Warum Kinder einnässen
Einnässen kann verschiedene Ursachen haben. Völlig unbedenklich ist das Spieleifernässen, ein meist kurzes Übergangsstadium auf dem Weg zur perfekten Blasenkontrolle. Kinder, die sehr aktiv sind oder intensiv spielen, zögern einen nötigen Toilettengang oft möglichst lange hinaus, um ja nichts Spannendes zu versäumen - bis es zu spät ist und die volle Blase überläuft. Eltern können hier Vorsorge treffen, wenn sie ihr Kind vor Spielaktionen zur Toilette schicken und auf Anzeichen von Harndrang (wie Trippeln, Zusammenpressen der Schenkel) aufmerksam machen. Das wirkt schnell, vor allem, wenn das Kind einsieht, dass ein Toilettenbesuch letztlich weniger Zeit kostet als ein Kleiderwechsel.
Enuresis nennt man das unwillkürliche Einnässen ohne funktionelle oder organische Gründe. Hier findet eine normale, weitgehend vollständige Blasenentleerung statt, nur am falschen Platz und zur falschen Zeit. Die Harnabgabe selbst ist unauffällig. Der weitaus größte Teil der einnässenden Kinder hat eine Enuresis.
Von einer normalen Blasenentleerung kann man bei einer Harninkontinenz (siehe Kasten: Formen der Harninkontinenz) nicht sprechen. Der ungewollte Harnabgang verläuft auffällig. Körperliche Störungen oder Fehlfunktionen im Nieren-, Blasen- und Harnwegsbereich sind die Ursache.
Formen der Harninkontinenz
- Zur Harninkontinenz gehört zum Beispiel die Dranginkontinenz: Die Muskulatur, die für die Entleerung der Harnblase sorgt, ist überaktiv und zieht sich zusammen, noch bevor die Blase voll ist. Immer wieder gehen kleine Urinmengen ab, gegen die sich das Kind nur mit Haltemanövern zeitweilig wehren kann. Die Hose ist nass, obwohl das Kind bis zu 20-mal am Tag zur Toilette rennt. Häufiger Restharn in der Blase ist der ideale Nährboden für Bakterien; es kommt immer wieder zu Entzündungen.
- Unterdrückt ein Kind aus Angst oder aggressiven Impulsen bei Harndrang einen Toilettengang bis es zu einem spontanen Harnabgang kommt, spricht der Kinderarzt von einer Inkontinenz bei Miktionsaufschub*.
- Noch ein anderer Fall ist die Detrusor-Sphinkter-Dyskoordination. Hier ist das komplizierte Wechselspiel zwischen Blasenwandmuskulatur und Blasenschließmuskel gestört. Entspannt sich zum Beispiel der äußere Schließmuskel während der Harnabgabe nicht, wird die Blasenentleerung dadurch mehrfach unterbrochen. Sie ist dann vom Kind nicht mehr kontrollierbar.
Bei allen einnässenden Kindern sollte nach dem 5. Geburtstag geklärt werden, ob eine Enuresis oder eine Inkontinenz vorliegt (siehe Kasten: Standard-Diagnostik für einnässende Kinder).
Standard-Diagnostik für einnässende Kinder
Das Vorgehen der Kinderärzte ist weitgehend einheitlich:
- Ist das Kind dem Kinderarzt nicht bekannt, startet er mit einer Untersuchung des Genitalbereichs, der Wirbelsäule und der unteren Extremitäten, um Fehlbildungen und neurogene Störungen ausschließen zu können.
- Dann erhebt er eine Krankengeschichte, bei der Informationen zur Sauberkeitsentwicklung und zum Einnässen selbst ganz wichtig sind, z. B.:
- wann und wie häufig nässt das Kind ein?
- war das Kind bereits einige Monate trocken? Wie kam es zum erneuten Einnässen?
- zeigt das Kind Haltemanöver, Anzeichen heftigen Drangs, Pressen vor der Miktion oder einen stotternden, schwachen Strahl?
- welche Behandlungen sowie familiären Anti-Enuresis-Programme wie Wecken, Abheben, Flüssigkeitseinschränkung wurden bereits durchgeführt?
- Auch das Befinden des Kindes wird erfragt, z. B.:
- leidet das Kind unter dem Einnässen, wird es von Gleichaltrigen gemieden?
- liegen kritische Lebensereignisse vor, wie bewältigt das Kind den Alltag?
- besteht ein Verdacht auf psychische Störungen?
- Die Einstellung der Eltern zum Kind und zum Einnässen kann wichtige Hinweise geben.
- Oft lassen Ärzte ein Kind mit Hilfe der Eltern ein 24-Stunden-Miktionsprotokoll führen. Während eines gesamten Tages sollen sie die Uhrzeit aller Toilettengänge, die jeweils abgegebene Urinmenge, die Zahl der Einnäss-Zwischenfälle, die Trinkmenge am Messtag sowie Besonderheiten beim Wasserlassen notieren.
- Immer wird der Urin untersucht.
- Je nach Praxisausstattung und Einnäss-Situation macht der Arzt eine Ultraschall-Untersuchung, um funktionelle Veränderungen erfassen zu können. Oder er misst mit einer Uroflow-Untersuchung den Harnstrahl.
*Miktion: Harnlassen, Anm. d. Redaktion
Was tun gegen Einnässen?
Liegt eine Inkontinenz vor, so behandeln Kinderärzte, Kinderurologen oder Kinderpsychiater je nach Funktionsstörung meist mit unterschiedlichen Medikamenten oder Toiletten-Training. Nur bei einem massiven Krankheitsverdacht stehen weitere Untersuchungen an.
Liegt eine Enuresis vor, also keine Fehlfunktion, Fehlbildung oder Erkrankung, die für das Einnässen verantwortlich ist, sind blasenorientierte Therapiemaßnahmen unangebracht.
Es ist wichtig, Licht ins Einnässdunkel zu bringen
Kann durch Flüssigkeitseinschränkung am Nachmittag, Trinkverbot am Abend und nächtliches Wecken eine Enuresis beendet werden? fragen Eltern häufig. Nein, denn das Einnässen passiert nicht aufgrund einer zu kleinen, zu schwachen oder zu vollen Blase, sondern unabhängig von der Blasenfüllmenge. Ursache sind oft Ereignisse, die das Kind belasten. Ein Kalender, in den Eltern gemeinsam mit ihren Kindern stichwortartig den Tagesverlauf und dann die Bilanz "trocken" oder "nass" eintragen, offenbart schnell, welche Vorkommnisse es sind, die das Kind einnässen lassen. Aber auch, welche positiven Ereignisse trockene Nächte oder Tage ohne Zwischenfall zur Folge haben.
Der neue Weg zum Trockenwerden
Beenden Sie alle erfolglosen Therapieversuche, sehen Sie nicht nur die Blase, sondern das ganze Kind, werden Sie hellhörig für seinen Kummer, helfen Sie ihm, seine Erlebnisse besser zu bewältigen - und geben sie ihm die Verantwortung über seine Blase zurück. Geben Sie Ihren Job als Blasen-Kontrolleur auf und arbeiten Sie sich über die Stufe des Belastungs-Detektivs zum Sorgenmanager hoch. Ihr Kind wird trocken und selbstbewusst.