Hörgeräte für KinderUnser Kind hört nicht

Das Hören ist einer der wichtigsten Sinne für die Sprachentwicklung Ihres Kindes. Schwerhörigkeit bei Kindern ist ein Problem, das rechtzeitig erkannt und schnell behoben werden sollte.

Unser Kind hört nicht
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Bei der Geburt stehen den Neugeborenen fünf weit offene Sinne zur Verfügung, um Informationen zu empfangen. Dadurch lernt das Kind, sich in seiner Umwelt zu orientieren. Für die Sprachentwicklung und das Sprachverstehen ist das Ohr das wichtigste Sinnesorgan. Die Früherkennung einer Hörschädigung ist daher von größter Bedeutung. Wir haben die Pädakustikerin Nadine Schimke (spezialisiert auf Kinder-Hörgeräte-Anpassungen bei KIND Hörgeräte in Hannover)zu ihrer Arbeit mit den hörgeschädigten Kindern befragt.

Wie alt sind die Kinder in der Regel, wenn sie zu Ihnen kommen?
Durch das Neugeborenen-Screening, das in Niedersachsen im Rahmen einer Feldstudie durchgeführt wird, fallen in den ersten zwei Lebensjahren nicht mehr nur die hochgradig schwerhörigen Kinder auf, sondern auch die leicht- bis mittelgradigen. Durch eine Hörgeräte-Anpassung in diesem Zeitraum ist sichergestellt, dass die Sprachanbahnung und die damit verbundene Entwicklung des Kindes positiv beeinflusst wird.

Was geschieht beim ersten Termin im Fachgeschäft?
Wesentlicher Inhalt des ersten Termins ist die umfassende Aufklärung der Eltern. Gezielte Informationen über Möglichkeiten und Ablauf der modernen kindgerechten Hörgeräte-Anpassung dienen dem gezielten Abbau von Informationsdefiziten und beziehen die Eltern als wichtigen Partner in die Hörgeräte-Anpassung mit ein.

Der individuellen Aufnahme aller notwendigen Informationen aus der audiologischen Diagnostik, Besonderheiten der Anatomie usw. folgen weitere Termine, um das Kind für die Hörgeräte-Anpassung vorzubereiten. In Abhängigkeit vom Alter des Kindes wird spielerisch versucht, eine Hörverlustkurve zu erstellen, um Aussagen über den exakten Grad der Schwerhörigkeit zu machen.

Wie geht das vor sich, besonders wenn die Kinder noch sehr klein sind?
Die Beobachtung des Kleinkindes, das noch nicht "mitarbeiten" kann, hilft mir, Hörreaktionen während der Beschallung mit unterschiedlichsten Signalen, zum Beispiel Kinderlieder, Töne und Geräusche zu erkennen. Ich achte zum Beispiel auf die Hinwendung zur Schallquelle, die Atmung, auf Lidreflexe und Mimik des Kindes.

Zu beachten ist, dass Kinder nur kurzzeitig (maximal 10 - 20 min.) konzentriert an diesen Tests teilnehmen. Dies und die Notwendigkeit, dass das Kind Freude an den Messungen haben soll, macht eine größere Anzahl von gemeinsamen Sitzungen notwendig.

Zu einem späteren Zeitpunkt werden diese Tests mit Hörgeräten durchgeführt, so dass aus den Unterschieden der Hörgewinn ersichtlich wird. Anschließend werden die Eltern gebeten, ihr Kind mit Hilfe von konkreten Fragestellungen in den nächsten Tagen aufmerksam zu beobachten. Ich erkläre ihnen die Bedienung und Handhabung der Hörgeräte und gebe ihnen nützliche Verhaltensempfehlungen.

Und welche Änderungen gibt es bei älteren Kindern?
Bei älteren Kindern setze ich die so genannte Spielaudiometrie ein. Dabei werden den Kindern über Kopfhörer Töne vorgespielt. Sobald das Kind einen Ton wahrnimmt, wird es zu einer spielerischen Handlung animiert. Die Ergebnisse müssen allerdings mehrfach überprüft werden, um die Verlässlichkeit zu erhöhen. Zusätzlich wird mit kindgerechten Tests das Sprachvermögen getestet. Dabei werden Worte aus der altersspezifischen Erfahrungswelt des Kindes vorgespielt und mit Bildern verknüpft. Vorschul- und Schulkinder hingegen sprechen verstandene Worte einfach nach.

Wie geht es weiter, wenn das richtige Hörgerät gefunden ist?
Die ausgewählten Hörgeräte können ebenso wie die individuellen Maßohrstücke bunt eingefärbt oder mit lustigen Motiven ausgestattet werden. Dies erhöht die Akzeptanz der Hörgeräte bei den Kindern. In den folgenden Wochen bin ich sehr auf die weiteren Beobachtungen der Eltern angewiesen. Ältere Kinder halten auf einem "Wunschzettel" fest, was ihnen mit den Hörgeräten aufgefallen ist. Die Beobachtungen und Wünsche sind die Basis für die "gleitende Hörgeräteanpassung", die viel Feingefühl für die weitere Optimierung der Programmierung erfordert. Zusätzlich werden objektive Messverfahren eingesetzt, die das Übertragungsverhalten der Hörgeräte im Ohr darstellen. Pro Woche wird ein Termin zur Kontrolle und Besprechung vereinbart. Die Kinder müssen sich an das Hören mit den Hörgeräten gewöhnen und lernen, die Geräusche in ihre Erfahrungswelt zu integrieren. Ziel ist es, dass die Kinder die Hörgeräte den ganzen Tag tragen und als Teil von sich akzeptieren.

Was leisten Hörgeräte, was leisten sie nicht?
Insbesondere durch die Digitalisierung und Verkleinerung wurden die Hörgeräte für Kinder in den letzten Jahren immer weiter optimiert. Flexible Programmierbarkeit, direkte Anschlussmöglichkeiten für externe Zusatzgeräte, Umschalttaster für Mikrofon und Sicherheitssysteme wie zum Beispiel die Batteriefachsicherung und die Deaktivierung von Lautstärkestellern sind wesentliche Aspekte. Moderne kindgerechte Hörgeräte gewährleisten maximalen Hörkomfort, um den entwicklungsbedingt veränderten Bedürfnissen jederzeit gerecht zu werden und ein maximales Sprachverstehen zu ermöglichen. Eine optimal unterstützende Frühförderung des Kindes (Eltern/Pädagogen in speziellen Einrichtungen) im Sinne eines Hörtrainings ist zusätzlich sinnvoll.

Übernehmen die Krankenkassen die Kosten?
Die soziale Bedeutung der Hörgeräte-Anpassung bei Kindern wird auch in der Höhe der Kostenübernahme durch die Kostenträger deutlich. Das Kostenübernahmeniveau liegt bei gesetzlichen Kostenträgern deutlich über dem Festbetragsniveau in der Hörgeräte-Anpassung bei Erwachsenen.

Welchen Rat geben Sie Eltern mit auf den Weg?
Ich bitte die Eltern, aufmerksam die regelmäßigen (vierteljährlichen) Servicetermine wahrzunehmen, um eine dauerhaft einwandfreie Funktion der Hörgeräte sicherzustellen und notwendige Änderungen in der Programmierung vorzunehmen. Diese Nachsorge ist zwar mit Aufwand für die Eltern verbunden, aber sie werden durch tolle Fortschritte ihres Kindes mehr als belohnt.

Die Fragen stellte Susanne Lindau.

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