserer Gesellschaft so vieles ums Geld dreht, muss ein Kind irgendwann Antworten auf die Fragen bekommen, die es sein Leben lang begleiten werden: Warum bekommt ein Arzt mehr Geld als ein Briefträger? Woher weiß ich, wie viel verschiedene Dinge wert sind? Ist bezahlte Arbeit mehr wert als andere? Warum soll ich mir das nicht kaufen, wenn ich es unbedingt haben will? Darf man Schulden machen, um sich einen Wunsch zu erfüllen? Sind reiche Leute bessere Menschen als arme? Warum haben manche Menschen gar kein Geld und betteln, während andere es mit vollen Händen ausgeben? Aus dem, was seine Eltern und andere Menschen darüber sagen und tun, setzt sich das Bild des Kindes zusammen.

Kompetent durch eigene Erfahrungen

Die Anlässe, schon mit kleinen Kindern über Geld zu sprechen, sind vielfältig und kommen von ganz allein. Die Aufgabe besteht darin, Kinder zu finanziell verantwortlichen Menschen zu erziehen, ihnen zu zeigen, wie man Geld und Gefühle auseinander hält und eine möglichst vernünftige Beziehung zum Geld findet. Schon die Worte, mit denen wir zum Ausdruck bringen, dass wir etwas haben wollen, sind von Bedeutung: Brauche ich ein Stück Schokolade oder habe ich einfach Lust, etwas zu naschen? Wenn Eltern die Worte "wünschen" und "brauchen" bewusst einsetzen, zeigen sie Kindern, wie man die eigenen Begehrlichkeiten relativiert.

Im Interesse von ein wenig mehr Familiendemokratie und um die Entwicklung kindlichen Verantwortungsgefühls zu unterstützen, ist es manchmal eine gute Idee, die Kinder beim Kaufen mitentscheiden zu lassen. Lassen Sie Ihre Kinder die eine und die andere Nuss-Nougat-Creme probieren, den Unterschied feststellen und entscheiden, ob es sich lohnt, dafür ein bisschen mehr Geld auszugeben. Und überlegen Sie gemeinsam, wie viel Mehrkosten das in einem Monat ausmacht - und was man sonst mit dem Geld anfangen könnte: ins Kino gehen oder ein Eis essen? Bringen Sie Intelligenz ins Spiel und vermitteln Sie die Botschaft: Wer kauft, trifft eine Entscheidung - man hat immer eine Wahl.

Seien Sie ehrlich, wenn über den Familienetat gesprochen wird. Weihen Sie die Kinder, wenn sie älter werden, in finanzielle Dinge ein. Legen Sie fünf Euro im Monat aufs Taschengeld drauf, mit denen Ihr Erstklässler die Kosten für Schulhefte, Stifte und Radiergummi selbst bestreitet. Stiften Sie größere Kinder an, Werbeblättchen auszutragen, sich als Babysitter oder Hunde-Gassi-Geher zu verdingen. Kurz gesagt: Führen Sie Ihre Kinder früh in die reale Welt finanzieller Entscheidungen ein. Leiten Sie die Energie, mit der Ihr die Kind Sie zum Kauf von Dingen drängt, in echte Nachdenklichkeit und pfiffige Bemühungen um. Und verhindern Sie beizeiten, dass das Geld in der Familie eine zu große Rolle spielt - das ist der beste Schutz gegen Neid und Verzweiflung, wenn man doch einmal in finanzielle Not gerät. Best things in life are free - man kann auch auf andere Weise zum allgemeinen Wohlgefühl beitragen als durch Geld. Kinder haben diese Erfahrung gerade erst gemacht: Als Baby besaßen sie kein Bankkonto - und waren trotzdem die wichtigste Person im Haus.

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