Die letzte halbe Stunde vor dem Zu-Bett-Gehen ist dabei besonders wichtig. Der Tag mit seiner Aktivität sollte sich langsam verabschieden, damit Ruhe einkehren kann. Dabei sollte der Übergang vom Tag zur Nacht deutlich werden: Alles wird leiser, langsamer, behutsamer und dunkler. Dazu gehört eine kleine Geschichte, ein bekanntes Schlaflied, ein Gebet, ein Gute-Nacht-Kuss, das Kuscheltier oder die Spieluhr.
Alle Kinder brauchen ein individuelles Ritual am Abend. Sich einkuscheln, träumen, durchschlafen und Kräfte sammeln für den neuen Tag - so sollte es sein, so ist es aber leider nicht immer.
Eltern machen die Erfahrung, dass Kinder auf sehr unterschiedliche Weise zur Ruhe kommen und dass es manchmal auch gar nicht gelingt. Damit es nicht jeden Abend ein Riesentheater gibt, können Eltern und Kinder lernen, mit dem Thema Schlaf umzugehen. Das geht nicht so leicht wie es in manchen Büchern beschrieben wird, denn ein allgemein gültiges Rezept gibt es nicht, wenn es um Kinder geht. Kinder sind individuelle Persönlichkeiten, Mütter und Väter auch. Sie müssen ihre Form des Zusammenlebens erst finden. Kinder können das Einschlafen und Durchschlafen jedoch lernen, und zwar Schritt für Schritt. Dabei brauchen sie unsere Begleitung. Nehmen wir sie an der Hand wie beim Laufen lernen.
Den Rhythmus von Tag und Nacht erleben
Wichtig ist, dass Kinder von Anfang an den Unterschied zwischen Tag und Nacht ganz selbstverständlich erleben. Nachts gibt es kein helles Licht, keine Spiele und keine Mahlzeiten. Die Stimmen sind gedämpft und störende Geräusche sollten so gut wie mögliche ferngehalten werden. Schon ganz kleinen Kindern ist es eine große Hilfe, wenn es feste Schlafenszeiten und gleich bleibende Rituale gibt. Sie sind keine Einschränkung, sondern wie ein Geländer, an dem man sich festhalten und orientieren kann. Sie schaffen einen Rhythmus, der den Kindern vertraut wird, geben Sicherheit, nehmen Angst und vermeiden Streit und endlose Diskussionen.
Ein guter Platz für eine gute Nacht ist für Kinder genauso wichtig. Manchmal geht es schneller, das Kind auf dem Arm einschlafen zu lassen oder mit dem Auto eine Runde zu fahren. Dann macht das Kinder allerdings nicht die Erfahrung: Hier ist mein Bett, hier ist mein Platz zum Schlafen, hier schlafe ich immer ein und wache auch wieder auf. Denn wenn das Kind nachts aufwacht, befindet es sich an einem anderen Ort als der, an dem es eingeschlafen ist. Der schaukelnde Arm oder das Motorengeräusch sind nicht mehr da und dann kann es vielleicht nicht wieder einschlafen. Besser finden Kinder alleine in den Schlaf, wenn alles um sie herum vertraut ist.
Einschlafen heißt Loslassen können
Eltern müssen selbst entscheiden, ob und mit welchem Gute-Nacht-Ritual sie ihrem Kind wirklich beim Einschlafen helfen. Denn wenn sie sich sehr viel Zeit für die abendliche Zeremonie nehmen (noch eine Geschichte, noch ein Lied, noch ein Glas Wasser) machen sie ihrem Kind den Abschied vielleicht nur schwerer. Wenn die ganze Familie schon Angst vor dem Zu-Bett-Bringen hat, lässt sich dem Kind kaum mehr vermitteln, dass die Nacht und der Schlaf etwas Wunderbares sind, weil wir da Kräfte sammeln für den neuen Tag, dass Tag und Nacht zusammen gehören wie das Ein- und Ausatmen, dass der Tag kommt und geht, die Nacht kommt und geht wie der Atem kommt und geht, ganz von alleine. Wir spielen, essen und trinken am Tag und wir schlafen in der Nacht - das ist der Rhythmus. Wenn Sie das Gefühl haben, dass der schlechte Schlaf die Beziehung zu Ihrem Kind belastet, sollten Sie die Situation unbedingt ändern. Schaffen Sie klare Regeln und Rituale und setzen Sie diese durch - nach einer Weile werden Sie und Ihr Kind wieder in den natürlichen Schlafrhythmus finden.