Lärm und seine Auswirkungen auf KinderRuhe jetzt!

Lärm macht krank. Auch unsere Kinder erleiden hohen Stress bei stetig hohem Lärmpegel. Darum sollten Eltern von Anfang an versuchen, die Lärmbelästigung für ihr Kind so gering wie möglich zu halten.

Lärm und seine Auswirkungen auf Kinder: Ruhe jetzt!
© Pavel Losevsky - Fotolia.de

Lärm schadet nicht nur Erwachsenen - auch Kinder sind gefährdet. Lernschwierigkeiten, Bluthochdruck, Stress und Schwerhörigkeit sind die Folgen von Lärm dem wir täglich insbesondere im Straßenverkehr, aber auch im Freizeitbereich ausgesetzt sind. Weil der Gesetzgeber nur wenig unternimmt, um Lärm zu mindern, sollten Sie selber für sich und Ihre Kinder Schutzmaßnahmen ergreifen.

Immer mehr Geräusche strömen täglich auf uns und unsere Kinder ein. Autobahnlärm, Handy-Klingeltöne, piepende U-Bahn-Türen, subtiles Rauschen der Computer - in ganz Europa hat der Lärm im Vergleich zu den 50er Jahren um das 30fache zugenommen, laut Karl Karst vom Verein "Initiative Hören". Der Mediziner Robert Koch hatte bereits vor über 100 Jahren prophezeit: "Das größte Problem der Menschheit werden einmal nicht die Seuchen sein, es wird der Lärm sein."

Die Gesundheit des Menschen leidet ab einem Lärmpegel von 90 Dezibel (db). Ein leises Gespräch hat etwa 40 db, ein Radio auf Zimmerlautstärke sendet 60 db, laute Schulklassen produzieren Lärm von bis zu 75 db, ein Presslufthammer arbeitet in einer Lautstärke von 90 bis 110 db. Die Unterschiede sind dabei in unserem Hörempfinden größer als die Zahlen vermuten lassen: Ein Anstieg von 10 db verdoppelt die subjektiv empfundene Lautstärke (Wikipedia).

Besonders Verkehrslärm wird laut einer Studie des Robert-Koch-Instituts als störend empfunden. Menschen, die nachts neben einer Autobahn oder in Hörweite eines Flughafens schlafen müssen, leiden häufiger an Bluthochdruck. Auch Allergien, Migräne oder Schwerhörigkeit und Tinnitus können auf das Lärm-Konto gehen.

Lärm stresst auch Kinder

Kinder leiden ebenso unter Lärm, sind aber entgegen einer weit verbreiteten Annahme etwa um 10 db weniger empfindlich als Erwachsene. Deshalb fühlen sie sich nicht so schnell durch Lärm gestört und auch das Herz-Kreislauf-System leidet bei gleicher Lautstärke bei Erwachsenen stärker als beim Nachwuchs.

Trotzdem schadet Lärm auch Kindern erheblich. Laute Hintergrundgeräusche beeinträchtigen im Säuglingsalter beispielsweise die Gehirnentwicklung und verschlechtern so die Hör- und Sprachfähigkeit. Auch Kleinkinder lernen weniger gut sprechen, wenn Radio oder Fernseher ständig laufen. Denn dann können sie nur schwer die Worte ihrer Eltern oder ErzieherInnen aus dem Umgebungslärm herausfiltern; und Sprechen lernen Kinder durch Zuhören.

Eine Münchner Studie aus dem Jahre 2002 zeigte, dass Fluglärm auch dem Gedächtnis von Kindern schadet. Kinder, die in der Einflugschneise des Erdinger Flughafens lebten, konnten sich weniger merken und lernten langsamer lesen als ihre dem Fluglärm nicht ausgesetzten Altersgenossen. Eine aktuelle britische Studie zeigte zudem, dass Flug- und Autolärm neun- bis zehnjährige Kinder unter Stress setzt.

Auch der Lärm, dem Kinder in Kindergärten und Schulen ausgesetzt sind, macht sich körperlich bemerkbar: Deutsche Forscher zeigten, dass Kinder aus lauten Einrichtungen leicht erhöhten Blutdruck haben. Vorsicht ist auch bei Spielzeug geboten. Trillerpfeifen, Silvester-Kracher oder Kinderpistolen sind mit mehr als 130 db lauter als ein Rockkonzert. "Bereits jedes zehnte Kind im Grundschulalter hat deshalb einen Hörschaden," so Professor Gerald Fleischer von der Justus-Liebig-Universität in Gießen.

Lärmschutz kann schon im Alltag beginnen

Doch wie kann man sich schützen? Der Gesetzgeber schreibt zwar für Straßen- und Fluglärm einige Regeln vor - in Einflugschneisen beispielsweise muss der Flughafenbetreiber Schallschutzfenster finanzieren. Viele Ärzte meinen jedoch, dass diese Maßnahmen unzureichend sind. Laut der Weltgesundheitsorganisation (WHO) leben in Deutschland 15 Millionen Menschen mit zu hohen Schallpegeln, die vor allem von Straßenverkehr herrühren. Durch eine Minderung der Geräusche um 10 dB könnten die Gesundheitsgefahren deutlich reduziert werden, so die Experten der WHO.

Ganz konkret könnte ein sogenannter Flüsterbelag auf Straßen Lärmstress reduzieren. Auch in der Schule könnte man Lärm zum Beispiel dadurch eindämmen, dass Unterrichtsräume nach raumakustischen Gesichtspunkten saniert werden oder bereits Schulanfänger durch ein Verhaltenstraining lernen, auf ihre Lautstärke zu achten. In der Entwicklung von Geräten in Haushalt und Beruf wird Schallschutz heute oft schon berücksichtigt.

Aber im Freizeitbereich muss sich jeder selber durch einige Vorsichtsmaßnahmen schützen:

  • Probieren Sie lautes Kinderspielzeug vor dem Kauf an den eigenen Ohren aus.
  • Achten Sie darauf, dass Ihre Kinder den Walkman immer sehr leise drehen.
  • Lassen Sie Radio und Fernseher nicht nebenher laufen.
  • Schaffen Sie sich und Ihren Kinder Ruheinseln: schon 10 Minuten Entspannung helfen.
  • Machen Sie öfter Urlaub mit Ihrer Familie.
  • Holen Sie sich Hilfe aus dem Gemüseladen oder dem eigenen Garten: Vitalstoffe senken den Blutdruck und stärken das Immunsystem - das ist Ohrschutz pur.
  • Trällern Sie ein Liedchen : Wer singt, versetzt den Körper in Schwingung und entspannt das empfindliche Gehör-System.
  • Sorgen Sie für einen erholsamen Tiefschlaf indem Sie die Schlafzimmer kühl halten, Handys, schnurlose Telefone oder Laptops mit WLAN- Technik (Elektrosmog!) verbannen und auf gute Matratzen achten.

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