Leckerer Kakao, erfrischender Jogurt, süße Schokolade oder herzhafter Käse - wenn Kinder nach dem Verzehr von milchhaltigen Lebensmitteln über Bauchschmerzen und Durchfall klagen, vertragen sie möglicherweise den Milchzucker oder das Milcheiweiß nicht. Dann heißt es, bestimmte Lebensmittel zu meiden und Alternativen zu suchen.
Milchallergie oder Milchzuckerunverträglichkeit?
Unter den Begriff der Kuhmilchunverträglichkeit fallen zwei Krankheitsbilder: die Milchzuckerunverträglichkeit (Lactoseintoleranz) und die Kuhmilcheiweiß-Allergie. Patienten mit Milchzuckerunverträglichkeit fehlt das Enzym Lactase, das in der Dünndarmschleimhaut den Milchzucker in seine Bausteine für die Aufnahme ins Blut zerlegt. Der unverdaute Milchzucker gelangt in den Dickdarm, wo er Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall auslöst. Bei der Kuhmilcheiweiß-Allergie bildet das Immunsystem Antikörper gegen Fremdeiweiße aus der Kuhmilch. Diese Abwehrreaktion ruft unterschiedliche Symptome in Magen-Darm-Trakt, Haut, Mund-Rachen-Raum, Lunge und Herz-Kreislauf-System hervor. An welcher Erkrankung Ihr Kind leidet, kann ein erfahrener Allergologe feststellen.
Lactoseintoleranz - nicht jedes Milchprodukt ist tabu
Hat Ihr Kind eine Lactoseintoleranz, braucht es auf Milchprodukte nicht ganz zu verzichten. Oftmals werden diese vertragen, wenn sie in kleinen Portionen zusammen mit anderen Lebensmitteln über den Tag verteilt aufgenommen werden, zum Beispiel mit Grieß als Pudding oder mit Haferflocken als Müsli. Schnitt- und Hartkäse sind praktisch lactosefrei und können ohne Probleme gegessen werden. Liegt nur eine geringe Lactoseintoleranz vor, werden auch gesäuerte Milchprodukte, wie Jogurt und Kefir, gut vertragen. Reagiert Ihr Kind sehr empfindlich auf Lactose, kann es Milch zusammen mit lactasehaltigen Enzympräparaten aus der Apotheke trinken. Oder greifen Sie auf lactosefreie Milch und Milchprodukte aus dem Handel zurück.
Milch - nein, danke!
Bei den kleinen Patienten mit einer Kuhmilchallergie sieht es anders aus. Nicht nur Milch, Jogurt, Käse und andere Milchprodukte sind tabu, sondern auch Lebensmittel, die mit Milch hergestellt werden, wie Eis und Schokolade. Viele Fertigprodukte, die auf den ersten Blick nichts mit Milch zu tun haben, enthalten versteckte Spuren von Milcheiweiß. Eine kuhmilchfreie Kost bedeutet eine große Umstellung in den Ernährungsgewohnheiten, sodass sie nur dann durchgeführt werden sollte, wenn eine Allergie von einem Allergologen tatsächlich nachgewiesen wurde.
Achten Sie aufs Etikett!
Die Allergenkennzeichnung erleichtert es dem Allergiker, in Fertigprodukten "sein Allergen" ausfindig zu machen. Bei Verwendung von Kuhmilch oder elf anderen Zutaten muss ein Hinweis auf der Verpackung angebracht sein - entweder im Produktnamen, in der Zutatenliste oder gesondert an einer anderen Stelle. Für unverpackte Ware, z. B. aus der Bäckerei, Schlachterei, vom Wochenmarkt oder für Speisen aus der Gastronomie, gilt diese Allergenkennzeichnung jedoch nicht. Erkundigen Sie sich daher beim Verkäufer oder Inhaber, ob das Lebensmittel sicher milchfrei ist. Auch die bei Kindern sehr beliebten kleinen Portionspackungen von Schokoriegeln und anderen Süßigkeiten müssen keinen Hinweis auf allergene Zutaten enthalten. Hier sollten Sie einen Blick auf die Umverpackung werfen. Im Zweifelsfall heißt es, auf das Produkt zu verzichten.
Was darf mein Kind noch essen?
Kuhmilch ist reich an hochwertigem Eiweiß, Calcium, Jod und den Vitaminen B2 und D. Gerade ohne Milch und Milchprodukte ist es schwierig, den Bedarf an dem Knochen aufbauenden Mineralstoff Calcium zu decken. Als Ersatz dienen Sojadrinks und -produkte, die mit Calcium angereichert wurden. Doch Vorsicht: Manche Kinder reagieren zusätzlich auf das Sojaeiweiß allergisch. Auch das Milcheiweiß anderer Tiere (Ziege, Stute, Schaf) wird nur von wenigen Kindern mit Kuhmilchallergie vertragen. Testen Sie daher diese Produkte in Rücksprache mit dem Arzt.
Geben Sie Ihrem Kind als Durstlöscher calciumreiches Mineralwasser mit mehr als 300 mg Calcium pro Liter. Auskunft darüber gibt Ihnen die Analyse auf dem Etikett. Weitere Calciumquellen sind bestimmte Gemüsesorten wie z. B. Grünkohl, Brokkoli, Spinat. Die enthaltenen Mengen sind aber im Vergleich zu Milch und angereicherten Produkten gering. Im Zweifelsfall kann die Versorgung mit diesem Mineral durch Tabletten gesichert werden.
Planen Sie zusätzlich zwei- bis dreimal pro Woche eine kleine Fleischmahlzeit (unpaniert, ohne Brüh- und Bockwürste), eine Fisch- und eine Eimahlzeit ein. Zusammen mit Vollkornprodukten, Obst und Gemüse, pflanzlichen Ölen, milchfreier Margarine, Jodsalz und viel Bewegung im Freien sind Sie auf der sicheren Seite, was die Nährstoffversorgung angeht. Bevorzugen Sie frische Produkte. Hier können Sie sicher sein, dass diese milchfrei sind.
Den Alltag meistern
Während die kuhmilchfreie Ernährung zu Hause noch gut zu bewältigen ist, klappt es außerhalb der eigenen vier Wände nicht immer problemlos. Eis, Schokolade, Jogurt und andere Leckereien verlocken, und nicht immer ist es für Ihr Kind einfach zu widerstehen. Folgende Tipps helfen:
- Zeigen Sie Ihrem Kind frühzeitig, welche Lebensmittel es essen darf und welche es meiden soll.
- "Ist da Milch drin?" Lehren Sie Ihr Kind, bei unbekannten Lebensmitteln nachzufragen. Viele Kinder können schon früh eigenverantwortlich mit ihrer Allergie umgehen.
- Klären Sie alle Personen auf, die mit Ihrem Kind Umgang haben. Nutzen Sie dabei auch Elternabende im Kindergarten.
- Verteilen Sie in den Einrichtungen und den Familien, die Ihr Kind besucht, Listen mit Lebensmitteln, die Ihr Kind nicht essen darf und die es ohne Probleme zu sich nehmen kann.
- Damit Ihr Kind bei Feiern und anderen Anlässen im Kindergarten nicht zuschauen muss, sollten dort milchfreie Produkte vorrätig sein.
- Fragen Sie bei Geburtstagseinladungen die Eltern des Geburtstagskindes, ob diese einen milchfreien Kuchen backen wollen. Oder Sie geben Ihrem Kind von zu Hause etwas Geeignetes mit. Wird der Kuchen von allen Kindern gegessen, fühlt es sich nicht ausgegrenzt.
- Eine "Extrawurst" für Ihr Kind ist auch zu Hause nicht immer sinnvoll. Kochen und backen Sie so oft wie möglich milchfreie Speisen, die von allen gegessen werden.